Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Ausprobieren ­können Sie bei Media Markt"

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Astrid T. hat sich auf die Suche nach einer neuen Soundbar gemacht. Wie viel kostet Qualität? Der Handel sollte die Mystery-Shopperin aufklären.

Soundbars haben ihren Durchbruch geschafft. Zuhauf sind sie vor oder als Soundplate unter den Fernsehern in den Kaufregalen ausgestellt. Für Astrid T. war es deshalb wieder an der Zeit, eine Mystery-Shopping-Tour zum Thema zu machen. Ihre Erfahrungen dazu sind zwiespältig. Vor allem der Fachhandel überzeugte in den vergangenen Jahren bei Soundbars mit enthusiastischer Beratung, andere dafür weniger. Soundbars dürfen ruhig etwas mehr kosten, war ihre Erfahrung. Die Soundplate hingegen schien praktisch "tot" zu sein. Was hat sich seit rund einem Jahr getan? Astrid T. ging in Begleitung von "CEtoday" auf die Suche nach einer Soundbar. Beraten sollten sie Verkäufer von Melectronics, Interdiscount, Digitec und Media Markt sowie Euronics- und EP-Fachhändler.

Melectronics

Es begann im Melectronics. Als Astrid die Filiale betrat und auf die TV-Abteilung zusteuerte, sprach ein Verkäufer sie schon auf dem Weg dorthin an. Seine Hilfe war nötig, denn die Auswahl an Soundbars war riesig. Die beiden schritten an einer Regalwand mit gut 20 Fernsehern vorbei, davon viele mit Soundbar bestückt. Astrid fielen die Preise auf. Kostete die Soundbar 500 Franken, war der Fernseher dahinter für 300 Franken zu haben. Sozusagen als Schnäppchen dazu. Wahnsinnspreise, dachte Astrid, als sie der Verkäufer zum Regal mit 8 einzeln ausgestellten Soundbars führte. Deren Preisspanne reichte von 100 bis 750 Franken. Astrid fragte, welches Modell zu empfehlen sei, worauf sich der Verkäufer nach ihrem Fernseher erkundigte. "Der ist etwas älter, da brauche ich bald etwas Neues", antwortete Astrid. Darauf ging der Verkäufer aber nicht ein. Stattdessen erkundigte er sich, wie gross der Abstand vom Sofa zum Fernseher sei. Als er rund 3 Meter hörte, meinte er: "Nur wenn Sie 5 Meter vom TV entfernt sitzen, ist es sinnvoll, eine Soundbar mit viel Power zu nehmen." Er riet deshalb zum Sony-Modell für 350 Franken, das in der Folgewoche 50 Franken günstiger erhältlich sei, kündigte er an. Statt Details über die Soundbar zu erzählen, oder diese gar vorzuführen, drückte er Astrid das Preisschild mit Produktangaben in die Hand und verabschiedete sich. Das reichte Astrid aber nicht. Sie wollte sich vom Ton überzeugen, der Preis wäre dann wohl nicht mehr so wichtig.

Interdiscount

Also ging Astrid weiter zum Interdiscount. Dort war Schnäppchenzeit. Alle Soundbars waren zu Aktions­preisen erhältlich. Zusätzlich gab es 10 Prozent Rabatt auf alle Soundbars. Trotzdem war Astrid zur falschen Zeit vor Ort. Ein Verkäufer musste viele Kunden bedienen. Astrid verschaffte sich deshalb auf eigene Faust einen Überblick und sah Geräte von Panasonic, Sony, Samsung und LG zu Preisen von gut 300 Franken. Daneben stand auch ein Modell von Sonos, das fast dreimal so teuer war. Sonos war ihr zwar schon auf früheren Mystery-Shopping-­Touren empfohlen worden, doch Astrid wollte die Meinung des Interdiscount-Verkäufers hören. Also zurück zum Kassentresen. Astrid musste nur kurz anstehen, hinter ihr bildete sich aber schon nach kurzer Zeit eine Schlange mit vier Kunden. Deshalb antwortete der ­Verkäufer auf die Frage nach der richtigen Soundbar nur knapp: "Je teurer, desto besser. Die Frage ist, welchen Anspruch Sie haben. Unter 200 Franken kann man es auch sein lassen. Gute Modelle gibt es ab 400, solche mit besseren Hochtönern ab 600 Franken." Gerne hätte sie dem Verkäufer weitere Fragen gestellt, doch dieser gab ihr zu verstehen, dass er die nächsten Kunden bedienen wollte. Abschliessend sagte er noch: "Wenn Sie eine Soundbar kaufen, merken Sie daheim schon einen Unterschied." Viel lieber hätte Astrid jedoch den Unterschied bereits im Laden bemerkt. Sie versuchte es deshalb weiter bei ­Digitec.

Digitec

Astrid zog eine Nummer und war sofort an der Reihe. ­Es befanden sich fast keine Kunden im Laden. Der Verkäufer meinte, dass bei ihnen Soundbars nur auf Bestellung erhältlich seien. Falls Astrid die Geräte ausprobieren wolle, solle sie es doch bei Media Markt gegenüber versuchen. Dann begann er von der Sonos-Soundbar zu schwärmen. "Daran können Sie mehrere Lautsprecher anschliessen und zum Multiroom-­System weiterentwickeln. Es kommt eben immer darauf an, wie viel Sie ausgeben möchten und wofür Sie die Soundbar brauchen. Die von Sonos hat mit 800 Franken zwar ihren Preis, aber die ist genial. Es gibt auch Soundbars für 550 Franken, aber das hört sich dann schon nicht mehr so gut an."

Media Markt

Astrid bedankte sich und versuchte es wie vorgeschlagen im neu eröffneten Media Markt. In der TV-Abteilung sprach sie einen Verkäufer an, der daraufhin meinte, dass sein Kollege besser Bescheid wisse. Er begleitete Astrid zu seinem Kollegen, der aber in einem Verkaufsgespräch war. Er entschuldigte sich, wolle danach aber weiterhelfen. Also wartete Astrid und sah sich Soundbars von 150 bis 700 Franken von Sony, Samsung, Peac und JBL sowie Soundplates von Philips an. In der Zwischenzeit kamen sechs (!) Verkäufer an Astrid vorbei. Zwei fragten, ob sie Hilfe brauche, worauf sie erklärte, dass sie eine Soundbar suche und der ihr empfohlene Verkäufer noch in einem Beratungsgespräch sei. "Der weiss Bescheid", meinte einer, Astrid solle weiter warten. Nach 15 Minuten hatte sie genug und verliess die Filiale.

Euronics-Fachhändler

Ab zum Fachhandel. Im Euronics-Laden war Astrid die einzige Kundin. Ein Verkäufer begrüsste sie, fragte nach ihren Wünschen und stellte ihr eine Soundbar von Denon für rund 800 Franken vor. "Die ist relativ neu und etwas vom Besseren, sie machte den dritten Platz im Kassensturz", erwähnte er, zeigte ihr das Internetradio und die Bedienung per Tablet. Zum Vergleich liess er auch ein günstigeres Modell von Panasonic laufen. Endlich konnte sich Astrid selbst vom Klang überzeugen. Astrid war zufrieden, der Verkäufer zeigte Begeisterung am Produkt und nahm sich Zeit für eine ausführliche Beratung, die Wirkung zeigte. Astrid hätte sich für das teurere Denon-Modell entschieden, wollte es aber noch beim EP-Fachhändler versuchen.

EP-Fachhändler

Auch dort war Astrid die einzige Kundin. Ein junger Verkäufer begrüsste sie und wollte von ihr wissen, ob sie einen breitfüssigen Fernseher zuhause habe. Dann seien auch Soundplates zu empfehlen. Auch der EP-Verkäufer ging nicht darauf ein, als Astrid meinte, ihr Fernseher sei ziemlich alt. Stattdessen führte er ihr eine Soundbar von Panasonic für rund 180 Franken vor und machte jeweils den Vergleich zwischen TV- und Soundbar-Sound. Zudem verwies er auf eine Soundbar von Samsung für rund 550 Franken mit externem Subwoofer. Auch bei dieser machte er den Tonvergleich, meinte aber, es sei schade, dass es keine Musiksender mehr gebe. Sonst hätte er den Unterschied mit Subwoofer noch besser zeigen können. Der Verkäufer ging auf die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten ein und erklärte die Surroundsound-Funktion. Astrid war sich aber unsicher, ob sie das Samsung-Modell mit Subwoofer nehmen sollte. Zumal sich die zwei Drittel günstigere Panasonic-Soundbar auch nicht so schlecht anhörte, wie sie dem Verkäufer erklärte. Das wollte der Verkäufer nicht verneinen, sagte aber, dass ein Subwoofer "schon viel bringt. Dafür, dass die Soundbar so schmal ist, tönt sie genial mit dem Subwoofer".

Fazit

Astrid bedankte sich für die ausgiebige Beratung. Auch diesmal überzeugte der Fachhandel mit Begeisterung und Know-how. Andere hingegen waren entweder zu beschäftigt, wie bei Media Markt und Interdiscount, oder konnten das Gerät nicht vorführen wie bei Digitec.  Warum der Melectronics-Verkäufer keine Vorführung anbot, war Astrid schleierhaft. Nur Melectronics und der EP-Händler empfahlen ihr günstigere Modelle. Sonst riet man ihr zum tieferen Griff ins Portemonnaie. Wieder zeigte sich, dass die Soundplate in den Augen der Verkäufer praktisch unbedeutend ist. Nur im EP-Fachhandel kamen die "Boards" zur Sprache.

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