Gesamtmarkterhebung Schweiz

Onlinehandel ist 2022 zum ersten Mal rückläufig

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von Leslie Haeny und tme

Im vergangenen Jahr hat die Schweizer Bevölkerung weniger online ausgegeben als im Vorjahr. 2022 entwickelte sich der hiesige Onlinehandel somit zum ersten Mal in seiner Geschichte rückläufig. Dieses Jahr soll es aber wieder aufwärts gehen.

(Source: William W. Potter / stock.adobe.com)
(Source: William W. Potter / stock.adobe.com)

Vergangenes Jahr hat die Schweizer Bevölkerung online 14 Milliarden Franken ausgegeben. Das entspricht 0,4 Milliarden respektive 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Gesamtmarkterhebung von GfK, dem Handelsverband.swiss und der Schweizerischen Post zeigt. Laut Patrick Kessler, Geschäftsführer von Handelsverband.swiss, ist 2022 somit das erste Jahr, in dem der Onlinehandel seit seiner Geburtsstunde rückläufig ist. Ausgenommen von der Studie sind jegliche Dienstleistungen, die übers Internet angeboten werden sowie der B2B-Handel. Bevor es aber bei der heutigen Präsentation der Studie um weitere Details ging, bot Luca Giuriato, Senior Market Consultant bei GfK Schweiz, einen Einblick in den GfK Marktmonitor. 

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Erstmals nimmt der Onlinehandelsumsatz ab. (Source: zVg)

Gemäss diesem schloss der Schweizer Detailhandel das Jahr 2022 mit einem Minus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Laut Giuriato war 2021 ein Rekordjahr für den hiesigen Handel. Trotz des leichten Minus sei der Umsatz 2022 um einiges höher als vor der Pandemie. Der Bereich Heimelektronik schrumpfte 2022, nachdem er ein Jahr zuvor stagnierte, um 2,6 Prozent gegenüber 2021.  

Auslandseinkäufe gehen zurück 

Der Marktforscher betrachtet zudem, wie viel Geld die Bevölkerung in den ausländischen Handel investiert. Wie Giuriato erklärte, nahmen die Auslandseinkäufe in fast allen Teilmärkten leicht zu. "Aber wir liegen etwa auf dem Niveau von 2019." Der momentan niedrige Eurokurs führte also zu weniger Auslandseinkäufen als befürchtet. Im Bereich Heimelektronik blieb der Anteil an Personen, die Produkte im Ausland kauften, gegenüber dem Vorjahr mit 4 Prozent gleich. 89 Prozent gaben zudem an, Heimelektronik in der Schweiz zu kaufen, während 7 Prozent ihre Produkte sowohl aus dem Ausland als auch von Schweizer Händlern beziehen.  

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Luca Giuriato, Senior Market Consultant bei GfK Schweiz. (Source: Netzmedien)

Wie die Erhebung von GfK, dem Handelsverband.swiss und der Schweizerischen Post zeigt, sank der Auslandseinkauf im Onlinehandel jedoch um 5 Prozent. Auch der Inlandkonsum ging zurück, jedoch lediglich um 2,4 Prozent. Gegenüber dem letzten Jahr vor der Pandemie legte der Onlinehandel 2022 aber um 44 Prozent zu. Im ersten Post-Covid-Jahr habe es also kaum Anzeichen auf eine Rückbesinnung auf alte Gewohnheiten gegeben. 

Ein Viertel kauft Heimelektronik nur online 

Laut Handelsverband.swiss-Geschäftsführer Patrick Kessler kauft die Bevölkerung immer hybrider ein - setzt also sowohl auf Onlineshopping als auch auf den stationären Handel. Der reine stationäre Einkauf sei zwar in den meisten Sortimenten noch der präferierte Kanal, verliere aber laufend an Bedeutung. Hier gibt es jedoch starke Unterschiede zwischen den Produktgruppen. Im Bereich Heimelektronik wird mit einem Anteil von 52 Prozent mehr als jeder zweite Franken im Internet ausgegeben. Das war bereits im Vorjahr so, wie Sie hier erfahren. In der Erhebung gaben 26 Prozent der Befragten an, ihre Heimelektronik-Geräte ausschliesslich über Onlinekanäle zu beziehen. 31 Prozent setzten hingegen ausschliesslich auf den stationären Handel. 15 Prozent kauften mehrheitlich stationär ein und 28 Prozent gaben an, Heimelektronik mehrheitlich online oder etwa gleich häufig online und stationär zu kaufen.

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Patrick Kessler, Geschäftsführer von Handelsverband.swiss. (Source: Netzmedien)

Die Tatsache, dass der Onlinehandelsumsatz von Heimelektronik so hoch ist, begründete Patrick Kessler auch damit, dass in dem Segment meist höhere Beträge auf einmal ausgegeben werden. "Schliesslich kostet ein Fernseher oder ein PC mehr als ein herkömmliches Paar Schuhe." Apropos Schuhe: Der Bereich Fashion/Schuhe ist dem Heimelektronikmarkt mit dem zweitgrössten Onlineanteil (28 Prozent) auf den Versen. Im Segment Home & Living finden 17 Prozent der Ausgaben übers Internet statt. 

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Die Onlineanteile in den unterschiedlichen Segmenten. (Source: zVg)

Onlinekonsum soll 2023 wieder zunehmen 

Den Abschluss der Präsentation und damit den Ausblick für das laufende Jahr machte Bernhard Egger. Er wird noch diesen Frühling die Geschäftsleitung des Handelsverband.swiss von Patrick Kessler übernehmen. Welchen Tätigkeiten Egger bisher nachging und warum Kessler zurücktritt, können Sie hier nachlesen.       

Laut dem designierten Geschäftsführer wird der Onlinekonsum 2023 wieder zunehmen. Die Studienherausgeber gehen von einem Wachstum zwischen 3 und 5 Prozent aus. Im Januar 2023 sei der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal bereits um 3 Prozent gestiegen. Momentan befände sich die Bevölkerung in einer Gewöhnungs- und Stabilisierungsphase, denn viele negative Faktoren wie die Energiemangellage, die Inflation oder der Krieg in der Ukraine trafen die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz weniger stark als befürchtet. 

Ohne Onlineshop im Onlinehandel mitmischen 

Egger sprach zudem von Onlinemarktplätzen als Volumentreiber. Gerade für kleinere Unternehmen böten sie eine einfache Alternative zu einem eigenen Onlineshop. In diesem Zusammenhang tönte er auch Social Commerce an, sprich die Möglichkeit über Plattformen wie Instagram oder Tiktok direkt einzukaufen. "Im Onlinehandel mitzumischen bedeutet nicht, dass man einen eigenen Onlineshop haben muss", sagte Egger. 

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Bernhard Egger, ab April Geschäftsführer von Handelsverband.swiss. (Source: Netzmedien)

Als weiteren Trend, den es dieses Jahr im Auge zu behalten gilt, nannte er das zunehmende D2C-Geschäft. Hersteller verkaufen immer häufiger direkt an Konsumenten und Konsumentinnen. Aber auch gewisse Omnichannel-Modelle, bei welchen der Handel eng mit Herstellern zusammenarbeitet, treffe man immer häufiger an. Als Beispiel nannte Egger ein stationäres Geschäft, das ein von der Kundschaft gewünschte Paar Schuhe gerade nicht an Lager hat. Das Geschäft bestellt dieses Paar Schuhe dann beim Hersteller und dieser wiederum schickt es direkt zur Kundschaft. Der stationäre Händler erhält vom Hersteller anschliessend eine Provision für die verkauften Schuhe.  

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