Zum International Day of Photography

Eine Zeitreise durch 75 Jahre Sofortbildkamera

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von Leslie Haeny und slk

Am 19. August ist der International Day of Photography. Aus diesem Anlass Blicken wir zurück in 75 Jahre Sofortbildkamera. Während die Entwicklung in den 1980-er und 90-er Jahren ihre Glanzzeiten erlebte, musste sich Hersteller Polaroid einiges einfallen lassen, um bis heute zu überleben.

(Source: Patrick / Unsplash)
(Source: Patrick / Unsplash)

Erst abdrücken, dann kurz schütteln und schon ist das Foto fertig. Die Rede ist von der Sofortbildkamera. Sie feiert dieses Jahr ihren 75. Geburtstag. Entwickelt wurde die Kamera vom US-amerikanischen Physiker Edwin Herbert Land, der 1937 die Polaroid Corporation gründete. Land ist nicht nur Firmengründer, er entwickelte die Sofortbildkameras, respektive die für die Fotos nötigen Polarisationsfolien gleich selbst. Den Ausschlag dafür soll seine Tochter gegeben haben. Sie fragte ihn einst, weshalb sie Fotos nach dem Knipsen nicht sofort sehen könne.

Eine wertvolle Katastrophe

10 Jahre nach der Unternehmensgründung - also 1947 - präsentierte Land dann die erste Sofortbildkamera unter dem Namen Land Camera Model 95. Wie "Tagesschau.de" berichtet, kostete das Gerät damals weniger als 90 US-Dollar und verkaufte sich millionenfach. "Die Walzen in der Kamera entwickeln das Foto selbst und tragen die Chemie auf. Da ist ein Foto-Studio immer mit dabei", erklärt Max Greve, Dozent für Fototechnik an der Universität Folkwang, die Faszination der Sofortbildkamera gegenüber der Nachrichtenplattform. Aus ästhetischer Sicht sei das Polaroid-Foto jedoch eine Katastrophe. "Aber solche Katastrophen sind auch wertvoll. Das Material hat eine Berechtigung für das spontane und das gefühlige Bild."

Polaroid Land Camera Modell 95 von 1948. ( Source: OppidumNissenae, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons)

Die Polaroid-Kameras waren aber nicht nur unter Künstlerinnen und Hobbyfotografen beliebt. Spurensucher nutzten sie, um Tatortbilder zu machen, die direkt zu den Akten gelegt werden konnten. Ärztinnen fotografierten Kranke damit und die Sofortbildkameras wurden überall geschätzt, wo Fotos entwickeln mühsam oder unmöglich war.

Vom Sofortbild zum Sofortfilm

Abgesehen von vielen Sofortbildkameras und den dazugehörigen Filmen, lancierte Polaroid mit der Polavision 1977 auch eine 8-Millimeter-Sofortbildfilmkamera. Die eher schwerfällige Filmkamera verfügte über zwei Entfernungseinstellungen und nahm spezielle Kassetten auf. Nach dem Belichten wurden die Kassetten in ein Betrachtungsgerät gesteckt, beim Rückspulen binnen 90 Sekunden entwickelt und nach 45 Sekunden Wartezeit automatisch auf der 30 Zentimeter grossen Mattscheibe vorgeführt. Mit einer Kassette konnten Nutzerinnen 2 Minuten und 35 Sekunden auf Film festhalten.

Die Polaroid Polavision Sofortbild-Filmkamera (Source: Leif Skandsen, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons)

Zwar gelang der Polaroid-Filmkamera nicht der grosse Durchbruch. Mit den Sofortbildkameras, erlebte die Firma laut "Tagesschau.de" in den 1980-er und 90-er Jahren jedoch einen Höhenflug und machte mehrere Milliarden Dollar Umsatz. Zum Erfolg dürften nicht nur Werbeslogans wie "Der Spass entwickelt sich sofort", sondern auch das Interesse von Kunstschaffenden verholfen haben. So war Andy Warhole ein bekennender Polaroid-Fan. Der Pop-Art-Mitbegründer veröffentlichte gar einen Bildband mit seinen privaten Aufnahmen. Zudem waren die Sofortbildkameras in so manchen Filmen aus den 70-er, 80-er und 90-er Jahren zu sehen.

Insolvenz, Digitalkameras und Apps

Auch wenn die Polaroid-Kamera heute auf Partys oder im Urlaub noch die Blicke auf sich zieht und für nostalgische Gefühle sorgt, blieb sie vom Vormarsch der Digitalkameras und Smartphones nicht verschont. 2001 meldete Polaroid erstmals Insolvenz an. Es folgten bis heute mehrere Übernahmen und eine weitere Insolvenz im Jahr 2008. Mittlerweile befindet sich das Unternehmen im Besitz von PLR IP Holdings.

Polaroid blieb aber nicht stehen. Das Unternehmen kooperierte mit anderen Kameraherstellern, um mit dem digitalen Zeitalter mitzugehen. So kooperiert der Hersteller mit Praktica und Sigma. Entsprechende Einsteigerkameras wurden unter der Bezeichnung ION lanciert. Zudem entwickelte Polaroid gemeinsam mit Gopro einen Drucker für die Hosentasche für digitalen Fotodruck.

Die Polaroid Now+ wurde 2021 lanciert und funktioniert mit dazugehöriger App. (Source: zVg)

Weiter brachte Polaroid vor rund sechs Jahren eine App für iPhones namens "Swing" auf den Markt. Mit Swing konnten Nutzerinnen und Nutzer kurze Videos von den eigenen Fotos im Polaroid-Stil erstellen. Seit 2016 hat Polaroid zudem eine Kooperation mit "Cheerz", einer Foto-App, über die Smartphone-Bilder und -Fotos von den sozialen Netzwerken gedruckt und persönliche Fotoprodukte erstellt werden können.

Apropos App: Polaroid hat mit der Now+ eine neue Sofortbildkamera vorgestellt, die sich mit und ohne optimierte Polaroid-App bedienen lässt. Zudem erhalten Fotografinnen und Fotografen beim Kauf ein Set mit fünf Aufsteckfiltern zur Kamera.

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