Schweizer Mediennutzung im Überblick

Streamingdienste im Sinkflug, Podcasts im Plus und die Rückkehr des Kinos

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von Calvin Lampert und jor

Streamingdienste aus dem Ausland sind auf Schrumpfkurs. Derweil halten sich klassische Medien wie das lineare Fernsehen oder das Radio in der Schweiz gut. Das trifft auch auf die Kinos zu, wie aus Zahlen zur Mediennutzung von der Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM) und der WEMF AG für Werbemedienforschung hervorgeht.

(Source: jannoon028 / Freepik.com)
(Source: jannoon028 / Freepik.com)

Die Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM) und die WEMF AG für Werbemedienforschung haben ihren jährlichen Bericht zur Mediennutzung in der Schweiz veröffentlicht. Gemäss dem sogenannten Digimonitor nutzen inzwischen 72 Prozent der Schweizer Bevölkerung regelmässig soziale Medien. Neu an der Spitze der Plattformen ist Instagram mit rund 2,9 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. An zweiter Stelle steht Facebook mit 2,8 Usern - das soziale Netzwerk von Meta hat dieses Jahr allerdings rund 180'000 Nutzerinnen und Nutzer verloren. 

Die grossen Newcomer sind Chatbots. Den Ergebnissen zufolge gibt es hierzulande mittlerweile eine Million ChatGPT-User. Das entspricht rund 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Insbesondere unter Jugendlichen seien Chatbots beliebt, heisst es in der Mitteilung zu den Ergebnissen. Demnach setzt hierzulande jede zweite Person in der Ausbildung Dienste wie ChatGPT ein. Das Durchschnittsalter liege bei 28 Jahren. 

Auch zum Newskonsum erhob der Monitor Daten. So nutzen rund 89 Prozent der Bevölkerung zumindest gelegentlich die Angebote von Newsportalen - doch nur 20 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer bezahlen auch für digitale Nachrichten-Abonnements. 

Zur Nutzung von Anwendungen, die sich unter das Schlagwort "Metaverse" subsummieren lassen, förderte die Studie ernüchternde Ergebnisse zutage. 1,3 Prozent der Bevölkerungen halten sich gelegentlich im Metaverse auf, beispielsweise in Decentraland oder Sandbox. Das Durchschnittsalter liegt bei 23 Jahren. 

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(Source: zVg)

TV zeigt sich stark und das Kino kehrt zurück

US-basierte Streamingdienste wie Youtube (64 Prozent der Bevölkerung als gelegentliche Zuschauerinnen und Zuschauer), Netflix und Disney+ (14 Prozent) büssen Marktanteile ein. Derweil hält sich das hiesige Streaming- und TV-Angebot weiterhin stark: So nutzen 42 Prozent der Bevölkerung die Websites und Apps des "SRF" und 19 Prozent Play Suisse, also das Streaming-Portal der SRG.

Auch das klassische Fernsehen hält sich: 6,3 Millionen Menschen, respektive 93 Prozent der Bevölkerung, schauen fern. Das sind fast doppelt so viele, wie hierzulande Netflix nutzen. Zwei Drittel schalten den Fernseher täglich ein. Und selbst unter den Personen unter 30 schalteten noch rund 71 Prozent mindestens einmal pro Woche ein. Zudem beziehen rund 36 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Pay-TV-Angebote. Inhaltlich liegen die Präferenzen dort eher bei Unterhaltung als Sport.

Auch Kino-Besuche erfasste die Studie. Diese seien inzwischen fast wieder auf Prä-Pandemie-Niveau; 47 Prozent der Bevölkerung gaben an, in den letzten 6 Monaten wenigstens einmal im Kino gewesen zu sein. Damit erreichen die Zahlen 92 Prozent des Niveaus vor Corona. Überraschend stark halte sich auch der Teletext. Insgesamt 37 Prozent der Bevölkerung gab an, diesen gelegentlich zu nutzen. Der Altersdurschnitt der Nutzerinnen und Nutzer liege bei 54 Jahren.​

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(Source: zVg)

Podcasts im Kommen

Auch das Radio ist weiterhin gut vertreten: Rund 90 Prozent der Bevölkerung schalten gelegentlich ein, 59 Prozent sogar täglich. Das Durschnittsalter der Hörerschaft liegt bei 51 Jahren, doch auch bei den unter 30-Jährigen schalten noch 83 Prozent gelegentlich ein. Wiederum 75 Prozent der Bevölkerung nutzen Audio-Streaming. Dabei setzt die ältere Bevölkerung eher auf die Onlinedienste des "SRF", während die Jüngeren Spotify vorziehen. 41 Prozent der Bevölkerung setzen auf die Streaming-Plattform, 23 Prozent nutzen sie täglich, und fast zwei Drittel leisten sich die werbefreie Bezahlversion des Services.

Doch nicht nur Musik interessiert die Schweizer Zuhörerinnen und Zuhörer. Podcasts befinden sich laut dem Digimonitor weiterhin im Aufwind. 43 Prozent der Bevölkerung sind Gelegenheitshörer, 6 Prozent geben sogar ein tägliche Nutzung an. Dabei bevorzugen die älteren User wiederum die Plattformen des "SRF", während die Jüngeren eine Präferenz für Spotify und Youtube zeigen.

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(Source: zVg)

Twint gewinnt, Krypto kränkelt

In der QR-Rechnung sieht die IGEM eine "Revolution" für das E-Banking. 74 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gaben an, gelegentlich die Codes einzuscannen. Auch das E-Banking selbst sei inzwischen von der Bevölkerung akzeptiert worden - rund 80 Prozent der Bevölkerung nutzen es, um ihre Banking-Geschäfte abzuwickeln. 55 Prozent nutzen dabei das Smartphone. Auch mobile Zahldienste seien stark gewachsen und werden von 64 Prozent der Bevölkerung genutzt. Dabei zeige die Bevölkerung eine klare Präferenz für Twint mit 60 Prozent im Vergleich zu 11 Prozent bei Apple Pay und 5 Prozent bei Google Pay. Weniger blumig sieht es bei Krypto-Währungen aus. Nach dem Boom nutzten inzwischen nur noch 5 Prozent der Bevölkerung Bitcoin und Co. 

Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigte, dass inzwischen 93,9 Prozent der Schweizerischen Bevölkerung online ist. Was es mit den "Offlinern" auf sich hat erfahren Sie hier.

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