Big Data im E-Commerce

Schweizer Onlinehändler machen Kasse und investieren

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von Yannick Chavanne und Übersetzung: Joël Orizet

Die Pandemie spielt Schweizer Onlinehändlern in die Karten: 2020 haben hiesige E-Tailer drei Mal mehr Umsatz gemacht als im Vorjahr. Die Onlinehändler rechnen mit weiterem Wachstum – und investieren in Omnichannel- und Daten-Tools.

(Source: rupixen.com / Unsplash.com)
(Source: rupixen.com / Unsplash.com)

Onlinehändler haben von der Coronakrise Profitiert. 2020 wuchs der E-Commerce mit Konsumgütern hierzulande dreimal so stark wie in den Jahren zuvor, wie aus einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und Datatrans hervorgeht.

Der Grund liegt auf der Hand: Die Pandemie und der Trend in Richtung Homeoffice haben das Einkaufsverhalten drastisch verändert. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Einkaufszentren. Deren Umsätze schrumpften im vergangenen Jahr um 5,8 Prozent – das entspricht einem Minus von rund einer Milliarde Franken, wie aus einer Befragung des Swiss Council of Shopping Places hervorgeht.

Der Onlinehandel macht denn auch einen grösseren Anteil am gesamten Einzelhandelsvolumen aus, wie die FHNW-Studienautoren unter Berufung auf Zahlen von GfK Schweiz feststellen. Dies gilt insbesondere für den Non-Food-Markt, wo knapp jeder fünfte Einkauf über den Onlinehandel abgewickelt wird.

CE-Geschäft: Fast die Hälfte läuft über Onlineshops

Die Konsumentinnen und Konsumenten kaufen vor allem Unterhaltungselektronik online ein. In diesem Segment lag der E-Commerce-Anteil 2020 bei 48 Prozent – ein Jahr zuvor war es noch 36 Prozent.

Im Rahmen der FHNW-Studie wurden 29 Schweizer Onlinehändler befragt – alle gehen davon aus, dass der Anteil des Online-Umsatzes in den nächsten fünf Jahren weiter steigen wird.

(Source: Commerce Report Schweiz 2021; FHNW / Datatrans)

Ausländische Onlinehändler verpassen den Boom

Den Studienergebnissen konnten ausländische E-Tailer hierzulande nicht vom Corona-Boom profitieren. Ohne Zalando, die 2020 in der Schweiz um 13 Prozent wachsen konnten, hätten die ausländischen Anbieter nicht einmal den Vorjahreswert erreicht.

Wahrscheinlich hätten die internationalen Player die Schweiz 2020 mit geringerer Priorität behandelt, heisst es im Ergebnisbericht. Die Mehrheit der Befragten geht allerdings davon aus, dass die Mitbewerber aus dem Ausland wieder aufholen werden.

Kundenbeziehungen und Datenverarbeitung optimieren

Die befragten Schweizer Onlinehändler erwarten den Ergebnissen zufolge einen Anstieg der Investitionen in den Bereichen E-Commerce und Cross-Channel-Marketing. Dazu gehören Omnichannel-Strategien wie auch die Automatisierung von Prozessen, die dem Online-Shopping vor- und nachgelagert sind. Insbesondere geht es um die Optimierung von Kundenbeziehungen und Datenverwertung.

(Source: Commerce Report Schweiz 2021; FHNW / Datatrans)

"Das Thema Kundenbindung ist so relevant geworden, dass vermehrt in Geschäftsmodelle investiert wird, die das fördern", lässt sich Ricardo-CEO Francesco Vass im Ergebnisbericht zitieren. Matthias Fröhlicher, Mitgründer von Koala.ch, ergänzt: "Das wichtigste Handlungsfeld sind Daten, Daten, Daten! Man muss fähig sein, seine eigenen Daten viel effektiver zu nutzen – für die Kundenansprache, den Einkauf, die differenzierte Sortimentierung online und in den einzelnen Filialen."

Im internationalen Vergleich hat übrigens die Schweiz dieses Jahr die Niederlande von der Spitze verdrängt: Gemäss dem Ranking der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung gibt es hierzulande die weltweit besten Voraussetzungen für den Onlinehandel.

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