Generalversammlung 2022

MMTS wählt, zählt und bildet

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von Leslie Haeny und jor

Am 9. Mai hat die Generalversammlung des Berufsverbandes Multimedia Tec Swiss stattgefunden. Abgesehen von Wahlen und Finanzen stand auch das Thema Bildung auf der Agenda. So sprach der Verband über die Revision eines Berufsbildes, zeigte ein komplett Neues und gewährte einen Blick ins Labor angehender Multimediaelektroniker.

Gemeinsam mit den Lernenden sind am Morgen des 9. Mai auch die Mitglieder des Multimedia Tec Swiss (MMTS) im Berufsbildungszentrum Wirtschaft, Informatik und Technik (BBZW) in Sursee eingetrudelt. Denn der Verband hatte zu seiner 98. Generalversammlung geladen - nach zwei Jahren endlich wieder vor Ort. Den Standort wählte der MMTS nicht zufällig. Wie Zentralpräsident Bruno Schöllkopf sagte, ist das BBZW eine der Stätten, die neue Talente fördere und hervorbringe. Laut Rektor Stefan Fleischlin hat es sich das Berufsbildungszentrum zum Ziel gesetzt, die Bildungsstätte für Multimediaelektronik zu werden. Vor einem Jahr machten lediglich 12 Jugendliche die entsprechende Ausbildung in Sursee, mittlerweise seien es 31. "Wir möchten hier einen Beitrag für die Multimediaelektronik leisten und dem Fachkräftemangel entgegenwirken", sagte der Rektor.

BBZW-Rektor Stefan Fleischlin. (Source: Netzmedien)

MMTS krempelt Berufsprofil des Multimediaelektronikers um

Doch die MMTS-Mitglieder waren nicht nur in die Luzerner Kleinstadt gekommen, um sich das BBZW anzusehen. Es standen einige Traktanden auf dem Programm. Darunter die Totalrevision des Berufsbildes des Multimediaelektronikers. Laut Vorstandsmitglied Christoph Widler soll die gesamte Reform bis 2024 vollzogen sein. Ein so grosses Projekt ist keine günstige Angelegenheit, weshalb der MMTS seinen Mitgliedern vorschlug, ab 2023 für die darauffolgenden drei Jahre einen Sonderbeitrag von 100 Franken zu leisten. Die anwesenden Stimmberechtigten nahmen den Vorschlag an, bei wenigen Enthaltungen und keinen Gegenstimmen.

Apropos Finanzen: Für deren Präsentation war Thomas Gründler, ebenfalls Mitglied des Vorstandes, zuständig. Er gab auch gleich Entwarnung: "Das grosse C gehörte 2021 nicht zu den Hauptthemen." Laut Gründler machte der Verband einen "kleinen Verlust" von 780 Franken gegenüber dem Vorjahr. Für 2022 werde ein Brocken des Budgets in die Revision des bereits angesprochenen Berufsbildes des Multimediaelektronikers fliessen. Zwar unterstützt der Bund das Projekt mit insgesamt 120'000 Franken (über die gesamte Revisionszeit hinweg), trotzdem rechnet der Verband mit einem Verlust von rund 23'500 Franken für das laufende Jahr. Der Verlust werde jedoch aufgefangen, indem der MMTS Rückvergütungen aus den vergangenen Jahren auflöst.

Thomas Gründler erläutert die Finanzen. (Source: Netzmedien)

Den weniger zahlenlastigen Rück- und Ausblick auf die Jahre 2021 und 2022 übernahm wieder der Zentralpräsident. Vergangenes Jahr stiessen mit Auviso, Novis Electronics, Stilus, Octamas, Tingo und GA Weissenstein sechs neue Mitglieder zum Verband. Der MMTS musste jedoch auch acht Kündigungen hinnehmen.

Pilotprojekt für Sektionspräsidium

Laut Schöllkopf wird es immer schwieriger, Nachfolger für die Sektionspräsidien zu finden. Die Besetzung des Präsidiums in der Zentralschweiz war seit längerem offen. Daher startete der MMTS ein Pilotprojekt. In dessen Zuge führte der Verband eine Delegationsfunktion ein. Delegierte seien vom administrativen Aufwand befreit und könnten so die Energie auf das lokale Netzwerk konzentrieren und die Interessen der Zentralschweiz wahrnehmen und in den Zentralverband einbringen. Erweist sich das Projekt als erfolgreich, will es der MMTS auch in den anderen Sektionen umsetzen.

MMTS-Zentralpräsident Bruno Schöllkopf. (Source: Netzmedien)

"Es wird gewünscht, dass der Vorstand jünger wird", sagte Schöllkopf. Daher will der Verband eine Amtszeitbeschränkung einführen. Diese hätte bereits dieses Jahr in Kraft treten sollen, wird nun aber auf 2023 verschoben, damit es eine gebührende Qualität an Nachfolgern gebe. "Das darf dann Christoph als mein Nachfolger in die Wege leiten", sagte Schöllkopf, denn Christoph Widler wird nächstes Jahr die Funktion des Zentralpräsidenten übernehmen.

Wie üblich standen auch einige Wahlen respektive Wiederwahlen an. So wählten die stimmberechtigten Mitglieder Christoph Widler und Markus Haller erneut in den Vorstand. Mehr zu den Wahlen und Rücktritten sehen Sie in der Tabelle:

Damit war die Generalversammlung 2022 abgeschlossen und das Sandwich-Buffet eröffnet. Doch der Tag im BBZW war noch nicht vorbei.

Eine Berufslehre für E-Commerce-Spezialisten

Gut gestärkt starteten die Teilnehmenden ins Nachmittagsprogramm. Teil davon war der Vortrag von Danilo Pasquinelli, Leiter Berufsbildung bei Swissavant. Er stellte die neue Berufslehre E-Commerce vor. Wie Pasquinelli erklärte, handelt es sich dabei um ein komplementäres Berufsfeld. Soll heissen, dass sich der Lehrgang nicht auf eine einzige Branche beschränkt. Sowohl in der Tourismusbranche, im Bankenwesen als auch im Fachhandel werden E-Commerce-Spezialistinnen und -Spezialisten gebraucht.

Danilo Pasquinelli, Leiter Berufsbildung bei Swissavant. (Source: Netzmedien)

In Deutschland und Österreich gebe es die Ausbildung bereits seit 2018. "Weil es in der Schweiz keine Fachleute gibt, holt man sich die Absolventen aus den Nachbarländern. Damit machen wir das 'Törli' für unsere jungen Menschen zu", sagte Pasquinelli. In der Schweiz soll die neue Berufslehre im August 2024 starten. Um das Projekt ins Rollen zu bringen, ist die Dachorganisation E-Com in der Mache. Die Gründung ist auf Herbst 2022 angesetzt. Weitere Informationen zur Ausbildung finden Sie auf e-commerce-lehre.ch.

Smarthome-Geräte sollen eine gemeinsame Sprache sprechen

Einen Stock weiter oben informierte Christian Baumeister, Senior Manager International Sales & Business Development bei EVE Systems, über Thread und Matter. Bei ersterem handelt es sich um ein IP-basiertes Netzwerkprotokoll für IoT-Geräte. Laut Baumeister hatten alle Smarthome-Übertragungsprotokolle (Bluetooth, WLAN und Zigbee) gewisse Nachteile. Thread büsse dagegen keine Leistungsfähigkeit ein, sei zuverlässig, sicher und Herstellerübergreifend.

Christian Baumeister, Senior Manager International Sales & Business Development bei EVE Systems. (Source: Netzmedien)

Herstellerübergreifend soll auch der neue Smathome-Standard Matter werden. "Wir brauchen eine gemeinsame Sprache fürs Smarthome, weil die Komplexität für die Kundschaft zu hoch ist", sagte Baumeister. Die jeweiligen Ökosysteme wie Apple Home Kit, Samsung Smartthings, Google Home und Co. werden weiter bestehen. Matter soll aber laut Baumeister dafür sorgen, dass sie mit den Geräten eine einheitliche Sprache sprechen. Matter-Geräte kommunizierten über WLAN, Thread oder entsprechende Bridges.

Den Lernenden über die Schultern geschaut

Gemeinsam mit dem Fachbereichsleiter Multimediaelektronik am BBZW, Jörg Schwarzenbach und seinem baldigen Nachfolger Lukas Häfliger, durften die Teilnehmenden ins Labor der angehenden Multimediaelektroniker hinein schnuppern. Die Lernenden waren gerade dabei, einen AD-Wandler aufzubauen. Dabei liessen sich die meisten durch die neugierigen Blicke über ihre Schultern nicht stören und blieben konzentriert bei der Sache.

Lukas Häfliger erklärt, was die Lernenden im Labor gerade machen. (Source: Netzmedien)

Zurück im Erdgeschoss liessen die MMTS-Mitglieder den Tag beim Apéro - inklusive kunstvoll hergerichteten Häppchen - ausklingen.

Anstossen und plaudern beim Apéro. (Source: Netzmedien)

Lesen Sie ausserdem: Pro-AV-Fachleute können neu Kurse zur CTS-Prüfung beim MMTS absolvieren.

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