Verordnung über Verpackungen

EU will Kaffeekapseln an den Kragen

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von Leslie Haeny und rja

In der EU könnte ein Verbot für Kaffeekapseln aus Aluminium und Plastik zustande kommen. In einem Verordnungsentwurf zu Verpackungen ist vorgesehen, dass nur noch kompostierbare Kaffeekapseln verkauft werden. Daran stört sich die European Coffee Federation, der auch Nestlé angehört.

(Source: Jesper Brouwers / Unsplash)
(Source: Jesper Brouwers / Unsplash)

Geht es nach der EU-Kommission, könnte bald Schluss sein mit Kaffeekapseln aus Plastik und Aluminium. Die Kommission hat einen Verordnungsentwurf zu Verpackungen und Verpackungsabfällen vorgelegt, der auch den beliebten Wachmacher betrifft. "Die steigende Verwendung von Verpackungen in Verbindung mit niedrigen Wiederverwendungs- und Recyclingquoten behindert die Entwicklung einer CO2-armen Kreislaufwirtschaft", heisst es im Text.

Der Verordnungsentwurf sieht unter anderem vor, dass Kaffeekapseln 24 Monate nach Inkrafttreten der Verordnung kompostierbar sein müssen. Obwohl die Schweiz nicht zur EU zählt, hätte die Verordnung - sollte sie tatsächlich umgesetzt werden - wohl auch hierzulande Folgen. Hiesige Anbieter von Kapseln, die nicht bloss den Schweizer Markt bedienen, müssten ihre Strategie und Materialwahl überdenken.

Einer dieser Anbieter ist die Nestlé-Marke Nespresso. Gegenüber der "NZZ" habe der Konzern betont, mehr als 300 Millionen Franken ins Recycling von Nespressokapseln zu investieren. Allerdings variiere die Recyclingquote stark nach Region. In der Schweiz würden über 70 Prozent der Kaffeekapseln recycelt, weltweit liege die Quote jedoch erst bei 30 Prozent. 

Auch eine höhere Recyclingquote würde dem Konzern jedoch nichts nützen, da die Verordnung explizit nach kompostierbaren Kaffeekapseln verlangt. Nespresso hatte bereits Ende 2022 angekündigt, dass es ab Frühling 2023 kompostierbare Kaffeekapseln aus Papier geben werde, scheint dieses Vorhaben allerdings noch nicht in die Tat umgesetzt zu haben. Auf der Nespresso-Website steht unter dem Reiter "Nachhaltigkeit" noch immer, dass die Papierkapseln "in einigen Monaten in Ihren Nespresso-Boutiquen" erhältlich sein werden. 

Kaffeeverband zweifelt Effektivität an

Nestlé ist Teil des Branchenverbandes European Coffee Federation. Dieser wehrt sich laut "NZZ" gegen das drohende Alu- und Plastikkapselverbot. Wie es in einer Stellungnahme des Verbandes heisst, gibt es keinen Beweis dafür, dass kompostierbare Verpackungen in Bezug auf die Umwelt besser abschneiden als Recyclinglösungen. Die Kaffeeindustrie sollte laut Verband die Freiheit der Materialwahl haben. "Aufgrund der hohen Extraktionseffizienz wird weniger gerösteter und gemahlener Kaffee benötigt, um die Tasse zu brühen, als bei Filter- oder Espresso-Kaffee", heisst es zudem bezüglich Kapselkaffee. 

Laut "NZZ" ist die Klimabilanz von Nespresso-Kapseln und Filterkaffee in der Schweiz tatsächlich gleich. Beide Arten der Kaffeezubereitung verursachten über den kompletten Lebenszyklus des Kaffees - vom Anbau bis zur Entsorgung - rund 100 Gramm CO2 pro Tasse. Weit schlechter schneide eine Tasse Kaffee aus dem Vollautomaten ab. Sie verursache rund 30 Prozent mehr Treibhausgase. In der Mokkakanne zubereiteter Kaffee verursache leicht mehr CO2 als Filter- respektive Kapselkaffee. Die "NZZ" hält aber auch fest, dass Herstellung und Entsorgung von Nespresso-Kapseln rund 15 Prozent zum gesamten Klimafussabdruck des Kapselkaffees beitragen.     

Die Migros hat vergangenes Jahr ein Kaffeesystem vorgestellt, dass Bälle statt Kapseln verwendet. Die gepressten Bälle von CoffeeB sind dabei komplett kompostierbar. Die Kundschaft übte jedoch Kritik an der neuen Kaffeemaschine. Stimmen zu technischen Problemen, Kaffee mit komischem Geschmack und billiger Verarbeitung wurden laut.

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