Was Schweizer Konsumenten 2021 zur Weissglut bringt
Immer wieder Ärger mit … Die Konsumentenschutzorganisationen zeigen in ihrer Ärgerliste, was Schweizerinnen und Schweizer dieses Jahr wütend gemacht hat. Ganz vorne mit dabei sind Lieferverzögerungen beim Onlineshopping, Abo-Fallen und der Kundendienst bei Telkos.
Jährlich veröffentlicht die Allianz der Konsumentenschutzorganisationen (Konsumentenschutz, ACSI, FRC) die Ärgerliste. Diese zeigt auf, was Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten im jeweiligen Jahr auf die Palme gebracht hat. 2021 sorgten diese Themen für rote Köpfe:
Konsumverträge: Garantieverweigerung und Lieferverzögerung
Wie bereits im vergangenen Jahr meldeten sich auch 2021 wieder viele Schweizerinnen und Schweizer bei den Konsumentenschutzorganisationen wegen Problemen mit Konsumverträgen. Wie die Organisationen mitteilen, sorgte unter anderem die Verlagerung zu mehr Onlinebestellungen für neue Ärgernisse. "Insbesondere bei Bestellungen aus dem Ausland gibt es mitunter erhebliche Lieferverzögerungen. Dies führt bei den Kundinnen zu Verunsicherung und Ärger, nicht zuletzt, weil die Produkte in der Regel im Voraus bezahlt werden", heisst es.
Zudem hätten sich viele Schweizerinnen und Schweizer darüber geärgert, dass ihnen von Anbietern Garantieleistungen bei gekauften Smartphones und Kameras verweigert wurden. Viele Anbieter fordern von Konsumenten und Konsumentinnen Beweise, dass Defekte bereits beim Kauf bestanden - was laut Mitteilung nahezu unmöglich ist.
Unlautere Geschäftsmethoden
Abo-Fallen lauern an vielen Orten und so fielen auch 2021 viele Konsumenten und Konsumentinnen auf die Tricks hinter vermeintlichen Gratisangeboten herein. Laut Konsumentenschutzorganisationen kann beispielsweise in den allgemeinen Geschäftsbedingungen vermeintlicher Gratisangebote festgehalten sein, dass der Abo-Abschluss kostenpflichtig ist. Werden diese angenommen, flattert wenig später die Rechnung für den Dienst ins Haus.
Ebenfalls unter diesen Punkt fällt, dass sich viele Callcenter trotz Sterneintrag im Telefonbuch bei Konsumentinnen und Konsumenten melden. Seit Mitte Jahr müssen alle Telkos einen sogenannten Werbeanruf-Filter anbieten. Aber auch dieser vermag die lästigen Anrufe laut Mitteilung nicht immer abzufangen.
Telekom: Festnetz, Mobiltelefonie, Internet, TV und Radio
Immer wieder gerne auf der Ärgerliste sind die hiesigen Telekomanbieter. "Einmal mehr verpassen sie es, ihre Kundschaft mit einem funktionierenden und kompetenten Kundendienst zu überzeugen", heisst es. Konsumentinnen und Konsumenten beklagten sich 2021 darüber, dass die Anbieter per Telefon oder Chat schlecht erreichbar seien und die Mitarbeitenden am Telefon oft inkompetent seien. Zudem wurden die Anliegen der Kundschaft laut Konsumentenschutzorganisationen häufig verharmlost. Für Ärger sorgte insbesondere auch, dass bei Salt und UPC Sunrise Kündigungen nur noch per Chat und Telefon akzeptiert werden.
Und schliesslich bereiteten hohe Rechnungen für Roaming-Gebühren den Konsumentinnen und Konsumenten Bauchschmerzen. Zwar müssen seit Juli 2021 alle Telekom-Anbieter eine Ausgabenlimite fürs Roaming festlegen. Ist diese erreicht, wird das Roaming blockiert. Allerdings ist nirgends festgelegt, wie hoch diese Limite sein darf. Während das Roaming bei einigen Anbietern bereits nach 50 Franken blockiert wird, greifen andere erst bei 500 Franken ein.
Versicherungen/Gesundheit
Geht es um die obligatorische Krankenkasse, scheinen nicht alle Anbieter die gleichen Leistungen zu erbringen - obwohl sie das unabhängig von Alter und Gesundheitszustand der jeweiligen Person tun müssten. "Nicht selten erhält der Konsumentenschutz Meldungen von abgelehnten Pflichtleistungen, fehlerhaften Kostengutsprachen oder falschen Leistungsabrechnungen", heisst es.
Ebenfalls für Unmut sorgte bei den Konsumentinnen und Konsumenten, dass Spitäler routinemässig unbegründete oder überhöhte Zusatzkosten abrechnen. Berechtigte Zusatzkosten können beispielsweise für ein Einzelzimmer im Krankenhaus oder die freie Arztwahl im Spital anfallen und über eine Zusatzversicherung abgedeckt werden. Die eigentliche Behandlung inklusive Arzthonorare, Pflegepersonal, Spitalinfrastruktur und so weiter fällt aber nicht unter die Zusatzversicherung und wird über die Grundversicherung abgerechnet. Nichtsdestotrotz würden Spitäler oftmals weit höhere Beträge für angebliche Zusatzleistungen angeben.
Finanzdienstleistungen/Geld/Datenschutz
Ein Datendebakel ereignete sich 2021 mit der Einstellung der Plattform "Meineimpfungen.ch". "Verzweifelte Konsumentinnen und Konsumenten fragen, wie sie an ihre Impfdaten gelangen können, wenn ihnen diese nicht in der dilettantischen Aktion vor einem Monat per ungesicherte Mail zugestellt wurden", schreiben die Konsumentenschutzorganisationen. Die Frage sei bis heute ungeklärt. Sicher ist aber, dass mit der schnell wachsenden Menge an Daten der Datenschutz und damit verbundene Fauxpas Schweizerinnen und Schweizer wohl auch in Zukunft weiter ärgern werden.
Ebenfalls mit Datenschutzbedingungen, aber auch mit teuren Gebühren und Negativzinsen sorgten Finanzdienstleister dieses Jahr für rote Köpfe. Wer mit besagten Bedingungen nicht einverstanden sei, dem bleibe meist nur der Bankwechsel. Allerdings werde es immer schwieriger, einen passenden Finanzdienstleister zu finden - beziehungsweise sei es nur eine Frage der Zeit, bis auch dort die Geschäftsbedingungen zu Ungunsten der Bankkundschaft angepasst würden.
Service Public/Transport/Mobilität
Nicht die SBB, sondern Fluggesellschaften sorgten dafür, dass sich Schweizerinnen und Schweizer 2021 im Bereich Transport/Mobilität die Haare rauften. So meldeten Konsumenten und Konsumentinnen, dass Airlines oft nur schwer - beispielsweise über ein Kontaktformular - erreichbar seien. Gerade im Fall von abgesagten oder verschobenen Flügen, in dem ein Anrecht auf Rückerstattung besteht, ist das ärgerlich. Denn nach Absenden des Kontaktformulars passiere häufig gar nichts mehr. "Noch schwieriger wird es, wenn der Flug über eine Plattform im Internet gebucht wurde. Häufig schieben sich Fluggesellschaft und Plattform gegenseitig die Verantwortung zu", so die Konsumentenschutzorganisaitonen.
Ebenfalls enttäuscht zeigten sich in der Schweiz Wohnhafte über den Postdienst. So gebe es zwar viele sogenannte "Zugangspunkte" - Filialen, aber auch Agenturen oder Briefkästen. Allerdings entpuppten sich diese in vielen Fällen als wenig nützlich. "So können bei Agenturen nicht alle Postfinance-Dienstleistungen ausgeführt werden. Was auf dem Papier nach viel aussieht, entpuppt sich in der Praxis als Schönfärberei", heisst es.