Was Festivalveranstalter von ihren Technikpartnern erwarten
Grossveranstaltungen sind wieder ohne Einschränkungen möglich. Dem Festival-Sommer steht also nichts mehr im Weg. Reto Caviezel vom "blues'n'jazz"-Festival Rapperswil-Jona und Dominic Schilt vom Gurtenfestival verraten, worauf es ihnen bei der Technik ankommt.
Der Festival-Sommer ist bereits in vollem Gange. Dieses Jahr können Musik-Fans endlich wieder im grossen Stil und ohne Einschränkungen den Klängen ihrer Lieblingsbands lauschen. Beim Greenfield ist es nachts meist kalt, am Openair Frauenfeld wird es häufig schlammig und vom Rock am Ring kommt man leicht wieder nach Zürich - das wissen erfahrene Festival-Besucherinnen und -Besucher längst. Aber auch bezüglich Technik respektive Anforderungen an die Technikpartner hat jedes Festival seine Eigenheiten. So auch das "blues'n'jazz"-Festival in Rapperswil-Jona oder das Gurtenfestival in Bern.
"Wir arbeiten während des 'blues'n'jazz' auf drei Bühnen gleichzeitig – alle direkt am See gelegen. Das heisst, wir müssen uns auf die Flexibilität unseres Technikpartners verlassen können. Alle drei Orte haben unterschiedliche Anforderungen an die Ton- und Lichtanlagen", erklärt Reto Caviezel, Veranstalter des "blues'n'jazz"-Festivals. Das "blues'n'jazz" entstand vor über 20 Jahren. Ursprünglich war es als Stadtfest konzipiert, das sich dann Stück für Stück zum Festival mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern weiterentwickelte.
Alles umladen und ab auf den Berg
Das Gurtenfestival findet - wie der Name schon sagt - auf dem Hausberg der Stadt Bern, dem rund 850 Meter hohen Gurten statt. Während Besucherinnen und Besucher mit der Gurtenbahn nach oben gelangen, muss das Festival-Team das gesamte technische Equipment in Solofahrzeuge umladen. Denn die Sattelschlepper, in denen die Technik normalerweise angeliefert wird, kommen nicht auf den Berg. "Wir appellieren darum an die Technikfirmen und Bands, nur das mitzunehmen, was sie auch wirklich benötigen", sagt Dominic Schilt, Head of Production beim Gurtenfestival.
"Auch auf dem Berg haben wir nicht viel Lagerplatz. Das heisst, wir müssen nicht nur alles Equipment möglichst platzsparend und effizient verladen, sondern auch kompakt aufbauen." Der langjährige Technikpartner des Festivals, Stagelight, ist die Prozedur gewohnt. Mit Bands, die zum ersten Mal am Gurtenfestival auftreten, muss Schilt aber häufig erst ein Weilchen verhandeln. "Gerade Bands aus dem Ausland haben meist Angst, dass das Umladen nicht funktionieren könnte, und probieren, mehrere Stunden Pufferzeit einzubauen. Da muss man erst einmal Vertrauen aufbauen", erklärt er.
Bezüglich der Technikpartner ist es für das Gurtenfestival am wichtigsten, dass die Qualität stimmt und die Firma das richtige, gut gewartete Material liefert. Über den Preis könne man dann immer noch verhandeln, sagt Schilt. Sehr wichtig seien natürlich auch die Technikerinnen und Techniker selbst. "Gerade jetzt nach Corona sind gute Techniker nicht einfach zu finden. Wir haben das Glück, dass unser Partner Stagelight einen sehr nachhaltigen Mitarbeiterpool, aber auch einen guten Freelancer-Pool mit grossem Know-how hat, die gut zusammenarbeiten. Wenn sie mit dem Aufbau anfangen, merkt man, dass sie ein richtiges Team sind und kein zusammengewürfelter Haufen."
Technische Ausfälle sind ein klares No-Go
Mit einem früheren Technikpartner machte das Gurtenfestival laut dem Head of Production keine guten Erfahrungen. Die Firma habe ihre Versprechen nicht eingehalten und unter anderem das falsche Material geliefert. Zudem hätte es häufig Materialausfälle gegeben - ein klares No-Go für Schilt. Auf die Frage, was ein Techniker am Gurtenfestival auf keinen Fall tun dürfe, antwortet er: "Alkohol- und Drogenkonsum sind ein Grund, einen Techniker vom Platz zu schicken. Ausserdem tolerieren wir es nicht, wenn jemand das Personal, die Bands oder uns als Veranstalter unfreundlich behandelt." Um solche und andere Zwischenfälle zu vermeiden, hat das Festival einen Verhaltenskodex, der allen im Voraus kommuniziert werde.
Auch beim "blues'n'jazz"-Festival sollten Partnerfirmen technische Ausfälle tunlichst vermeiden. Von Technikpartnern wünschen sich die Veranstalter Flexibilität während des Anlasses und Know-how nicht nur im technischen Bereich, sondern auch in der Planung des Festivals, wie Reto Caviezel erklärt. Wie das Gurtenfestival arbeitet auch das "blues'n'jazz"-Festival mit Stagelight zusammen. Für das Festival in Rapperswil-Jona übernehme die Firma auch die Rider-Planung direkt mit den Bands. Dass der Technikpartner eng in die Planung eingebunden werden kann, war denn auch ein wichtiger Punkt für dessen Auswahl. «Und, ja klar, letztlich spielt auch der Preis eine Rolle», sagt Caviezel.
Das technische Equipment mietet sowohl das Gurtenfestival als auch das "blues'n'jazz"-Festival, denn es würde sich nicht rentieren, Material für den einmal jährlichen Gebrauch zu kaufen. "Das Einzige, was wir selbst machen, ist die Dezibel-Messung. Das aus Sicherheitsgründen und damit wir den Behörden gegenüber dahinterstehen können", sagt Dominic Schilt.
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