10 Jahre Marktentwicklung

Dramatischer Rückgang im CE-Markt – aber die Emotionen bleiben!

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von Luca Giuriato, Senior Market Consultant, GfK Schweiz

Nach dem Boom von Flachbildschirmen und digitaler Fotografie hat das Marktvolumen im Unterhaltungselektronik- und Fotomarkt in der Schweiz in den vergangenen zehn Jahren 865 Millionen Franken eingebüsst. Trotz gebeuteltem Markt und Veränderungen bleibt die Leidenschaft für Bild und Ton gross.

Luca Giuriato, Senior Market Consultant, GfK Schweiz. (Source: Netzmedien)
Luca Giuriato, Senior Market Consultant, GfK Schweiz. (Source: Netzmedien)

Die treibende Kraft hinter der Nachfrage nach Unterhaltungselektronik ist der Genuss beim Konsum von Musik, das Filmerlebnis und das Einfangen von besonderen Momenten beim Fotografieren. Im Fokus der Käufer und Käuferinnen standen bis vor zehn Jahren vor allem Produkte, die isoliert betrachtet ein hervorragendes Bild und ein tolles Klangergebnis versprachen. Mit der Verbreitung der Smartphones änderte sich jedoch das Konsumverhalten in Bezug auf Bild, Ton und Fotografieren dramatisch; und das mit schwerwiegenden Folgen auf die gesamte Musik- und Filmindustrie.

Natürlich zeichnete sich dieser Trend auch im Rückgang der entsprechenden Hardware ab, wie DVD-/Blu-Ray-Player, Autoradios, CDs und MP3-Player sowie kompakte Fotokameras. Diese Produktkategorien haben sich zu kleinen Nischen entwickelt oder verschwinden komplett vom Markt. Seit 2012 gingen in der Unterhaltungselektronik rund 500 Millionen Franken auf Nimmerwiedersehen durch die aussterbenden Warengruppen verloren. Heute ersetzen ein Smartphone und ein Smart-TV mit ihren Apps eine ganze Reihe an Funktionalitäten, die vor einem Jahrzehnt möglicherweise noch durch ein zusätzliches Gerät verrichtet wurde. Aus diesem Grund hat sich der Anspruch der Käuferschaft an die Unterhaltungselektronik in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert. Abgesehen von guter Bild- und Tonqualität steht zwischenzeitlich die Vernetzung der Geräte mit dem Smartphone im Vordergrund.

Nichtsdestotrotz gibt es im Bereich der Unterhaltungselektronik auch gute Nachrichten. Fernsehgeräte, aktive und passive Lautsprecher, Kopfhörer sowie Fotokameras für anspruchsvolle Hobby- und Profifotografen dürften daher weiterhin Zukunft haben. Der Konsum von Musik und Filminhalten sowie auch das Fotografieren haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dabei spielen die Emotionen nicht nur beim Content, sondern auch bei der Hardware eine wichtige Rolle. Obschon in der Werbung bei der Heimelektronik permanent Preisaktionen im Vordergrund stehen, ist es den Rabattschlachten Gott sei Dank noch nicht gelungen, eine gewisse Faszination rund um die Produkte zu zerstören. In den letzten Jahren ist das Qualitätsbewusstsein und die Bereitschaft, etwas mehr Geld für Unterhaltungselektronik und Fotoprodukte auszugeben, spürbar gestiegen.

TV-Markt

Das Kerngeschäft der Unterhaltungselektronik - und wohl auch langfristig von wichtiger Bedeutung - bleibt das TV-Business. Seit 2012 hat sich die Nachfrage von Fernsehern von 831'000 auf 527'000 Geräte pro Jahr reduziert. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass sich der TV-Markt damals in einer überhitzten Phase bewegte. Die Folgejahre waren von einer hohen Marktsättigung mit entsprechendem Rückgang geprägt. 2018 war dann mit einer Absatzmenge von 467 000 Fernsehgeräten die Talsohle durchschritten. Seitdem wächst die Nachfrage wieder. Insbesondere im ersten Pandemiejahr 2020 entwickelte sich das Volumen mit 583'000 verkauften Geräten um 21,4 Prozent im Plus gegenüber dem Vorjahr.

2021 und auch in den nächsten Jahren dürfte sich der Markt bei einer Marktgrösse von 520'000 und 550'000 Geräten pro Jahr einpendeln. Natürlich hat sich die Nachfrage nach Fernsehern mit grösseren Bildschirmen in den vergangenen zehn Jahren massiv gesteigert. Was inzwischen auch für den Käufer beim Transportieren eines neuen TVs eine Herausforderung ist. Trotz deutlich geringerer Stückzahlen und viel grösserer Screens ist der Durchschnittspreis für ein Fernsehgerät innerhalb der letzten zehn Jahre jedoch mit 980 Franken praktisch identisch geblieben.

Audiomarkt

Im Teilmarkt Audio hat aus Produktsicht innerhalb der letzten zehn Jahre eine regelrechte Bereinigung stattgefunden. Der Bereich Portable Audio litt dabei am meisten. Der Umsatz ging von 116 Millionen Franken auf rund 30 Millionen zurück, denn CD- und MP3-Player sowie Radiowecker werden vom Smartphone substituiert.

Der Umsatz im Segment Audio Home hingegen ging über die vergangenen zehn Jahre «nur» um 20 Millionen Franken zurück und bewegt sich aktuell bei 155 Millionen Franken. Nichtsdestotrotz gab es auch in dieser Kategorie viel Bewegung. Home-Cinema-Anlagen und Hi-Fi-Systeme, die 2012 noch ein wertmässiges Volumen von rund 81 Millionen Franken generierten, sind nahezu unbedeutend geworden. Dafür kompensieren smarte Audio Speaker und Soundbars den Umsatz.

Dass Audio Home ein ausgesprochen emotionales Thema ist, wofür auch ziemlich viel Geld ausgegeben wird, zeigt die stabile Nachfrage nach klassischen Hi-Fi-Produkten wie Lautsprechern und Einzelkomponenten. Eine regelrechte Renaissance hatten in den vergangenen Jahren mit dem allgemeinen Vintage-Trend somit auch die Plattenspieler.

Fotomarkt

Obwohl so viel fotografiert wird wie noch nie, ist der Umsatz des Fotomarktes von einst 429 Millionen Franken auf 162 Millionen geschrumpft. Der Grund dafür ist naheliegend. Bei fast 3 Millionen verkauften Handys pro Jahr, wo fast immer die Kamera als Highlight in der Werbung hervorgehoben wird, ist der Fall klar: Die Smartphones substituieren vor allem die Kompaktkameras. Die Nachfrage ist innerhalb von zehn Jahren von 518'000 auf 72 000 Stück gesunken.

Kameras mit Wechselobjektiven sind vom Rückgang ebenfalls betroffen, allerdings nicht im selben Ausmass. Innovationen im Bereich der Systemkameras vermochten seit 2015 den Rückgang der Spiegelreflexkameras etwas aufzufangen. Während der vergangenen zwei Pandemiejahre waren jedoch aufgrund eingeschränkter Reisemöglichkeiten auch die Kameras mit Wechselobjektiven von einem stärkeren Umsatzrückgang betroffen. Aktuell erholt sich der Markt wieder leicht, sodass mit zunehmender Reiselust auch die Investitionsbereitschaft in eine neue Kamera steigt.

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