One-to-One mit Oliver Merlin

Darum müssen alte IFA-Hasen keine Angst haben

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Oliver Merlin ist als Managing Director der IFA Management GmbH für die Organisation der IFA 2023 verantwortlich. Er erklärt, weshalb alte IFA-Hasen keine Angst haben müssen, welche neuen Angebote es für Einzelhändler gibt und weshalb Merlin seine Funktion schon bald wieder abgibt.

Oliver Merlin, Managing Director, IFA Management GmbH. (Source: zVg)
Oliver Merlin, Managing Director, IFA Management GmbH. (Source: zVg)

Waren Sie bereits einmal an der IFA? 

Oliver Merlin: Ja selbstverständlich! Ich bin seit etwa 12 Jahren in der Veranstaltungsbranche zuhause und kenne und besuche entsprechend auch die grossen Elektronikmessen.

Wie sind Sie zum Managing Director der IFA Management GmbH geworden? 

Während meiner Jahre in der Veranstaltungsbranche habe ich für die meisten Veranstaltungsunternehmen mit Sitz in London gearbeitet, die auch global relevant sind. Da ich ursprünglich aus der Unternehmensberatung komme, übernahm ich häufig Funktionen als Transformation oder Change Director, denn ich kenne mich mit Turnaround Management, Restrukturierungs- und Verbesserungsprozessen gut aus. Im Laufe der Zeit übernahm ich dann auch Funktionen als Geschäftsführer. Da man sich in der Branche untereinander kennt, wurde das Management von Clarion wohl auf mich aufmerksam. Clarion hat seinen Sitz ebenfalls in London und gründete gemeinsam mit IFA-Rechteinhaber GFU die IFA Management GmbH. Offenbar sahen sie in mir eine gute Wahl für die Funktion des Managing Director und ich hoffe, dass ich ihren Erwartungen gerecht werde.

Anfang Juni kündigte die IFA Management GmbH an, dass Leif-Erik Lindner ab dem 1. Oktober als Managing Director übernimmt. War von Anfang an geplant, dass Sie Ihre Funktion nach der IFA 2023 abgeben? 

Ich übernahm die Funktion interimistisch. Wie erwähnt, bin ich ein Experte für Wachstumsstrategien und Turn­around-Situationen. Als ich das Amt des Geschäftsführers übernahm, hatten wir noch kein Team, kein Büro, keine Daten etc. Das war kein normales Unternehmensumfeld. Clarion bat mich, die Herausforderung anzunehmen, die IFA Management GmbH aufzubauen. Zu diesem Zeitpunkt gab es für mich kein bestimmtes Enddatum, denn wir wussten nicht, wie erfolgreich wir im ersten Jahr sein würden. In den vergangenen sechs Monaten haben wir viel erreicht, sodass die IFA jetzt wieder auf Kurs ist und grösser und besser sein wird als je zuvor. Wir treten als Unternehmen in eine neue Phase ein und in dieser Situation ist auch Branchenkenntnis wichtig. Leif-Eric bringt diese in grossem Umfang mit. Er ist eine vertrauenswürdige und erfahrene Führungspersönlichkeit im Bereich der Unterhaltungselektronik.

Welche Funktion werden Sie ab dem 1. Oktober übernehmen?

Ich werde eine strategische Rolle einnehmen und den weiteren Ausbau der Marke IFA vorantreiben. Es ist unfair und unmöglich, vom BAU-Team zu verlangen, das 100-jährige Bestehen der IFA zu bewältigen und sich um zukünftige Projekte wie die Berlin Tech Week, die IFA Next und digitale Inhalte sowie Marketingdienste zu kümmern. Daher werde ich diese (und andere) Projekte leiten, natürlich in enger Zusammenarbeit mit Leif-Erics Team und in ständigem Kontakt mit unseren Anteilseignern bei Clarion und der GFU.

Nun aber zur diesjährigen Messe: Wie zufrieden sind Sie mit der Organisation und den Vorbereitungen für die IFA 2023?

Sehr zufrieden. Wir hatten und haben allerdings viel zu tun. Die IFA Management GmbH ist ein neues Unternehmen. Nach der Gründung im Dezember 2022 fingen wir praktisch bei null an. Mittlerweile sind wir ein Team mit 35 Mitarbeitenden, die alle mit Herzblut an den Vorbereitungen für die diesjährige IFA arbeiten. 

Welche Hindernisse fanden Sie bei der Planung vor?

Hindernisse gab es einige. Die grösste Hürde war aber bisher die Zeit. Ich habe meine neue Funktion im November übernommen, die IFA Management GmbH gibt es wie erwähnt erst seit Dezember. Das heisst, wir haben effektiv nur ein halbes Jahr Zeit, um eine internationale Grossveranstaltung auf die Beine zu stellen. Trotz Zeitdruck bin ich davon überzeugt, dass die IFA 2023 eine fantastische Messe wird. Alle wichtigen grossen deutschen und auch internationalen Hersteller, die Sie an der IFA erwarten, werden auch dieses Jahr mit dabei sein. Zudem wird es viele gewohnte, aber auch ein paar neue Programmpunkte und Highlights geben. 2023 markiert für uns den Beginn einer Reise. Wir haben eine langfristige Vision für die IFA, daher hat Clarion auch einen mehrjährigen Vertrag mit der GFU und der Messe Berlin abgeschlossen.

Bislang war die Messe Berlin Mitveranstalterin der IFA, jetzt ist sie nur noch Veranstaltungsort. Wie hat die Zusammenarbeit bisher funktioniert?

Ich würde nicht sagen, dass die Messe Berlin nur noch als Veranstaltungsort dient. Die Messe Berlin ist eine Organisation mit vielen Mitarbeitenden, die an der IFA beteiligt waren und es auch nach wie vor sein werden. Das Messe-Berlin-Team, das bisher für die IFA verantwortlich war, arbeitet eng für die Organisation der IFA 2023 mit uns zusammen. Wir hoffen auf eine gute, langfristige Partnerschaft zwischen unseren beiden Teams. Wenn man eine Messe von der Grösse und dem Ausmass der IFA organisiert, gibt es nicht viele Veranstalter respektive Veranstaltungsorte, die ein solches Spektakel bewältigen können. Die Messe Berlin ist daher ein wichtiger Partner für uns. Schliesslich spielt die Location eine massgebliche Rolle beim Besuchererlebnis und prägt die Eindrücke, welche die Teilnehmenden mit nach Hause nehmen. 

Was sind einige der Highlights, die Besucherinnen und ­Besucher an der IFA 2023 erwarten?

Für die meisten Konsumentinnen und Konsumenten ist Nachhaltigkeit ein dringliches Thema und zudem ein wichtiger Faktor beim Kaufentscheid. Daher wird es mit dem «Sustainability Village» an der IFA einen Bereich geben, der sich ganz der Nachhaltigkeit widmet. Das «Sustainability Village» bietet ein umfassendes Konferenzprogramm mit Spezialistinnen und Spezialisten auf dem Gebiet. B2B-Besuchende können von Anleitungen für nachhaltige Erfolgsstrategien profitieren und sich an Diskussionen mit den Rednern und Rednerinnen beteiligen. Ausserdem befinden sich im Village Reparaturwerkstätten, die sich mit dem Thema Elektroschrott auseinandersetzen. Das Interesse der IFA-Kunden am «Sustainability Village» ist gross. Viele nehmen entweder als Aussteller oder als Sponsoren teil, weshalb wir den Ausstellungsbereich ständig ausweiten. Ein weiteres Highlight wird die IFA Next. Sie ist bereits seit mehreren Jahren Teil der Messe. Wir wollen den Bereich für Start-ups nun ausbauen. Sowohl die CES in Las Vegas als auch der MWC in Barcelona haben sehr gute Start-up- und Innovationszonen. Ich möchte, dass die IFA da mitmischen kann und künftig als ein Ort wahrgenommen wird, an dem man sich inspirieren lassen und Innovation live erleben kann. Daher investieren wir viel Geld in die Weiterentwicklung der IFA Next und arbeiten mit Start-up-Organisationen wie der Berlin Start-up Night und TNW zusammen. Als drittes Highlight möchte ich noch den IFA Leaders Summit hervorheben. Hier sprechen am 1. und 2. September Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Gebieten über Trendthemen wie Gaming, generative KI, Veränderungen im Retail, das Metaverse und mehr. Zu den Rednerinnen und Rednern zählen unter anderem Christine Betz, Chief Sustainability Officer bei BSH, Michael McLaughlin, Global Head of Retail bei GfK, und Sara Warneke, Managing Director bei GFU Consumer and Home Electronics. 

Was würden Sie langjährigen IFA-Besucherinnen und -Besuchern sagen, die Angst haben, dass jetzt alles anders wird?

Die Mehrheit der IFA 2023 wird aus dem bestehen, was die Leute kennen und lieben. Also haben Sie bitte keine Angst, es wird jetzt nicht plötzlich alles anders. Es gibt gewisse Ergänzungen und einige Veränderungen, mit denen wir zeigen, in welche Richtung sich die IFA in den kommenden Jahren entwickeln könnte. Dabei hören wir aber stets auf die Feedbacks der IFA-Kundschaft. Mir ist in den vergangenen Monaten aufgefallen, wie stark die Verbundenheit im deutschsprachigen Raum mit der IFA ist. Auch daher wollen wir nicht alles auf den Kopf stellen, sondern viele der bewährten Elemente beibehalten. 

Welche Änderungen und Neuerungen können Einzelhändler dieses Jahr erwarten? 

Ohne Einzelhändler gibt es keine IFA. Mein Team und ich haben uns darum mit den wichtigsten Einkaufsgruppen in Deutschland und Europa getroffen, um ihre Bedürfnisse abzuholen. Daraus ist da Projekt «The Retailer is King» – der Einzelhändler ist König – entstanden. Einzelhändler haben dieses Jahr die Möglichkeit, ein komplettes Anreizprogramm in Anspruch zu nehmen, und das noch bevor sie überhaupt auf dem IFA-Gelände sind. Durch das Programm werden die Einzelhändler ihre Zeit so effizient wie möglich nutzen und die für sie relevanten Leute treffen können. Im Programm enthalten sind etwa Vorzugspreise für Hotelzimmer, Zugang zu Business Lounges, kuratierte Vorträge, Frühstücksveranstaltungen, ein Shuttle-Service und eine Schnellspur fürs Abholen des Messe-Badges. 

Was macht die IFA zu einer wichtigen Plattform für Händler aus der ganzen Welt?

Die IFA ist nach wie vor die beste Handelsplattform, die momentan existiert. Es gibt andere global relevante Konferenzen und Messen, jedoch findet man an keiner den Mix aus Herstellern, Händlern, Start-ups, Designern und Privatbesuchenden, der an der IFA in dieser Grössenordnung zusammentrifft. Auch der Zeitpunkt Anfang September ist im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft ideal. Händler können hier neue spannende Produkte für ihr Sortiment entdecken. Aus­serdem können sie sich mit für den für sie relevanten Personen aus der Branche austauschen und auch mit anderen Einzelhändlern ins Gespräch kommen. Zudem ist Berlin ein fantastischer Standort, der von überall in Europa und auch aus den meisten anderen Teilen der Welt gut erreichbar ist.

Wie sorgen Sie dafür, dass die IFA für Einzelhändler und Verbraucher gleichermassen interessant und wichtig bleibt? 

Es ist eine der Stärken der IFA, dass sie sowohl Fachbesucher und -besucherinnen als auch Privatpersonen anzieht. Wir wollen darum weiterhin das Beste aus beiden Welten bieten – diesen Anspruch hat auch unsere Kundschaft an uns. Um für Konsumentinnen und Konsumenten relevant zu bleiben und noch mehr Privatpersonen anzuziehen, haben wir dieses Jahr einige neue inhaltliche Programmpunkte hinzugefügt. So gibt es neu Vorträge und Diskussionen zum Thema Gaming – momentan ein sehr wichtiges Verbrauchersegment, das bisher eher im Hintergrund stand. Wir wollen zudem die Stadt stärker miteinbeziehen, sodass nicht bloss auf dem Gelände der Messe Berlin IFA-Stimmung herrscht. Es ist unser Ziel, ein Festival-ähnliches Feeling zu schaffen. Es wird Talks und Abendveranstaltungen in verschiedenen Lokalen und Hotels ausserhalb der Messe geben. Zudem sollen die Besucher und Besucherinnen bereits bei der Ankunft am Flughafen darauf aufmerksam werden, dass die IFA stattfindet. 

Während einer Pressekonferenz im März sprachen Sie davon, dass Sie mehr B2B- und B2C-Besuchende anziehen möchten. Mit welchen Massnahmen wollen Sie dieses Ziel erreichen? 

Abgesehen von der anfangs erwähnten sehr knappen Zeit, stellten Daten eine grosse Herausforderung dar. Aus rechtlichen Gründen konnte uns die Messe Berlin die meisten ihrer gesammelten Daten zu B2B- und B2C-Besuchenden nicht zur Verfügung stellen. Mein Team hat sich daher damit beschäftigt, einen grossen Datensatz aufzubauen. Darauf beruhend führen wir grosse Kampagnen durch, um Einzelhändler und andere Fachbesuchende, die an der IFA interessiert sein könnten, anzusprechen. Wir haben auch Kampagnen gestartet, um Verbraucherinnen und Verbraucher auf die IFA aufmerksam zu machen. So verbreiten wir Informationen zu den diesjährigen Rednerinnen und Rednern, veranstalten aber auch Pressekonferenzen und geben Informationen an Medienschaffende und Influencer weiter, damit sie über die IFA berichten. Wir gehen zusätzlich davon aus, dass die weltweit gelockerten Reisebeschränkungen dazu führen werden, dass mehr Besuchende an die IFA zurückkehren.

Worauf freuen Sie sich an der IFA 2023 am meisten? 

Die IFA hat enorm viele unterschiedliche Stakeholder. Deshalb freue ich mich vor allem darauf, eine so vielfältige Gruppe von Menschen zu treffen. 

Die weiteren Inhalte aus der CEtoday-Ausgabe Nr. 05/2023 finden Sie im Onlinedossier.


Persönlich

Oliver Merlin begann seine Karriere 1995 bei Accenture als Management Consultant. Seitdem hat er strategische Aufgaben übernommen, die sich vor allem auf das Change Management beziehen, um den Betrieb und den Erfolg zahlreicher grosser Unternehmen zu verbessern – darunter Linklaters, EMI Music, Financial Conduct Authority, British American Tobacco, EMAP, Hyve Group und Globaldata plc. Seit November 2022 ist Merlin Geschäftsführer von IFA Management, einem neuen Unternehmen, welches das 99-jährige Erbe der IFA verwaltet. 
Quelle: IFA Management GmbH

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