Mystery-Shopping

Euronics-Fachhändler: "Soundbars lohnen sich nicht mehr wirklich"

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Mystery-Shopperin Astrid T. will besseren Sound im Wohnzimmer. Darum machte sie sich auf die Suche nach einem Soundsystem zum Fernsehen und Musikhören. Eigentlich hatte sie an ein System von Yamaha gedacht. Die meisten Händler rieten ihr jedoch zu Produkten anderer Hersteller.

(Source: Mile Atanasov / shutterstock.com)
(Source: Mile Atanasov / shutterstock.com)

Astrid T. hat genug von mittelmässigem Sound im Wohnzimmer. Sie will ein richtiges Audiosystem für ihren Fernseher, mit dem sie auch Musik vom Smartphone streamen oder einmal einen Podcast hören kann. Eine ihrer Freundinnen riet Astrid zu einem Surround-Sound-System von Yamaha. Da die Freundin so begeistert war, machte sich Astrid bei sechs Händlern auf die Suche nach Produkten des Herstellers. Viele der Händler rieten ihr zu einer Soundbar – mal mit, mal ohne Subwoofer und zusätzlichen Speakern. Lediglich in einem einzigen Ladengeschäft wollte man der Mystery-Shopperin tatsächlich ein Yamaha-System verkaufen.

Media Markt

Astrid begann ihre Tour bei Media Markt. Da der Verkäufer gerade noch einen anderen Kunden beriet, musste sie sich fünf Minuten gedulden. Als Astrid dem Verkäufer ihr Anliegen geschildert hatte, sagte er, dass Yamaha zwar vom Klang her top, aber auch teuer sei. Weiter ging er nicht auf die Marke ein. Stattdessen führte er Astrid zu einer Soundbar von Sony. "Man kann dieses Gerät problemlos an den Fernseher anschliessen und darüber auch per Bluetooth Musik laufen lassen", erklärte er. Die Mystery-Shopperin fragte, ob sie für einen räumlichen Klang noch zusätzliche Speaker brauche. Das Urteil des Verkäufers: Bei einem Abstand von drei bis vier Metern reiche eine Soundbar mit Subwoofer aus. "Da muss man auch nicht viel ausgeben." Er wies Astrid darauf hin, dass die gezeigte Sony-Soundbar gerade in Aktion war und zeigte ihr, wie sie die Soundbar an den Fernseher anschlies­sen kann. Die Mystery-Shopperin erkundigte sich noch nach vergleichbaren Produkten anderer Marken. "Es gibt auch noch welche von Sonos. Aber das läuft dann komplett übers Netzwerk", sagte der Verkäufer. Da er keine Anstalten machte, Astrid ein anderes System zu zeigen, bedankte sie sich für die vierminütige Beratung und ging. Wieder draussen vor der Ladentür fiel ihr erst auf, dass ihr der Verkäufer nicht vorgeführt hatte, wie die angepriesene Sony-Soundbar klingt.

Interdiscount

Den zweiten Stopp machte die Mystery-Shopperin bei Interdiscount. Kaum hatte sie den Laden betreten, kam ein Verkäufer auf sie zu. Astrid schilderte ihr Anliegen. "Von Yamaha gibt es verschiedene sehr gute Surround-Sound-Systeme, die wir bestellen können", sagte der Verkäufer. Diese seien aber teuer. Gehe es einfach darum, einen klareren Ton zu haben, reiche auch eine kleine Soundbar. Als Erstes führte der Verkäufer Astrid ein Modell von Bose für etwas mehr als 200 Franken und eine Sony-Soundbar vor, inklusive Probehören. "In einem kleineren Raum klingen die Soundbars räumlicher, sind aber immer noch nicht vergleichbar mit einem Surround-Sound-System", erklärte der Verkäufer. Er führte die Mystery-Shopperin zum Computer, wo er für sie nach einem Surround-Sound-System von Yamaha suchte. Er fand ein 5.1-System, das für rund 500 Franken im Angebot war. Anhand des Fotos erklärte er, welche Komponenten Astrid wo im Raum platzieren sollte. "Das sind kabelgebundene Lautsprecher. Das heisst, Sie bräuchten eventuell noch eine Kabelleiste." Als Astrid fragte, welches der Systeme er ihr empfehlen könne, sagte der Verkäufer: "Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her ist Yamaha die beste Wahl." Astrid bedankte sich für die Beratung und machte sich nach 14 Minuten auf den Weg ins nächste Geschäft.

Fust

Auch bei Fust schilderte Astrid einem Verkäufer ihren Wunsch nach besserem Sound fürs Wohnzimmer. Yamaha sei eine sehr gute Marke, sagte der Verkäufer. Allerdings habe er gerade keine Geräte der Marke zum Vorführen da. Der Fust-Mitarbeiter führte Astrid darum zu einer Soundbar von Harman Kardon. "Die ist etwa gleich von der Qualität, kostet aber auch ein bisschen etwas." Damit meinte er knapp 1000 Franken. Dazu zeigte er der Mystery-Shopperin noch den passenden Subwoofer für 700 Franken. "Den braucht man nicht unbedingt, es ist aber empfehlenswert." Auf Astrids Frage, ob es denn nicht noch Speaker für den hinteren Teil des Raums brauche, verneinte der Verkäufer. Um Astrid die Soundbar vorzuführen, fragte er sie nach ihrer Lieblings­musikrichtung. Kurz darauf dröhnte "System of a ‹Dwons Chop Suey!›" durch den Laden. Astrid wusste, dass das Lied gleich noch um einiges lauter werden würde und warnte den Verkäufer. Seine Antwort: "Macht nichts. Es ist ausser Ihnen ja sowieso keiner da." Die Mystery-Shopperin war überzeugt vom Klang der Soundbar. "Es sind Welten, verglichen mit einem Modell, das nur 250 Franken kostet", sagte der Verkäufer. Er gab ihr noch einen Ausdruck mit den Eckdaten des Produkts und seine Visitenkarte. Nach 15 Minuten bedankte sich Astrid und verabschiedete sich.

Euronics-Fachhändler

Ihre Tour führte Astrid als Nächstes zu einem Euronics-Fachhändler. Der Verkäufer dort führte sie schnurstracks in den oberen Stock. "Eigentlich ist der Chef dafür zuständig, aber ich weiss, was Sie brauchen", sagte er. Der Händler empfahl ihr Aktivlautsprecher von Alto. Ausgestellt hatte er ein Duo für knapp 290 und eines für rund 370 Franken. "Soundbars an sich lohnen sich nicht mehr wirklich." Die meisten Soundbars seien teurer als Aktivlautsprecher, aber nicht besser. Der Verkäufer zeigte Astrid, wie sie die Lautsprecher am Fernseher anschliessen muss und sagte, dass sie die Geräte über Bluetooth mit dem Handy verbinden könne. Probehören liess er Astrid nicht. Die Mystery-Shopperin fragte aber auch nicht danach, sondern bedankte sich und ging weiter zu Digitec.

Digitec

Astrid wusste, dass im Digitec-Showroom keine Yamaha-Produkte ausgestellt sind, hatte aber Geräte auf der Website des Händlers gesehen. Kaum hatten die Wörter "Fernseher" und "Sound" ihren Mund verlassen, schwärmte der Digitec-Mitarbeiter von Sonos. Er wandte sich an seinen Kollegen und fragte: "Wie heisst deine Sonos-Soundbar? Playbar?" Der Kollege erklärte, dass die Sonos Arc die neueste Sonos-Soundbar sei. Verkäufer Nummer eins versicherte Astrid aber, dass die Playbar "sicher auch schon reicht" und wies sie darauf hin, dass das Gerät im Angebot sei. "Der einzige Grund, weshalb ich mir keine Sonos-Soundbar kaufe, ist, dass ich dann alle Lautsprecher und den Subwoofer dazu kaufen würde", sagte er. Die Mystery-Shopperin verbrachte rund vier Minuten im Showroom, war danach aber nicht schlauer als vorher. Sie hätte gerne etwas mehr Informationen zu Sound-Systemen und weniger über die Präferenzen des Verkäufers erfahren.

EP-Fachhändler

Zum Schluss ging Astrid zum EP-Fachhändler. Der Verkäufer stand schon bereit. Er fragte Astrid als einziger, wie viel Platz sie daheim zur Verfügung habe. Nachdem die Platzverhältnisse geklärt waren, führte er sie zu einem "virtual shelf", auf der er ihr ein 5.1-System für rund 350 Franken zeigte. "Zum Fernsehen und mal eine Bluray schauen, ist das absolut okay." Zum Musikhören sei ein solches System aber weniger gut. Da die leistungsstärkeren Systeme für bis zu 3000 Franken der Mystery-Shopperin zu teuer waren, führte sie der Verkäufer zu einem Fernseher inklusive Soundbar von Sonos. "Bei diesen Systemen kann man Schritt für Schritt mehr Lautsprecher hinzufügen." Laut EP-Fachhändler kann sich As­trid so ein Multi-Room-System für bis zu 14 Zimmer zusammenstellen. Für ihre Raumgrösse empfahl der Händler die Sonos Beam. "Dann kommt noch der Subwoofer dazu." Zusätzlich zeigte ihr der Händler zwei Lautsprecher der gleichen Marke für den hinteren Raumbereich inklusive unterschiedliche Montageoptionen. Astrid konnte auch probehören und zusehen, wie sich die Soundbar anschliessen und per Fernseher-Fernbedienung steuern lässt. Nach knapp 20 Minuten Beratung warteten schon drei Kunden auf den Verkäufer. Astrid bedankte sich für die ausführliche Beratung und beendete ihre Mystery-Shopping-Tour.

Fazit

Am besten beraten fühlte sich Astrid beim EP-Fachhändler und bei Interdiscount, da ihr die Verkäufer dort mehrere Sound-Systeme in unterschiedlichen Preisklassen und deren Vor- und Nachteile zeigten. In beiden Geschäften sowie bei Fust konnte Astrid auch probehören. Die Mystery-Shopperin war etwas überrascht, dass sowohl der Euronics-Händler als auch der Verkäufer bei Media Markt nicht auf die Idee kamen, ihr den Klang der ausgestellten Geräte vorzuführen. Am wenigsten überzeugt war Astrid von der Beratung bei Digitec. Der Mitarbeiter dort liess sie nicht einmal ausreden, sondern begann gleich damit, ihr eine Soundbar seiner persönlichen Lieblingsmarke aufzuschwatzen.

Sound spielt auch im Erlebnisbericht von Chefredaktor Marc Landis eine wichtige Rolle. Er wollte sein Zuhause smart machen, traf dabei aber auf einige Hindernisse. Wie es dazu kam, dass er rund 4000 Franken in smarte Geräte und Zubehör investierte, lesen Sie hier.

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