Leica zeigt seine "Handy-Kamera"

Die Edelschmiede Leica hat gestern im Zürcher Leica-Store eine Weltneuheit enthüllt. Passend zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens stellte der Hersteller das neue Kamerasystem Leica T vor. Die System-Kamera soll unter anderem dank Touchbedienung selbsterklärend sein, "die Bedienungsanleitung wird überflüssig", versprach Leica-Schweiz-Direktor Olivier Bachmann.

So wurde das Bedienkonzept komplett neu entwickelt, wobei der Touchscreen im Mittelpunkt steht. Das Bedienmenü lässt sich nach persönlichen Bedürfnissen einrichten und belegen. Das funktionierte während der Präsentation einwandfrei mittels Drag & Drop, wie man dies von Smartphones her kennt. Dafür gab's reichlich Lob für Leica von den anwesenden Journalisten.

Reduziert aufs Wesentliche

Mit der Leica T will der Hersteller neue Zielgruppen wie lyfestylebewusste, engagierte Fotografen ansprechen. Wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt, wurde das Design in Zusammenarbeit mit Audi entwickelt, dabei konzentrierten sich die beiden Partner auf das Wesentliche. Ausser dem Touchscreen dienen zwei Auslöseknöpfe, einer für Fotos und ein weiterer für Videoaufnahmen, sowie zwei Einstellräder als einzige Steuerelemente. Der verstorbene Apple-Chef Steve Jobs wäre wahrscheinlich entzückt gewesen. Eines der beiden Einstellräder lässt sich frei einstellen. Die Produktion fand wie bei Leica üblich in Deutschland statt, wobei das Gehäuse aus einem Stück Aluminium gefräst wurde.

Die Leica T kommt mit einem CMOS-Bildsensor mit über 16,5 Megapixel Auflösung im APS-C-Format in den Handel. Als erste Leica-Systemkamera verfügt sie über ein integriertes Wi-Fi-Modul, womit sich Bilder und Videos über WLAN auf Smartphone und Co. übertragen lassen. Für Apple-Geräte steht neu auch eine kostenlose App mit Remote-Funktion im iTunes-Store bereit. Damit kann der Nutzer per WLAN den elektronischen Sucher der Leica T einsetzen und beispielsweise Zeit oder Blende aus der Ferne steuern.

Zahlreiches Zubehör

Die Leica T wird ab Mai zum UVP von 1975 Franken erhältlich sein. Zum Marktstart kommen zudem neue Objektive für die Leica T; das Standard-Zoom Leica Vario-Elmar-T 1:3,5-5,6/18-56 mm ASPH und das Leica Summicron-T 1:2/23 mm ASPH mit einer Brennweite von 35 Millimetern mit Preisen ab 1910 Franken. Leica kündigt zur Photokina im Herbst zudem ein Weitwinkelzoom und ein Tele-Zoom an. Mit einem Leica-M-Adapter-T lassen sich zudem die M-Objektive an der Leica T nutzen.

Für farbige Akzente und für zusätzlichen Schutz sollen die Leica T-Snaps und T-Flaps sorgen, die sich wie Handy-Covers auf die Vorder-, respektive Rückseite des Kameragehäuses anbringen lassen. Als weiteres Zubehör kündigt Leica einen eigens für das T-System entwickelten elektronischen Aufstecksucher mit zuschaltbarer GPS- und Schwenk-Funktion an. Denn ein Sucher fehlt bei der Leica T "aus Designgründern", wie Bachmann an der Präsentation erklärte. Denselben Grund gab er an, weshalb auf ein schwenkbares Display verzichtet wurde. Die Kamera verfügt zwar über einen integrierten Blitz, für mehr Möglichkeiten beim Ausleuchten oder Aufhellen kündigt Leica aber den Blitz SF 26 an, der auch als LED-Leuchte für Videos genutzt werden kann. Weiterhin sind für die Leica T ein Lederholster, ein Lederprotektor und eine Systemtasche erhältlich. Registrierte Leica-Kunden können sich übrigens die Bildbearbeitungssoftware Photoshop Lightroom kostenlos herunterladen.

"Vom Erfolg überrascht"

Der Leica-Store in Zürich wurde Ende Januar eröffnet. Er besteht damit zwar noch keine 100 Tage, dennoch zieht Fotopro-Geschäftsführer Christoph Dermon bereits ein positives Fazit. "Wir wurden vom Erfolg überrascht", sagte Dermon.

Der Store werde als Boutique wahrgenommen, wo sich Kunden wie Verkäufer Zeit füreinander nehmen würden. Manche würden auch nur vorbeikommen, um die Atmosphäre zu geniessen. Der Store ziehe neugierige Kunden an, aber auch die Stammkundschaft komme gerne vorbei, da eine grosse Leica-Auswahl bereit stehe.