Porträt Stagelight

Von der Wanderdisco auf die grosse Bühne

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Von den bescheidenen Anfängen als jugendlicher Veranstalter von Wanderdiscos in den 1970er-Jahren hat sich Peter Lemmenmeier als Big Player in der Veranstaltungsszene etabliert. Mit seiner Firma Stagelight versorgt er die bedeutendsten Festivals in der Schweiz mit Licht-, Ton- und Videotechnik.

Peter Lemmenmeier setzt sich auch heute noch gerne selbst hinters Steuer seiner schwarzen Lastwagen, die längst zum Markenzeichen von Stagelight geworden sind. (Source: Netzmedien)
Peter Lemmenmeier setzt sich auch heute noch gerne selbst hinters Steuer seiner schwarzen Lastwagen, die längst zum Markenzeichen von Stagelight geworden sind. (Source: Netzmedien)

Im Büro von Peter Lemmenmeier hängen hunderte Konzertbadges mit seinem Namen an der Rückwand eines schwarzen Regals. "Das ist nur eine kleine Auswahl der Badges, die ich in den vergangenen vierzig Jahren gesammelt habe", sagt Lemmenmeier, der in den 1970er-Jahren Wanderdiscos produziert hat und heute mit Stagelight einer der fünf grössten Veranstaltungsdienstleister des Landes ist. Von den improvisierten Licht- und Tonanlagen von damals und den selbstgebastelten Disco-Installationen zum professionellen Veranstaltungstechniker war es ein weiter Weg.

Die erste Lichtshow 

Seine Leidenschaft für Veranstaltungstechnik entdeckt Peter Lemmenmeier in der Schulzeit, als er gemeinsam mit einem Schulfreund mit einfachsten Mitteln eine Lichtshow für die Band von Schulkollegen realisiert. Das Konzert wird ein Erfolg – auch wegen der Lichtinstallation. Das spricht sich schnell in der Ostschweizer Konzertszene herum. Bald kommen Anfragen von anderen Bands. "Damals hat es mich gepackt. Ich wollte Bands an ihren Konzerten mit dem richtigen Licht in Szene setzen", erzählt der Rock-’n’-Roll-begeisterte Lemmenmeier, der selbst kein Instrument spielt. Bis er "vom Licht" würde leben können, sollten dann aber noch einige Jahre vergehen.

Die Discowelle 

Denn als in den 1970er-Jahren die Discowelle auch über die Ostschweiz rollt, organisieren die beiden Schulfreunde erst einmal Wanderdiscos in Restaurants und Gemeindesälen. Sie mieten die Räumlichkeiten, kümmern sich um den Eintritt, machen den Ton und das Licht. "Das Geschäft lief gut, aber mein Herz schlug immer für die Lichttechnik", sagt der gelernte Elektriker Lemmenmeier. Ab 1977 beginnen sein Schulfreund und Geschäftspartner Fischer und er, in professionellere Ausrüstung zu investieren. "Wir haben alles, was wir verdient haben, direkt wieder in neue Technik gesteckt", erklärt Lemmenmeier. Die Technik, die sie aus Deutschland und England oft gebraucht importieren, bringt ihnen aber schnell Anerkennung, auch wenn das Geld in den Anfangsjahren knapp ist.

Als sie mit den Wanderdiscos aufhören, wird in den frühen 1980er-Jahren Stagelight schliesslich zu ihrer Marke. Mit seinem Geschäftspartner gründet er eine Kollektivgesellschaft und die Partner spezialisieren sich auf Lichttechnik für Bands und deren Liveauftritte. Damals war die Idee, Konzerte mit professionellen Lichtshows zu produzieren, noch weitgehend Neuland. "Wir mussten unseren Markt erst erschaffen", sagt er rückblickend.

Mehr und mehr professionalisieren sie ihr Geschäft, gründen schliesslich eine AG und – überwerfen sich. Die Firma gehört nun der Familie  Lemmenmeier und zwei weiteren Kleinaktionären. In den 1990er-Jahren wächst Stagelight stetig. Auch dank Übernahmen. "Wir haben früh erkannt, dass wir wachsen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben", erklärt Lemmenmeier die Strategie. Durch die Übernahmen integriert er zudem das Know-how der übernommenen Mitarbeitenden, was sich als wertvolle Investition erweist. Auch nach der Jahrtausendwende geht es weiter bergauf.

Nach der Integration der Impuls AG 1999 übernimmt die Stagelight AG 2001 die Soundhouse Vermietungs AG und erweitert so das Audioportfolio. Ausserdem vergrössert sich der Materialpark und damit das Vermietungsgeschäft; die Anzahl der Mitarbeitenden wächst und die Auftragslage steigt beständig. 2014 schlägt Lemmenmeier erneut zu und übernimmt mit Stagelight im Zuge einer Kooperation mit Me­diatec Switzerland alle Mitarbeitenden der Solutions-Abteilung sowie die Event-Technik der Firma. In der Folge werden nun TV-Produktionen im Sport-, Kultur- und Eventbereich produziert.

Die Technik

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Stagelight ist die technologische Weiterentwicklung, insbesondere in der Digitaltechnik. "Früher hatten wir 90 Steuerkanäle fürs Licht, heute haben wir 1000", sagt Lemmenmeier. "Wir haben immer früh in die neueste Ausrüstung investiert, um technisch am Ball zu bleiben." Digitalisierung und Automatisierung werden die Branche weiterhin stark verändern, ist er sich sicher. Das zeige sich in den heute notwendigen Fähigkeiten seiner Mitarbeitenden: "Netzwerk- und IT-Kenntnisse sind heute genauso wichtig wie das Aufhängen von Lichttraversen oder Lautsprechern", sagt Lemmenmeier.

Die kontinuierliche Erweiterung der Kompetenzen und des Dienstleistungsangebots über mehrere Jahrzehnte macht Stagelight zu einem Full-Service-Dienstleister, der heute Licht-, Ton- und Videotechnik sowie Stromversorgung und Bühnenbau anbietet. Das Unternehmen betreut sowohl kleine lokale Veranstaltungen als auch Grossprojekte. "Von einem Podiumsgespräch mit zwei Lautsprechern, Mikrofonen und zwei Scheinwerfern bis hin zu Festivals wie dem Openair Frauenfeld – wir decken alles ab", sagt Lemmenmeier ein bisschen stolz. Um eine Vorstellung von den Dimensionen zu bekommen: 2024 spielten am Openair Frauenfeld 73 Künstlerinnen und Künstler auf vier Bühnen für insgesamt rund 160 000 Besucherinnen und Besucher.

Der Pandemieschock

Ein unerfreuliches Kapitel in der Firmengeschichte von Stagelight ist – wenig verwunderlich – die Pandemie. Diese stellte die Eventbranche vor immense Herausforderungen. "Es war ein Schock", erinnert sich Lemmenmeier, der kurz vor dem ersten Lockdown aus den Ferien zurückkam. "Von einem Tag auf den anderen wurden alle Aufträge abgesagt und das Geschäft stand still." Doch statt aufzugeben, passte sich das Unternehmen an die neue Situation an. Mit kreativen Lösungen wie der technischen Unterstützung von Kantons- und Stadtratssitzungen, der technischen Ausstattung von Impfzentren und der Vermietung von Systemen zur Besucherzählung konnte Stagelight einen Teil der Ausfälle kompensieren. Ausserdem hat "uns die Unterstützung durch den Staat und eine Kulturstiftung durch diese schwierige Zeit getragen", wie Lemmenmeier sagt. Auch durch das Einführen von Kurzarbeit und der damit erhaltenen Kurzarbeitsentschädigung gelang es Stagelight, die Krise zu überstehen. "Aber die Pandemie hat uns gezeigt, dass Flexibilität und Anpassungsfähigkeit wichtiger denn je sind."

Die nächste Generation

Nach über 40 Jahren in der Branche denkt Peter Lemmenmeier langsam über den Rückzug aus dem operativen Geschäft nach. Sein Sohn Jan ist bereits fest im Unternehmen integriert und soll die Firma dereinst leiten. Was in den frühen 1970er-Jahren mit dem ersten Ausleuchten eines Schülerkonzerts begann, ist heute eines der führenden Schweizer Unternehmen im Bereich der Veranstaltungstechnik und hat eine Zukunft. Die Basis dafür legte Peter Lemmenmeier mit seinem Interesse an der Lichttechnik und seiner Begeisterung für die Welt der Rock-Konzerte, die immer noch ungebrochen ist. Es werden also, bis er sich irgendwann aus dem operativen Geschäft zurückzieht, noch einige Konzertbadges am schwarzen Regal in seinem Büro hinzukommen.
 

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