Mystery-Shopping

EP-Fachhändler: "Am besten erkundigen Sie sich bei der Kantonspolizei"

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Astrid T. hat sich auf die Suche nach einer Überwachungskamera für draussen gemacht. Ihre Mystery-Shopping-Tour war aber durchzogen. In einem Geschäft wurde sie ignoriert, in einem anderen hätte sie besser auf den Spezialisten gewartet, und ein Händler riet zu etwas ganz anderem.

(Source: Alan Rodriguez / Unsplash)
(Source: Alan Rodriguez / Unsplash)

Astrid T. hat einen hübschen, zu ihrem Einfamilienhaus gehörigen Garten. Sie macht sich jedoch Sorgen, dass Einbrecher über die Terrasse und durch die gläsernen Veranda­türen ins Haus eindringen könnten. Eine Outdoor-Überwachungskamera, die sie mit dem Smartphone verbinden kann, soll dafür sorgen, dass die Mystery-Shopperin keine Angst um ihr Hab und Gut haben muss, wenn sie nicht zuhause ist. Ausserdem wüsste sie dann auch, wenn der Nachbarshund wieder einmal versucht, ihren Rosmarin auszugraben.

Bevor sie sich mit ihrem Anliegen an den Handel wendet, notiert sich die Mystery-Shopperin einige Eigenschaften, die ihr am Gerät wichtig sind: Die Überwachungskamera muss sich mit ihrem Samsung-Handy verbinden lassen, wetterfest sein, auch in der Nacht ein gutes Bild liefern und einen möglichst grossen Betrachtungswinkel haben. Zudem wollte sich Astrid darüber erkundigen, was es rechtlich bei der Installation einer Aussenkamera zu beachten gilt.

Interdiscount

In einer Filiale von Interdiscount spricht sie einen Mitarbeiter an, der sie zum richtigen Regal führt und ihr die beiden dort ausgestellten Überwachungskameras von Arlo präsentiert. Die Modelle Essential und Pro 4 würden beide Astrids Bedürfnisse abdecken. "Bei der Pro 4 braucht man aber noch ein Abo, damit man die Aufnahmen in der Cloud speichern kann", erklärt er. Das sei bei den meisten grossen Anbietern so. Die Mystery-Shopperin fragt, wie viel denn so ein Abo koste. Der Interdiscount-Mitarbeiter bittet sie um etwas Geduld und sieht auf der Arlo-Website nach. 11.50 Franken pro Monat, wenn Astrid alle Aufzeichnungen speichern möchte, lautet sein Fazit. "Sonst gibt es noch das kleine Paket, das ist dann nur Streaming und Bewegungsmelder für 3.50 Franken im Monat", ergänzt er.

Das ist jedoch nicht ganz richtig, wie Astrid erfährt, als sie selbst auf der Arlo-Website stöberte. Live-Videostreaming und Bewegungsmeldungen gibt es beim Anbieter gratis. Ein Abonnement ist nötig, wenn man zusätzliche Funktionen wie Personen-, Tier- und Fahrzeug­erkennung möchte oder die Daten (wie vom Mitarbeiter richtig erwähnt) 30 Tage in der Cloud speichern will. Für eine einzige Kamera kostet das Abo ausserdem nur 3.50 Franken im Monat. 11.50 Franken werden fällig, wenn mehrere Kameras im Einsatz sind. Astrid erkundigt sich noch beim Verkäufer, wie es rechtlich mit der Überwachung des eigenen Gartens aussieht. "Auf Ihrem eigenen Grundstück können Sie machen, was Sie wollen. Ganz sicher weiss ich es aber nicht", antwortete der Verkäufer. Die Mystery-Shopperin bedankt sich für die Beratung und zieht weiter zu Media Markt.

Media Markt

Dort angekommen findet Astrid zwar mehrere freie Mitarbeitende vor, der von seinen Kollegen als Experte für Überwachungskameras betitelte Verkäufer ist jedoch gerade besetzt. Also übt sich Astrid in Geduld. Nach acht Minuten Wartezeit kommt dann ein anderer Media-Markt-Mitarbeiter auf die Mystery-Shopperin zu. Sie schildert ihr Anliegen und folgt dem Verkäufer durch den Laden. Währenddessen fragt er Astrid, ob sie von keinem seiner Kollegen angesprochen worden sei. Die Mystery-Shopperin erklärt, dass sie auf den Experten gewartet habe. "Ja, Experte ist er schon, aber ich kann Ihnen auch etwas zeigen", erwidert der Mitarbeiter.

Es stellt sich dann aber heraus, dass Astrid doch besser etwas länger gewartet hätte. Der Mitarbeiter will ihr nämlich eine Kamera verkaufen, die gar nicht wetterfest ist. Erst als Astrid nochmals nachfragte, verweist er auf den Onlineshop. Dort gebe es Outdoor-Modelle von Arlo oder D-Link, wobei letztere einfacher in der Bedienung seien. Die Mystery-Shopperin erkundigt sich, ob sie für diese Kameras ein Abo brauche. "Ja, aber darüber werden Sie dann instruiert, wenn Sie die App installieren." Eigentlich hätte die Mystery-Shopperin schon gerne gewusst, welche Kosten auf sie zukommen, bevor sie das Gerät im Haus oder im Garten haben würde. Sie beschliesst, eine Station weiter zu gehen und verabschiedet sich vom Media-Markt-Mitarbeiter.

Obi

Im Internet hatte Astrid gesehen, dass auch Obi Outdoor-Überwachungskameras anbietet, also stattet sie der Baumarktkette einen Besuch ab. Dort angekommen, wird sie so gekonnt ignoriert wie noch bei keinem anderen Mystery-Shopping. Erst wartet sie einige Minuten an einem Info-Point. Als dort aber niemand auftaucht, sucht sie in den weitläufigen Gängen nach Mitarbeitenden. Diese schienen sich jedoch alle Mühe zu geben, die Mystery-Shopperin nicht anzusehen. Eine Obi-Verkäuferin sieht gar schnell in eine andere Richtung, als die Mystery-Shopperin auf sie zugeht und gut hörbar "grüezi" sagt. Nach 12 Minuten in der Filiale findet Astrid schliesslich einen Mitarbeiter, der ihr die vorhandenen Überwachungskameras zeigte. Er empfiehlt ihr die wetterfeste WLAN Akku Cam mit Basisstation von Abus. "Wenn Sie im Ausland sind, können Sie hier den Garten per Handy überwachen", versichert er. Auch dieser Mitarbeiter scheint nicht viel Zeit zu haben. "Okay?", fragt er, nachdem er Astrid die Schachtel mit der Kamera in die Hand gedrückt hat. "Okay", antwortet die Mystery-Shopperin etwas verdattert. Und so ging der Verkäufer zügigen Schrittes zu einem anderen Regal.

Fust

Noch leicht verwirrt vom Obi-Erlebnis trottet Astrid zu Fust. Dort nimmt sie sogleich ein Mitarbeiter in Empfang und führt sie - nach Schildern ihres Anliegens - zur Auslage mit Überwachungskameras. Der Verkäufer empfiehlt die Arlo Essential, die Astrid bereits bei Interdiscount gesehen hat. "Die Arlo-App ist wirklich sehr gut", versichert der Fust-Mitarbeiter. Zudem preist er die Bildqualität, Zweiwegkommunikation und Nachtsicht des Geräts. Auch erklärt er Astrid, dass in der Kamera ein Akku verbaut sei, den sie etwa alle sechs Monate aufladen müsse. Angesprochen auf das Cloud-Abo, erklärt der Verkäufer, dass ein Abo nicht zwingend nötig sei. "Das brauchen Sie nur, wenn Sie die Daten speichern oder herunterladen möchten." Das Abo sei mit 3.50 Franken monatlich pro Kamera aber nicht teuer. Der Verkäufer kennt sich offenbar gut aus, daher fragte Astrid ihn, wie es rechtlich mit der Überwachung des Gartens aussehe. "Das ist ihr Privatgrundstück, da dürfen Sie aufnehmen, was Sie möchten", erhält sie als Antwort. Die Mystery-Shopperin bedankt sich und geht weiter zu Steg Electronics.

Steg Electronics

Astrids Besuch bei Steg Electronics ist aber nur sehr kurz. Im Geschäft gibt es keine Überwachungskameras. Ein Mitarbeiter zeigt ihr daher ein Modell am Computer. Er empfiehlt die Cell 2 von Imou. Die Kamera habe eine Beleuchtung und mache Nachtaufnahmen in Schwarz-Weiss. Per App könne Astrid stets überprüfen, was in ihrem Garten gerade geschehe. Ein Cloud-Abo braucht die Mystery-Shopperin laut Steg-Electronics-Mitarbeiter nicht. "Sie können auch einfach eine SD-Karte reinstecken." Zeit für Astrid, den letzten Händler auf ihrer Tour zu besuchen.

EP-Fachhändler

Der EP-Händler telefoniert gerade, als Astrid das Geschäft betritt. Nach sieben Minuten Wartezeit legte er auf und begrüsste die Mystery-Shopperin. Als sie ihm erklärt, wozu sie die Kamera gerne verwenden würde, erkundigt er sich, ob Astrid in einem Einfamilienhaus wohne. "Es kann rechtliche Probleme geben, falls sich jemand gestört fühlt oder Sie einen Bereich aufnehmen, der nicht mehr zu Ihrem Grundstück gehört", erklärt er. Zudem sei eine Überwachungskamera nicht das Richtige, um sich vor Einbrechern zu schützen. "Am besten erkundigen Sie sich erst einmal bei der Kantonspolizei", rät er. Dort gebe es eine Beratungsstelle für genau solche Anliegen. Sonst könne sich Astrid auch an einen Sicherheitstechniker wenden. Eine Alarmanlage oder Sensoren an Türen und Fenstern wären laut dem Fachhändler sinnvoller als eine Überwachungskamera, "aber da bin ich kein Spezialist". Astrid bedankte sich für die ehrliche Einschätzung und beendete ihre Mystery-Shopping-Tour.

Fazit

Astrids Suche nach einer Outdoor-Überwachungskamera war dieses Mal durchzogen. Gut beraten fühlte sie sich bei Fust. Der Verkäufer kannte die Geräte von Arlo gut und wusste auch, wie es mit den dazugehörigen Abos aussieht. Auch der Steg-Electronics-Mitarbeiter konnte der Mystery-Shopperin zu einem ihren Bedürfnissen entsprechenden Gerät Auskunft geben. Nicht gerade begeistert war Astrid von den Beratungen bei Media Markt und Interdiscount. Der Media-Markt-Mitarbeiter hätte ihr (obwohl Astrid erklärt hatte, dass sie eine Überwachungskamera für den Garten braucht) eine Indoor-Kamera verkauft, wenn sie nicht noch einmal nachgefragt hätte.

Der Interdiscount-Mitarbeiter zeigte Astrid zwar ein passendes Modell, gab dann aber trotz Nachschlagen eine inkorrekte Auskunft zu den Cloud-Abos. Zu Obi möchte Astrid nach ihrer Erfahrung nur noch, wenn sie genau weiss, was sie braucht und die Hilfe des Verkaufspersonals nicht benötigt. Der EP-Fachhändler war der Einzige, der die Mystery-Shopperin von sich aus auf rechtliche Vorgaben hinwies. Würde sich Astrid - wie empfohlen - an einen Sicherheitsspezialisten wenden, würde das vermutlich einen sehr viel grösseren finanziellen Aufwand bedeuten, als wenn sie selbst eine Überwachungskamera installiert. Trotzdem war sie dankbar um den Rat.

Lesen Sie ausserdem: Vor rund einem Jahr wollte Astrid ihr Zuhause mit einem simplen Alarmsystem aufrüsten. Am wichtigsten war ihr dabei, dass ihre Katze beim Rumtigern den Alarm nicht auslöst.

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