Die EOS M50 und Canons spiegellose Zukunft

Canon hat Medienvertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vom 15. bis 17. Mai nach Marrakesch in Marokko geladen. Der Kamerahersteller bot den Gästen ein Hands-on mit seiner neuen spiegellosen Kamera EOS M50. Während lokale Führer die Stadt zeigten, boten sich viele Gelegenheiten, das neue Gerät zu testen. In die verschlungenen Märkte Marrakeschs ging es, durch eine Gerberei und zum Bahia-Palast. Canon erzählte zudem von seiner Marktstrategie im Bereich spiegelloser Kameras und wie sich die Firma dort positionieren will.

Die EOS M50 ist Canons siebte DSLM-Kamera. Der APS-C-Sensor löst mit 24,1 Megapixeln auf, es sind bis zu zehn Bilder pro Sekunde möglich. Die Kamera verfügt über einen elektronischen Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten und den neuen DIGIC-8-Prozessor. Neu im Vergleich zur 2016 veröffentlichten EOS M5 ist ebenfalls die Augenerkennung: Im Einzelbildmodus kann das Gerät damit automatisch auf die Augen eines Sujets scharf stellen. Die EOS M50 ist zudem Canons erste spiegellose Kamera, die mit 4k aufnehmen kann.

Gemäss Guido Krebs, Lead Technical Marketing, handelt es sich bei der EOS M50 um ein Mainstream-Produkt, das im Einsteigerbereich zu verordnen ist. Dies wird im Preis reflektiert: Der UVP für die Kamera mit dem Kit-Objektiv 15-45 mm beträgt 730 Franken.

Guido Krebs, Lead Technical Marketing, stellte die Features der EOS M50 vor und betonte besonders das Preis-Leistungs-Verhältnis. (Source: Netzmedien)

Für das Geld erhalten fotobegeisterte Einsteiger eine insgesamt gute DSLM-Kamera. Das Gerät ist leicht und handlich, die Menus mittels voller Touch-Bedienung über den LCD-Screen einfach zu bedienen. Die Vergrösserung und Auflösung des elektronischen Suchers ist angenehm und kann sich mit Suchern der Konkurrenz in der gleichen Preisklasse messen. Canons Dual-Pixel-Autofokus arbeitet zudem schnell und zuverlässig.

Die 4k-Videofunktion ist hingegen ein zweischneidiges Schwert. Zum einen integriert Canon endlich das Filmen in UHD in seine spiegellose Reihe und zieht somit mit Mitbewerbern gleich. Auf der anderen Seite nutzt die Kamera im 4k-Modus nur das Zentrum des Sensors, weswegen es zu einem deutlich merkbaren Zoomeffekt kommt. Auch ist beim Filmen in 4k nur der Kontrast-Autofokus verfügbar.

Auch ist der Handgriff der Kamera ziemlich klein geraten, und der Auslöser ist für eine DSLM etwas laut. Die EOS M50 kann zwar lautlos Bilder schiessen, dies aber nur in einem eigenen Szenenmodus, der keine individuellen Bildeinstellungen ermöglicht.

Foto mit der EOS M50, mit ISO 100 | 1/250 Sek. | f 7.1 (Source: Netzmedien)

Foto mit der EOS M50, mit ISO 100 | 1/250 Sek. | f 10 (Source: Netzmedien)

Foto mit der EOS M50, mit ISO 100 | 1/320 Sek. | f 8 (Source: Netzmedien)

Die EOS M50 ist aber nicht nur eine neue Kamera, sondern stellt einen weiteren Schritt für Canon dar, um im Markt für spiegellose Kameras und Objektive besser Fuss zu fassen. Über Canons diesbezügliche Strategie informierte Marco Gottschalk, Director Consumer Imaging Group, Marketing DACH. Der Markttrend in Richtung zu spiegellosen Systemen sei klar, in verkauften Stückzahlen hielten sich DSLRs und DSLMs im DACH-Raum mittlerweile praktisch die Waage. Spiegelreflexkameras seien und blieben für Canon das Brot-und-Butter-Geschäft, doch im spiegellosen Bereich müsse Canon deutlich zulegen. Dies solle auch durch eine breit angelegte Marketingkampagne im DACH-Raum gelingen.

Gottschalk erzählte von den Erfahrungen, die Canon mit der DSLR EOS 80D und der DSLM EOS M5 machte. Beide Kameras basierten auf derselben Technologie und seien als Alternativen gedacht. Beide erschienen 2016. Während sich jedoch das Modell mit Spiegel, die EOS 80D, sehr gut verkaufe, habe die EOS M5 die Erwartungen nicht erfüllen können. Laut Gottschalk liegt dies auch daran, dass die spiegellose Schwesterkamera nicht intensiv genug beworben wurde. "Wir müssen lauter und aggressiver werden", lautete sein Fazit in Bezug auf die kürzlich erfolgte Markteinführung der EOS M50.

Marco Gottschalk, Director Consumer Imaging Group, Marketing DACH, sprach über Canons Positionierung im Bereich spiegelloser Kameras. (Source: Netzmedien)

Letztlich sei das Ziel, dass Canon-Nutzer das Canon-Ökosystem nicht mehr verlassen müssen, wenn sie eine spiegellose Kamera wollen. Ausser dem fotobegeisterten Einsteiger nannte Gottschalk als zweite Zielgruppe für die EOS M50 dementsprechend auch bestehende Canon-User, die auf der Suche nach einer Zweitkamera sind. Die Menuführung sei dieselbe, und für DSLR-Kameras konzipierte EF- und EF-S-Objektive liessen sich per hauseigenem Adapter an Canons DSLMs anschliessen, die über das M-Bajonett verfügen.

Menschen schiessen laut Gottschalk so viele Fotos wie nie. Der Markt für Kompaktkameras breche wegen Smartphones, mit denen ein grosser Teil dieser Bilder geschossen werden, zwar weg. Canon wolle diese Entwicklung aber nicht mehr als Gefahr, sondern als Chance sehen. Smartphone-Knipser, die bessere Fotos schiessen wollen, würden sich nach dedizierten Kameras umschauen. Mit der EOS M50 wolle Canon diese Leute ansprechen und die Lücken, die der Kamerahersteller im DSLM-Bereich vorweise, weiter schliessen.