1. Halbjahr 2018

Weltweiter Kameramarkt schrumpft zweistellig

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GfK hat Zahlen zum ersten Halbjahr im weltweiten Fotokameramarkt veröffentlicht. Die Entwicklung ist weiterhin negativ, nur das Segment der Premiummodelle zeigt steigende Umsätze und Verkaufszahlen. Davon profitiert vor allem der Fotofachhandel.

(Source: ferrerivideo / iStock.com)
(Source: ferrerivideo / iStock.com)

GfK hat Zahlen fürs erste Halbjahr im weltweiten Fotokameramarkt auf den Tisch gelegt. Wie der Marktforscher mitteilt, erreichte der globale Umsatz mit Digitalkameras einen Wert von 3,9 Milliarden Euro. Das sind 11 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Noch stärker zurück gingen die verkauften Stückzahlen. Gemäss GfK gingen im ersten Halbjahr 15 Prozent weniger Digitalkameras über die Ladentische.

GfK erklärt die aktuellen Rückgänge mit einem ausserordentlich starken ersten Halbjahr 2017, als der Markt durch die Einführung neuer Produkte getrieben gewesen sei. Zudem sei es als Sondereffekt zu verspäteten Käufen aufgrund von Lieferschwierigkeiten für Bildsensoren nach dem Erdbeben in Japan im Frühjahr 2016 gekommen.

Die Fotobranche stehe allerdings seit Jahren vor grossen Herausforderungen. Klassische Einsteiger-Digitalkameras seien kaum noch gefragt, da Smartphone-Kameras qualitativ immer besser werden. Der Umsatz mit Kompaktkameras sank im ersten Halbjahr um 21 Prozent auf knapp eine Milliarde Euro. Zwischen 2013 und 2017 schrumpften die verkauften Stückzahlen von Digitalkameras mit fest verbautem Objektiv im Schnitt jährlich um fast 30 Prozent.

Premium ist gefragt

Nur das Segment der top ausgestatteten Premiummodelle zeigt gemäss den Analysten Wachstum mit steigenden Umsätzen und Verkaufszahlen. Dank Kompaktkameras wie der Sony RX100 mit grösseren Bildsensoren und hohem Zoomfaktor sei der Durchschnittspreis für Kompaktkameras von 148 Euro im Jahr 2013 auf 240 Euro im ersten Halbjahr 2018 gestiegen.

Der Umsatz mit Wechselobjektivkameras sank im ersten Halbjahr um acht Prozent auf weltweit mehr als drei Milliarden Euro. Auch im Segment der Wechselobjektivkameras verzeichneten Premiummodelle mit 4K-Videofunktion und integriertem WLAN ein Umsatzplus von 90 Prozent. Damit erzielten diese Geräte bereits rund 45 Prozent des Gesamtumsatzes mit Wechselobjektivkameras.

Fotofachhandel floriert

Der Trend zu hochwertigen Kameras zeige sich auch in der wachsenden Bedeutung von einzeln verkauften Kameragehäusen. Im ersten Halbjahr wurde weltweit beinahe jede fünfte Wechselobjektivkamera ohne Objektiv verkauft. Diese Kameras erzielten mit mehr als 1500 Euro einen deutlich höheren Durchschnittspreis als Kameras, die im Set mit einem Objektiv verkauft werden. Spiegelreflex- und spiegellose Systemkameras liegen in dieser Statistik gleichauf.

Die Profiteure des Premiumtrends sind gemäss den Analysten von GfK Fotofachhändler, die ihren Umsatzanteil weltweit auf 44 Prozent steigerten. Bei Kameras mit einem Preis von mindestens 1000 Euro stammten demnach fast 70 Prozent der Umsätze von spezialisierten Händlern. Fast 30 Prozent der weltweiten Umsätze mit Kameras wurden mittlerweile im Onlinehandel erwirtschaftet, der seine Bedeutung kontinuierlich steigert.

"Ein grosser Sensor allein reicht nicht mehr"

Der Trend zu High-End-Fotoausrüstungen zeige sich auch bei Objektiven. Weltweit wurden im ersten Halbjahr Objektive im Wert von mehr als einer Milliarde Euro verkauft. Besonders beliebt seien aktuell Objektive für spiegellose Systemkameras, deren Umsatz um rund 25 Prozent zulegte.

Weltweit wurden im ersten Halbjahr mehr als 700'000 Objektive für spiegellose Systemkameras verkauft, der Durchschnittspreis stieg in diesem Segment in einem Jahr von 560 auf 580 Euro. Gefragt seien Festbrennweiten, was sich auch im Angebot widerspiegelt: Mehr als 80 Prozent der angebotenen Objektive für spiegellose Systemkameras sind Festbrennweiten.

Markus Kick, GfK-Experte für Foto und Unterhaltungselektronik, sagt zu der Marktanalyse: "Die zunehmende Nachfrage nach High-End-Kameras kann den Abwärtstrend in der Fotoindustrie aktuell bremsen." Kick bemerkt aber, dass dies nur mit Produkten gelinge, die das passende Ausstattungspaket mitbringen.

Ein grosser Sensor allein reiche nicht mehr aus, um Markterfolg zu garantieren. Hersteller müssten Kameras mit den Funktionen anbieten, die Nutzer aus ihrem täglichen Umgang mit technischen Gebrauchsgütern gewöhnt sind, wie etwa 4k, WLAN und Bluetooth. Nur wenn Digitalkameras den Funktionsumfang einer Smartphone-Kamera deutlich übertreffen würden, habe die Fotobranche die Argumente auf ihrer Seite.

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