Ausstellung im Fotomuseum Winterthur

Die Fotografie als Spiel begreifen

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von Greta Papageorgiu und lha

Im Fotomuseum Winterthur ist noch bis zum 9. Oktober die Fotoausstellung "How to Win at Photography - Die Fotografie als Spiel" zu sehen. Zu bewundern sind Fotos, die sich mit der Schnittstelle zwischen Fotografie und Gaming beschäftigen.

Aneta Grzeszykowska, Selfie #10. (Source: Fotomuseum Winterthur)
Aneta Grzeszykowska, Selfie #10. (Source: Fotomuseum Winterthur)

Das Fotomuseum Winterthur beherbergt noch bis zum 9. Oktober die Ausstellung "How to Win at Photography - Die Fotografie als Spiel". Die Ausstellungsobjekte sind ganz im Sinn des Namens gewählt: Sie sind an der Schnittstelle zwischen Spiel und Fotografie angesiedelt.

Wie die Hochschule Luzern (HSLU) mitteilt, bauen die Kuratoren Marco De Mutiis und Matteo Bittanti die Ausstellung auf ihrer Grundthese zur in-Game-Fotografie auf. Sie gehen davon aus, dass sich der Wettbewerb um Aufmerksamkeit, der sich auf Social Media abspielt, ähnlich verhält, wie das Streben nach einem hohen Score in einem Videospiel. Für die Kuratoren ein Zeichen der Gamifizierung der Welt.

(Source: Fotomuseum Winiterthur)

Fotograspiel

Laut HSLU liess De Mutiis die Ergebnisse seiner Doktorarbeit in die Ausstellung einfliessen. An der Hochschule Luzern arbeitet er an seinem Forschungsprojekt, der Post-Photography. Dafür untersucht er die Zusammenhänge der Fotografie und des Videospiels. Er begreift die digitalen Welten, in denen er sich bewegt ebenfalls als Spielplatz - aber als Spielplatz für seine Kunst.

"Viele Künstlerinnen und Künstler nutzen heute Videospiele für ihre Arbeit; aber sie halten sich nicht an die Regeln der Spieledesigner", sagt Marco de Mutiis. "Sie legen die Widersprüche dahinter offen." Widersprüche wie zum Beispiel Landschaftsfotografie während brutaler Kampfsequenzen. Oder indem die Kunstschaffenden in das Fundament des Spiels eingreifen. Andrew Stine, der Webmaster, ein Fan-Seite zum populären Ego-Shooter "Doom", erarbeitete mit "Selfie Doom" eine Variante, in der die Spieler nicht mit der Kettensäge auf Dämonenjagd gehen, sondern stattdessen mit dem Selfie-Stick durch die Gegend ziehen.

Regelbrüche

Auch Fotos aus Spielen, die tatsächlich auf das Fotografieren ausgelegt sind, finden sich in der Ausstellung. Spiele, in denen man im digitalen Afrika Safaribilder ergattert oder wilde Pokémons ablichtet. Dabei setzt das Spiel den Fotografen Regeln vor. Werden diese nicht befolgt, wird die Qualität als schlecht bewertet. Künstlerische Experimente sind da nicht vorgesehen.

Umgekehrt nehmen Fotos der analogen Welt Einfluss auf die Spielwelten. Beispielsweise Ed Ruschas Fotoserie von Route 66 Tankstellen -"Twentysix Gasoline Stations" - wird mittlerweile als Kulisse verschiedener Spiele verwendet.

Fazit des Kurators

Wo ambitionierte Game-Fotografen und -Fotografinnen früher ihre Aufnahmen mithilfe von Screenshots machen mussten, haben viele Videospiele mittlerweile einen Foto-Modus in das Spiel eingebaut. Den Gaming-Fans ist es möglich, das Spiel zu pausieren und die Umgebung zu fotografieren. Dabei können sie die Schärfe und den Winkeln einstellen, oder auch die Tages- oder Jahreszeit ändern. Der Foto-Modus ist ausserdem oftmals direkt mit der Option des Teilens auf sozialen Medien verbunden. Hier erkennt De Mutiis ein Spiel hinter dem Spiel: "Die Gamifizierung des Bildes hat ein eigenes sozioökonomisches System in den sozialen Medien erschaffen. Das heisst: Spiele nach den Regeln des Algorithmus und du wirst mit Likes und Followern belohnt."

Wenn Sie noch nicht genug haben von pittoresken, digitalen Umgebungen, dann probieren Sie doch mal den Microsoft-Flugsimulator.

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