Mystery Shopping

"Versuchen Sie es doch bei Digitec"

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Astrid T. hat sich auf die Suche nach Beratung zum Trendthema Virtual Reality gemacht. Ob der Handel auch schon in virtuelle Welten eingetaucht ist? Die Mystery-Shopperin machte den Test.

Dieses Jahr will Astrid T. ihren Kindern etwas völlig Ausgefallenes zu Weihnachten schenken. Sie entschied sich für das Thema Virtual Reality. Der Megatrend, wie sie kürzlich in einer Zeitung las. Die Kinder könnten mit den Brillen in virtuelle Welten eintauchen. Vielleicht würde auch sie das mal ausprobieren. Mit Sicherheit aber würde sie virtuell einkaufen, falls das in Zukunft – wie es in dem Bericht stand – möglich sein sollte.

Was es für Virtual Reality braucht, wusste Astrid nicht. Ihre Kinder spielen gerne und besitzen die Playstation 4 von Sony. Ob ihr das aber weiterhilft, wusste sie nicht. Sie suchte die Hilfe des Handels. Er sollte sie von einem anspruchsvollen Virtual-Reality-System überzeugen, das sie auch in einigen Jahren noch nutzen könnte. Das System sollte gleichzeitig aber auch bezahlbar sein. Die erfahrene Mystery-Shopperin ging in Begleitung von «CEtoday» zu Gamestop, Interdiscount, Digitec, Letec, Steg und zum PC-Reparatur-Fachgeschäft.

Gamestop

Die erste Station von Astrids Tour war gut besucht. Sie sah in der kleinen Gamestop-Filiale unzählige Regale mit Games, aber keine VR-Brillen. Die sah sie erst, als sie sich ans Ende der Warteschlange am Kassentresen stellte. Ihr fiel ein Schild auf, das die Brille Playstation VR von Sony zur Vorbestellung anpries. Als Astrid schliesslich an der Reihe war, fragte sie den Verkäufer, ob die Brille schon erhältlich sei. Der antwortete: «Ja, seit Mitte Oktober. Aber die PS VR ist restlos ausverkauft.» Nachschub gebe es erst im Dezember. Offenbar ein voller Erfolg für Sony. Doch der Verkäufer riet Astrid von Sonys Modell ab. Weil für zwei Bilder eine viermal so hohe Bildrate als bei der Playstation 4 benötigt werde. Dafür reiche die Power der Brille nicht aus. «Das sieht so aus wie bei der Playstation 2», sagte er und riet Astrid zum PC. Das schien As­trid einleuchtend. Von veralteter Technik wären ihre Kinder wohl nicht begeistert. Also fragte sie den Verkäufer, welchen PC er ihr für VR empfehlen würde. «PCs haben wir leider nicht. Versuchen Sie es doch bei Digitec.»

Interdiscount

Astrid bedankte sich für die Beratung mit eindeutiger Aussage und wollte den Rat des Gamestop-Verkäufers befolgen. Auf dem Weg zu Digitec kam sie aber an einer kleinen Interdiscount-Filiale vorbei. Die Gelegenheit wollte Astrid nutzen. Sie betrat das Ladengeschäft und wurde sogleich von einem Verkäufer angesprochen. Mit Virtual Reality kannte der sich aber nicht aus. Astrid wusste eben auch nicht viel darüber, sagte ihm aber, dass sie einen PC brauche. Die Playstation-Brille genüge ihren Ansprüchen nicht und sei ja sowieso ausverkauft. Der Verkäufer antwortete: «Wir haben grosse Lager mit Top-PCs und können viele liefern lassen. Aber wie VR-tauglich die sind, kann ich leider nicht sagen. Schauen wir doch lieber mal nach, ob die PS VR tatsächlich ausverkauft ist. Das dauert nicht lange.» Mit Widerwillen folgte Astrid dem Verkäufer zum Kassentresen und liess ihn nach der Sony-Brille im System suchen. Nach mehr als fünf Minuten wurde er endlich fündig und sagte, Interdiscount habe noch sehr viele Modelle an Lager. Er könne gleich eine bestellen. Astrid lehnte dankend ab. Um sie von der Playstation-Brille zu überzeugen, wäre wohl eine Vorführung nötig gewesen. Das konnte ihr Interdiscount aber nicht bieten. Sie bedankte und verabschiedete sich.

Digitec

Nun ging Astrid zu Digitec. Sie zog beim Eingang eine Nummer am Automaten, war aber gleich an der Reihe. Das Los teilte ihr eine junge Verkäuferin zu, die wie zuvor der Interdiscount-Verkäufer ihre Ahnungslosigkeit zum Thema VR offen zugab. Sie erklärte ihr Unwissen aber. «Wir dürfen die Produkte leider nicht mehr ausprobieren», sagte sie frustriert. Ihr Kollege besitze aber die Playstation VR und sei hellauf begeistert. Bei Digitec war die Sony-Brille aber wiederum ausverkauft. Ebenso die Brille von HTC. Nur die Oculus war noch erhältlich. Also erkundigte sich Astrid nach geeigneten PCs für die Oculus-Brille. «Da schaue ich gleich mal nach», sagte die Verkäuferin. Sie schien im Digitec-System zu suchen, holte Rücksprache bei einer Mitarbeiterin und sagte in der Zwischenzeit: «Sie müssen sich bewusst sein, dass Sie für VR mindestens zweimal 2 Quadratmeter Platz im Wohnzimmer brauchen.» Dieser Rat war ihre grösste Hilfe. Mit PCs könne sie nicht weiterhelfen. «Wir haben dafür ein spezielles Büro, dem sie ihre Anforderungen an das Gerät per E-Mail schicken können. Hier im Laden dauert das sonst meist viel zu lange.» Mit einer Beratung per E-Mail gab sich Astrid nicht zufrieden. Sie verabschiedete sich und ging weiter zum Apple-Spezialisten Letec.

Letec

Ob ein Mac wohl das richtige Gerät für Virtual Reality wäre? Astrid stellte diese Frage im gut besuchten Letec einem Verkäufer. Seine Antwort war eindeutig: «Wir verkaufen nichts für VR ausser einer 360-Grad-Kamera. Ein Mac ist nicht das Richtige für Sie. Damit haben Sie ein Komplettpaket, das Sie aber wohl nicht brauchen. Mit Windows können Sie die Komponenten spezifisch zusammenstellen und fahren auch noch günstiger.» Der Fall war klar, Astrid bedankte sich bei dem Verkäufer und ging weiter zu Steg.

Steg

In der Steg-Filiale war Astrid die einzige Kundin. Ein sehr junger Verkäufer begrüsste sie und fragte sie nach ihren Wünschen. Der Verkäufer meinte, die HTC Vive hätten sie hier, die Oculus im Lager noch verpackt. Die Vive sei zurzeit aber das Beste auf dem Markt. «Davon haben wir noch zwei Stück vorrätig. Aber keine Angst, die verkaufen wir nicht so schnell.» Hier schien Astrid richtig. Sie fragte den Verkäufer, welchen Computer er ihr zur Vive empfehlen könne. «Dafür muss die Grafikkarte genug stark sein, mindestens eine aus der Zehner-Serie von Nvidia», sagte der Verkäufer und empfahl ihr das Modell Steg Excellenz 20 zum Preis von rund 1600 Franken. Mit der 1060er-Grafikkarte, i7-Prozessor, 250 GB SSD und 1 TB HDD sei sie mit genügend Leistung für die nächsten vier bis fünf Jahre versorgt. Astrid wollte wissen, ob auch ein Laptop für VR infrage käme. Davon riet ihr der Verkäufer aber ab, mit einer vergleichbaren Leistung zum PC würde der Preis schnell über 2000 Franken klettern. Astrid war beeindruckt, der junge Verkäufer schien sich auszukennen. Gerne hätte sie die Brille aber auch ausprobiert. Das war nicht möglich. Stattdessen druckte ihr der Verkäufer ein Datenblatt mit den Angaben zum PC aus. Astrid bedankte sich und wollte nun dem Fachhandel eine Chance bieten.

Fazit

Astrid beendete ihre Mystery-Shopping-Tour etwas enttäuscht. Obwohl sich die VR-Brillen offenbar blendend verkaufen, zeigten sich fast alle Verkäufer unwissend zum Trend-Gadget. Nur der Steg-Verkäufer schien versiert zum Thema VR beraten zu können. Auch enttäuschend fand sie, dass sie die Brillen nirgends testen konnte. Ein solches Gerät muss man vorführen, fand Astrid. Sie hoffte, dass sich die Verkäufer mit dem Thema noch beschäftigen, bevor sie ihre zweite Lieferung an Geräten verkaufen und bis diese wiederum ausverkauft sind.

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