Editorial

Branding auf die altmodische Art

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Marc Landis, Chefredaktor. (Source: Netzmedien)
Marc Landis, Chefredaktor. (Source: Netzmedien)

Die 1970er-Jahre – das waren noch Zeiten, in denen ein Handrührgerät in Wuppertal, West-­Germany, hergestellt wurde, statt in Fernost. So etwa mein alter Mixer von Vorwerk namens VQ2 Type 8, ein Erbstück, das auch nach fünf Jahrzehnten immer noch zuverlässig Eiweiss zu Schnee schlägt und den Teig für den Sonntagszopf knetet.

Man stelle sich so etwas 2021 vor: Ein Elektrogerät, das 50 Jahre hält! Mit einer solch langen ­Lebensdauer könnten Betriebsökonomen, die heute vor allem von Quartalszahlen getrieben sind, gar nicht mehr rechnen. Was müsste ein Gerät wohl kosten, wenn es nicht alle 2,4 Jahre durch ein neues ersetzt werden müsste, weil es nach dem vierten Mal Kneten von Hefeteig per Rauchzeichen signalisiert, dass dies der letzte Hefeteig war, den dieses Motörchen geknetet hat?

Und wer würde mehrere Jahrzehnte lang dasselbe Gerät nutzen wollen? Es hegen und pflegen, putzen und ölen, quasi «bis dass der Tod uns scheidet»? Nun ja, … ich.

Ich bevorzuge es, Dinge zu reparieren, statt sie wegzuwerfen und neu zu beschaffen. Und ich bin ein Fan von guter Qualität; ich mag Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit.

Solche Eigenschaften sind die Basis langfristiger Beziehungen. Wer Produkte einer Marke verkauft, die sich nach 2,4 Jahren in blauem Rauch auflösen, muss sich nicht wundern, wenn Kunden diese möglichst schnell vergessen möchten.

Das wird mit meinem Vorwerk-Mixer nicht passieren. Ich spreche zu jeder Gelegenheit gut über ihn, denn ich bin stolz, dass er in meiner Küche zuverlässig tut, was er soll, und zuverlässig Eiweiss zu Schnee schlägt und den Teig für den Sonntagszopf knetet. Das ist Branding auf die altmodische Art.

Ich wünsche: Gute Geschäfte!

PS: Von welchen Elektrogeräte-Oldies die Redaktion ausserdem schwärmt, lesen Sie hier.

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