Solide Basis und klare Strategie

Rekord – so gut kommt Jura durch die Krise

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von Marc Landis und lha

Die Kaffeemaschinenherstellerin Jura hat das beste Geschäftsjahr der Firmengeschichte hinter sich. Rekordumsatz und Rekordabsatz. Homeoffice sei Dank.

Jura-CEO Emanuel Probst (Source: Jura)
Jura-CEO Emanuel Probst (Source: Jura)

Das Traditionsunternehmen Jura in Niederbuchsiten bekannt für seine Kaffeevollautomaten im Premiumsegment hat heute Rekordumsatz und Rekordabsatz bekannt gegeben. Mit einem Umsatzwachstum von knapp 7 Prozent auf 579,9 Millionen Franken und knapp 450'000 verkauften Kaffeemaschinen war 2020 das erfolgreichste Jura-Geschäftsjahr aller Zeiten. "Dazu beigetragen hat die gesteigerte Nachfrage während der Lockdowns", erklärte CEO Emanuel Probst anlässlich der Medieninformation am 25. März die Entwicklung. Und dies nach massiven Umsatzeinbrüchen im März, April und Mai des Corona-Jahres 2020.

Das Wachstum 2020 stammt aus dem Haushaltbereich, der den Rückgang im Office-Bereich mehr als zu kompensieren vermochte. Der Umsatzrückgang im Office-Bereich betrug 20 Prozent, weil Unternehmen während Homeoffice-Empfehlung beziehungsweise -Pflicht kaum in die Büroinfrastrukturen investierten. Dieses Geschäft trug schon vor der Krise laut Probst nur rund ein Viertel zum Gesamtumsatz Juras bei – aktuell stammen 80 Prozent des Umsatzes aus dem Haushaltsbereich.

Trotz, oder gerade wegen der Lockdowns, sei die Nachfrage nach hervorragendem Kaffee zuhause, im Homeoffice, weltweit gestiegen. "Die Welt sitzt zu Hause … und trinkt Kaffee", resümierte der Jura-Chef.

Geschlossene POS

Das Wachstum ist keine Selbstverständlichkeit. Während der Lockdowns seien zeitweise fast alle der weltweit rund 5000 Verkaufspunkte von Jura geschlossen gewesen, erklärt Probst. Jura profitierte demnach von einer soliden wirtschaftlichen Basis ohne Bankschulden – worauf Jura besonders stolz ist – und einer klaren Markenpositionierung.

So steckte Jura nicht den Kopf in den Sand, sondern fuhr eine offensive Strategie. Dazu gehörte der Einsatz digitaler Instrumente, die Jura als Pionierin etwa mit der Jura-Live-Beratung schon 2013 lancierte und nun konsequent fortführte. "So konnten wir mit unserer Kundschaft in Kontakt bleiben, sie kompetent beraten und den Fachhandel während der Schliessungen aktiv unterstützen", erklärte Probst.

Weiteres Wachstum angepeilt

Auch 2021 will Jura weiter wachsen. Probst peilt für das Unternehmen einen Absatz von einer halben Million Kaffeevollautomaten an, womit dieses Jahr auch die 600-Millionen-Franken-Umsatzmarke fallen dürfte. Mit dem neuen Jura-Campus, in den Probst über 20 Millionen Franken investiert, soll auch die Innovationskraft des Unternehmens aufrechterhalten werden.

Bis Ende 2021 soll das Innovationszentrum die ersten Abteilungen beherbergen und 2022 dann feierlich eingeweiht werden. "Das Herzstück des Jura-Campus wird die automatisierte Dauertestanlage mit 102 Prüfplätzen sein", ist Probst begeistert. "Damit verdreifachen wir unsere heutige Laborkapazität, was uns eine markante Steigerung der Innovationskadenz erlaubt." Der Jura-Campus soll zu einem Kompetenzzentrum von internationaler Strahlkraft werden und ist für Jura ein klares Bekenntnis zum Standort Schweiz.

Neue Z10 Hot & Cold

Mit der Präsentation der neuen Z10 Hot & Cold unterstrich Probst auch Juras Anspruch an die Innovationskraft. Der neue Vollautomat beherrscht ausser der ganzen Bandbreite an heissen Kaffeevariationen nun auch die Kaltextraktion – Hipster nennen das Cold Brew. Diese warten gut und gerne bis zu 12 Stunden darauf, bis das kalte Wasser durch das Papier eines Kaffeefilters getröpfelt ist.

Jura bewerkstelligt dasselbe mit der Espressomethode in wenigen Sekunden, wie Probst an der Medienkonferenz direkt vorführte. Mit der "Cold"-Funktion verdoppelt Jura auf einen Schlag die Vielfalt an zubereitbaren Kaffeegetränken und will so eine vollkommen neue Dimension des Kaffeegenusses erschliessen. "Auf Knopfdruck, frisch gemahlen, nicht gekapselt …", wie es der Jura-Werbe-Claim verspricht. "Damit kreieren wir ein ganz neues Marktsegment", erklärte der Jura-Chef sichtlich stolz.

Die Z10 Hot & Cold von Jura soll innerhalb von wenigen Sekunden einen Cold-Brew-Kaffee kreieren. (Source: Screenshot)

Nach dem Homeoffice

Jura will aber nicht nur im Haushaltsbereich weiterwachsen. Wenn dereinst die Menschen wieder in die Büros ihrer Arbeitgeber zurückkehren, will Jura bereit sein für die sehr wahrscheinlich veränderten Verhaltensweisen und Ansprüche der Angestellten.

So werde Jura vermehrt auf kompakte, flexible Vollautomaten setzen, die Jura als Kaffee-Komplettlösungen für den Office-Bereich anbieten will. Statt dass sich die gesamte Belegschaft um die einzige grosse Kaffeemaschine zu den Kaffeepausen versammelt, sollen diese nach der Homeoffice-Zeit sicher und in kleinen Gruppen möglich werden – mit mehreren dezentral aufgestellten Maschinen.

Bereits 2020 hielt Jura den Jahresrückblick online ab. Damals standen Roger Federer und die Digitalisierung im Fokus. So ist es seit 2019 möglich, per Apple Watch oder über Siri den Kaffee herauszulassen.

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