One-to-One mit Salt-CEO Andreas Schönenberger

Warum Salt ins Festnetz- und TV-Geschäft eingestiegen ist

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Salt ist ins Festnetz- und TV-Geschäft eingestiegen. CEO Andreas Schönenberger sagt im Interview, wie sich der Telko positionieren will.

Andreas Schönenberger, CEO von Salt. (Source: Netzmedien)
Andreas Schönenberger, CEO von Salt. (Source: Netzmedien)

Warum ist Salt gerade jetzt ins Festnetz- und TV-Geschäft eingestiegen?

Andreas Schönenberger: Weil Bundle-Produkte ein Marktbedürfnis sind. Das sieht man auch daran, dass dieses Marktsegment zunimmt. Insbesondere am Thema Video und Unterhaltung erkennt man, dass Festnetz und Mobilfunk immer näher zusammenrücken.

Aber warum folgt der Launch erst jetzt?

Salt hat sich in den letzten drei Jahren stark gewandelt. Wir haben diese Transformation abgeschlossen und im ­Februar auch noch unsere IT erfolgreich reintegriert. Das wollten wir zu Ende gebracht haben, bevor wir etwas ­Neues lancieren.

Ist der Markt nicht schon gesättigt?

Was wir auf den Markt bringen, ist hochgradig innovativ. Für Privatkunden bieten wir die weltweit erste Box mit 10 Gbit/s, arbeiten als erster Telko-Anbieter überhaupt mit Apple zusammen, und auch das Design unserer Box, das von Alfredo Häberli stammt, kann sich sehen lassen. Aus­serdem könnte die Auswahl nicht einfacher sein: Es gibt nur ein Produkt und dies zu einem so attraktiven Preis, dass es im Markt zwingend ein Bedürfnis danach gibt. Das grosse Interesse nach der Lancierung hat das bestätigt.

Wie will sich Salt im Schweizer Festnetz- und TV-Markt ­positionieren?

Innovation ist ein wichtiges Thema für uns, das sieht man an der Technologie, die wir bieten, aber auch an der Zusammenarbeit mit Apple. Unser Produkt ist einfach verständlich und das Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar. Mit diesen Elementen wollen wir den Markt aufmischen.

Warum bietet Salt nur ein Angebot?

Weil es Klarheit schafft. Es gibt nicht x Kombinationen, sondern eine Lösung mit der besten Technologie zum besten Preis. Wir wollen den Kunden nicht verwirren, denn meistens weiss er nicht genau, welche Festnetztechnologie er braucht. Bei uns muss sich der Kunde nicht zurechtfinden, wir haben ein Angebot gemacht, das überall neue Massstäbe setzt.

Hat Salt keine unterschiedlichen Nutzertypen?

Bei uns kommt jeder zum Zug, ob er High-Speed-Internet will, ein super Interface im Hinblick auf TV oder das günstigste Angebot. Ausserdem braucht es bei uns keine zweite Set-Top-Box, weil unsere zwei Apps – Salt TV und Salt Video – direkt auf der neuen Apple Box installiert werden.

Für welche Anwendungen braucht der Heimanwender die von Ihnen versprochene Geschwindigkeit von 10 Gbit/s?

Das muss man im Kontext sehen. Auf dem Mobilnetz hat sich das Datenvolumen in weniger als einem Jahr verdoppelt. Auch im Haushalt steigt der Bedarf kontinuierlich. Wenn beispielsweise eine vierköpfige Familie zwei TVs gleichzeitig und dazu auch noch Laptops nutzt, ist man schnell bei 5 Gigabit pro Sekunde. Auch die Uploads nehmen stark zu. Wenn man dann noch sieht, welche Datenmengen 4k-Bildinhalte benötigen, ist klar, wohin die Reise geht. Zudem wird das Internet of Things den Haushalt immer mehr digitalisieren. Diese Entwicklung geht weiter und die dafür benötigte Datenmenge wird zunehmen. Darum ist es wichtig, die nötige Bandbreite und Geschwindigkeit bereits heute bieten zu können.

Warum haben Sie für Ihr Angebot ausschliesslich auf FTTH-Technologie gesetzt?

Weil wir überzeugt sind, dass die Glasfaser bis zum Haushalt, also FTTH, die zukunftsfähigste Telekommunikationstechnologie ist. Sie erlaubt es, die Vorteile der Glasfaser maximal zu nutzen. Die Schweiz ist mit rund einem Drittel an angeschlossenen Haushalten bei der Glasfaser noch nicht an vorderster Front mit dabei. Aber ich bin sicher, dass in Zukunft deutlich mehr Haushalte einen Glasfaseranschluss nutzen werden, und ich hoffe, dass wir mit unserem Angebot mithelfen, FTTH voranzutreiben.

Welche Investitionen tätigt Salt dafür?

Wir investieren, indem wir mit Partnern wie Swiss Fibre Net arbeiten. Wir haben hohe Ambitionen, das sieht man auch an unserem Produkt, das wir lanciert haben. In der Schweiz ist es wichtig, was man macht und wie man etwas macht. Auch die Qualität ist wichtig. Das ist auch unsere Philosophie.

Wie wollen Sie die Qualität im Service garantieren?

Wir haben grundsätzlich hohe Ambitionen in Bezug auf unseren Service. Wir wollen uns auch in diesem Bereich laufend verbessern, ob für Mobilfunk oder Festnetz, und haben spezifische Service-Teams für Fiber.

Die Radiosendung "Espresso" und die TV-Sendung "Kassensturz" berichteten von Problemen beim Wechsel auf den Glasfaseranschluss. Bei 30 Prozent dauerte er länger als 15 Tage. Sie sagten daraufhin, dass Sie das Problem so schnell wie möglich lösen wollen. Wie weit sind Sie dabei?

Prinzipiell gilt es festzuhalten, dass die Aufschaltung eine bis sieben Wochen dauern kann. Das kommunizieren wir auch auf unserer Website und in den Verträgen. Die Anzahl Kunden, die länger als 15 Tage auf die Aktivierung ihres Salt-Fiber-Produkts warten, konnten wir in den letzten Wochen kontinuierlich reduzieren. Leider fehlt es bei der Portierung von Glasfaseranschlüssen an klaren Standards und Prozessen, was uns derzeit immer noch behindert. Wir haben aber den Regulator auf diese unbefriedigende Situation aufmerksam gemacht und arbeiten zusammen mit unseren Partnern mit Hochdruck an einer Lösung.

"Espresso" und "Kassensturz" berichteten auch, dass der Kundendienst bei diesem Problem überfordert war. Ein Kunde hörte während einem 50-minütigen Gespräch von drei verschiedenen Kundenberatern, sie seien nicht zuständig. Wie wollen Sie so etwas in Zukunft verhindern?

Es ärgert mich selbst auch, dass wir hier nicht allen Kunden den Service bieten konnten, den sie von uns erwarten dürfen. Dafür entschuldige ich mich auch. Wir haben die Schwachstellen erkannt, die Ressourcen aufgestockt und die Ausbildung weiter ausgebaut.

Welche Businessangebote haben Sie, und wie wollen Sie sich im B2B-Bereich positionieren?

Wir wollen uns in diesem Bereich vorerst auf B2C konzentrieren. Natürlich wollen wir diese Möglichkeiten auch für andere Bereiche nutzen und sind daran, diese weiterzuentwickeln. Aber unsere Philosophie ist es, dass wir erst dann über ein Angebot sprechen, wenn es verfügbar ist. Das war auch beim Launch des B2C-Angebots der Fall.

Mit welchen Partnern werden Sie im Businessbereich ­zusammenarbeiten?

Grundsätzlich fokussieren wir uns auf die eigenen Off- und Onlinekanäle, ob im B2B- oder im B2C-Bereich. Aber wir sind in Gesprächen mit Partnern, um herauszufinden, welches das beste Modell ist. Wer an einer Partnerschaft mit uns interessiert ist, darf gerne jederzeit auf uns zukommen.

Wie können Handelspartner die neuen Angebote verkaufen?

Im Mobilfunk arbeiten wir mit Partnern zusammen. Bei Salt Fiber konzentrieren wir uns momentan auf die eigenen Kanäle. Grundsätzlich sind wir jedoch an Partnerschaften natürlich interessiert.

Wird es ein Partnerprogramm geben?

Für Partner ist wichtig, zu wissen, dass wir Gespräche führen und wir überlegen, wie man etwas aufsetzen und mit Partnern entwickeln könnte.

Bauen Sie Ihre Kanäle aus?

Betrachtet man unsere Stores, so haben wir im letzten Jahr vier neue aufgemacht. Klar ist aber auch, dass der Onlineverkauf stark wächst und dieser wie die Stores ein wichtiger Kanal für uns ist.

Sind für dieses Jahr Eröffnungen geplant?

Ja, wir sind laufend daran, unser Shop-Netz zu optimieren und noch näher zu unseren Kunden zu kommen. Bis Ende Juli sind in der ganzen Schweiz ein halbes Dutzend Neueröffnungen geplant und bis Ende des Jahres werden weitere folgen.

Wie wichtig ist die Beratung im Laden, wenn Sie nur ein Angebot für Festnetz und TV haben?

In der Schweiz nutzen die meisten Leute beide Kanäle. Viele informieren sich online, bevor sie in den Laden gehen. Insofern ist es ein Zusammenspiel der Kanäle, beide sind wichtig für uns.

Wie ist der Anteil von On- und Offline bei Salt?

Das sind Zahlen, die wir nicht bekannt geben.

Werden Sie sich fürs TV-Geschäft dem Verband Suissedigital anschliessen?

Wir arbeiten mit Swiss Fiber Net zusammen. Das ist unser Hauptpartner im Hinblick auf Glasfaser.

Und für TV?

Wir entwickelten unser Angebot zusammen mit Zattoo und Apple. Ausserdem haben wir Partnerschaften mit Sky, Canal+ und M7 und können so über 300 Sender anbieten. Ich glaube, das deckt die Bedürfnisse der Schweizer Bevölkerung sehr breit ab.

Welche Sport-TV-Inhalte will Salt seinen Kunden anbieten?

Wir haben 21 Sportsender unter anderem mit Sky und Eurosport, zeigen Autorennen, Golf, Tennis, die Fussball-Bundesliga und vieles mehr.

Was ist mit Schweizer Sport?

Wir sind überzeugt, dass wir ein gutes Angebot haben. Aber es ist klar, dass der Markt für Sport-TV-Rechte in Bewegung ist. Wir beobachten diesen Markt genau und schauen, wie wir das Angebot ausbauen können, wenn sich etwas ergibt.

In welchen Regionen werden Sie mit Ihrem Angebot für Geschäftskunden starten?

Überall dort, wo eine FTTH-Infrastruktur besteht. Zusätzlich zum Onlinekanal ist das Angebot ja auch in unseren Stores erhältlich. Aktuell sind dies 88 Läden in 30 Städten über die ganze Schweiz verteilt.

Welche Pläne haben Sie für Ultra-HD?

Unsere Technologie ist bereits 4k-fähig.

Wie wollen Sie das 4k-Sender-Angebot ausbauen?

Das hängt von unseren Partnern ab, aber wenn sie auf 4k umsteigen, können wir das schon längst.

Warum arbeiten Sie mit Apple zusammen?

Weil wir nicht nur technologisch, sondern auch beim Kundenerlebnis top sein möchten. Darum sind wir sehr froh darüber, dass die Zusammenarbeit mit Apple so gut geklappt hat.

Wie haben Sie die Mitarbeiterzahl zum Launch des neuen Produkts ausgebaut?

Wir sind sehr stolz, dass wir alles intern mit unseren bestehenden Mitarbeitern entwickeln konnten.

Wie stellen Sie die Ausfallsicherheit sicher?

Wir haben grundsätzlich hohe Ansprüche an unsere Systeme. 100 Prozent Sicherheit gibt es nicht, aber wir haben sehr gute Leute, sind sehr agil und überzeugt, dass wir eine hochwertige Technologie mit dem besten Service bieten.

Wie realistisch ist eine Übernahme von Salt durch UPC?

Das ist ein Marktgerücht, das wir grundsätzlich nicht kommentieren. Wir konzentrieren uns auf unser Geschäft.

Was bedeutet es für Salt, dass UPC ab 2019 zum Mobilfunknetz von Swisscom wechselt?

Es ist immer schade, wenn man einen langjährigen Kunden verliert, aber wir haben ein sehr gutes Angebot gemacht. Leider hat sich UPC anders entschieden.

Was bedeutet der Verlust für Salt?

Wir sind immer bestrebt, neue Kunden zu gewinnen.

Wird Salt wie Swisscom und UPC einen eigenen On-Demand-Service lancieren?

Nein, wir bieten bereits ein sehr attraktives Angebot mit über 10'000 Tracks zur Miete an. Ausserdem bieten wir Sky Sport und Sky Show die ersten 3 Monate gratis an. Es ist wie im Mobilfunk, wenn wir glauben, dass man das Produkt anpassen muss, tun wir das auch. Aber wir sind sehr glücklich mit unserem Angebot, und auch das Feedback der Kunden ist überaus positiv.

Persönlich: Andreas Schönenberger ist seit März 2016 CEO und Mitglied des Verwaltungsrats von Salt Mobile. Daneben hat er Verwaltungsmandate bei Sanitas Krankenversicherungen und der Swiss Automotive Group (SAG) inne und sitzt im Geschäftsleitungsausschuss des MCM-Instituts der Universität St.Gallen. Zuvor hatte er bei Alu­suisse-Lonza, ABB, The Boston Consulting Group und Monitor Group gearbeitet, war Forschungs- und ­Lehrassistent am Institut für Theoretische Physik der ETH Zürich und leitete das Geschäft von Google in der Schweiz. Anschlies­send war er als Verwaltungsrat von verschiedenen Unternehmen wie Mobile­zone, Boxalino, Zanox.de, Publigroupe und Bisnode tätig. Schönenberger hält einen Ph.D. in ­theoretischer ­Physik der ETH Zürich und einen MBA der London Business School.

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