Update: Salt senkt Roaming-Limite auf 500 Franken
Nach dem öffentlichen Druck reagiert der Telko Salt und passt seine Roaming-Gebühren an. Die Roaming-Limite sinkt auf 500 Franken. Der Konsumentenschutz äussert dennoch Kritik.
Update vom 20. Oktober 2021: Trotz des seit dem 1. Juli 2021 geltenden Fernmeldegesetzes hat Salt weiterhin Datenpakete mit einer Gültigkeit von einem Monat statt eines Jahres verkauft. Zudem war die Roaming-Limite mit 1000 Franken aus Sicht von Konsumentenschützerinnen und Kunden zu hoch angesetzt, wie "SRF" berichtet.
Es hagelte Kritik von der Stiftung für Konsumentenschutz. Und nun hat Salt die Roaming-Limite auf 500 Franken gesenkt – jeweils 250 Franken für Roaming und 250 Franken für Telefonie. "Im Vergleich zu anderen Anbietern ist die Limite von Salt immer noch sehr hoch", sagt Oliver Zadori vom Vergleichsdienst Dschungelkompass gegenüber "SRF". "Wer nicht aufpasst, hat diese Limite innerhalb weniger Minuten erreicht."
"Es ist unsere Freiheit, das so zu implementieren“, entgegnet Salt-CEO Pascal Grieder. Zudem sei der Betrag von 500 Franken eine theoretische Limite: "Es gibt Leute, die eine der beiden Limiten erreichen, aber es gibt eigentlich niemand, der gleich beide Limiten erreicht", sagt der Salt-Chef.
Datenpakete bleiben gültig
Spätestens ab Ende November sollen alle Datenpakete für zwölf Monate gültig sein - so steht es im revidierten Fernmeldegesetz. "Wir haben die Regeln zunächst anders interpretiert", sagt Grieder gegenüber "SRF" weiter. Er sei davon ausgegangen, dass die Regeln nicht ausschliessend zu verstehen seien und somit auch Datenpakete mit einer längeren oder kürzeren Laufzeit möglich seien. Es habe sich jedoch gezeigt, dass das Bundesamt für Kommunikation in dieser Hinsicht anderer Meinung sei – deswegen passe man die Gültigkeitsdauer der Datenpakete nun an.
Konsumentenschutz ist unzufrieden
"Es ist sicher gut, dass nun etwas geht, aber die Kostenlimite von insgesamt 500 Franken ist immer noch sehr hoch", lässt sich Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz zitieren. "Damit sind wir nicht zufrieden." Die Anpassungen seien längst überfällig gewesen. Für Stalder ist der Fall klar: "Das war Verzögerungstaktik, die einfach noch Geld in die Kasse gespült hat." Salt-CEO Pascal Grieder entgegnet wiederum: "Ich denke, wir haben relativ schnell reagiert."
Originalmeldung vom 13. September 2021: Konsumentenschutz wirft Salt Roaming-Abzocke vor
In einem offenen Brief richten sich drei Konsumentenorganisationen an den Telko Salt. Das Unternehmen brauche einen Kurswechsel, schreibt das Bündnis aus der Deutschschweizer Stiftung für Konsumentenschutz, der französischsprachigen FRC und der Tessiner ACSI.
Roamingpraktiken im Visier
Namentlich werfen die Organisationen dem Telko vor, seine Kunden abzuzocken. "Wer bei Salt ein grosses Datenpaket für die Internetnutzung in den EU-Ländern kauft, zahlt für 100 MB umgerechnet etwa 1 Franken. Wenn die Kunden kein Paket kaufen oder das Paket aufgebraucht ist, wird der sogenannte Standard-Tarif verrechnet. Dann kosten 100 MB plötzlich 295 Franken", heisst es in einer Mitteilung.
Dieser hohe Standardtarif komme auch dann zur Anwendung, wenn das in einem Datenpaket erworbene Guthaben aufgebraucht sei. Roamingoptionen, die 30 Tage lang gültig sind, verlängern sich zudem automatisch ungefragt, bis der Kunde dies abstellt – "eine weitere Kostenfalle", urteilen die Konsumentenorganisationen.
Schliesslich verstosse Salt wissentlich gegen geltende Vorschriften, teilen die Verfasser des Briefes weiter mit, und nennen drei konkrete Punkte:
Seit 1. Juli 2021 müssen gemäss Fernmeldeverordnung Optionen/Datenpakete grundsätzlich 1 Jahr gültig sein, bei Salt laufen die meisten nach wie vor nach 30 Tagen ab.
Optionen/Datenpakete muss man zudem gemäss Verordnung über WLAN kaufen können, bei Salt kann man dies nur über das Mobilfunknetz. Wer im Ausland ist, muss also das Datenroaming aktivieren und riskiert damit hohe Kosten, bevor überhaupt ein vergünstigtes Paket gekauft werden konnte.
Die Fernmeldeverordnung sieht zudem vor, dass alle Kunden durch eine voreingestellte Kosten-Limite vor hohen Roaming-Rechnungen geschützt werden müssen. Salt setzt diese Limite bei 1000 Franken (je 500 Fr. beim Datenroaming bzw. Telefonie/SMS/MMS) pro Rechnungsperiode an. Erst dann wird das Roaming blockiert. Diese Limite sei viel zu hoch und aus Sicht der Allianz auch rechtswidrig.
Andere Schweizer Telkos haben im Zuge der neuen Fernmeldeverordnung ihre Optionen und Limiten angepasst. "Die anderen Telekom-Anbieter haben in der Vergangenheit beim Roaming zwar auch kräftig zugelangt – im Gegensatz zu Salt haben sie die Roaming-Fallen nun aber weitgehend abgebaut; deshalb steht nun vor allem Salt im Fokus", begründen die Konsumentenorganisationen ihr Schreiben. Darin sprechen Sie Salts Verwaltungsratspräsidenten Marc Furrer direkt an, der in seiner Vergangenheit das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) und die Eidgenössische Kommunikationskommission (Comcom) geleitet hatte. "Wir erwarten, dass das Unternehmen, das Sie präsidieren, sich an die geltenden Gesetze und Vorschriften hält", heisst es im Brief weiter.
Salt arbeitet an Änderungen
Salts Roamingbestimmungen sind auch beim Bakom ein Thema. Die Behörde steht mit Salt im Austausch, schreibt die "Südostschweiz" unter Berufung auf eine Bakom-Stellungnahme. Demnach vertrete Salt "teilweise eine andere Rechtsauffassung als das Bakom". Sollten sich Behörde und Telko bezüglich Rechtsauslegung nicht einig werden, werde ein Gericht entscheiden müssen, ob geltendes Recht verletzt sei.
Auf Anfrage teilt Salt mit, sich an die gesetzlichen Vorschriften zu halten. "Wir nehmen die Vorwürfe ernst. Auch Salt bietet Roaming-Pakete an, die 12 Monate gültig sind. Die Pakete mit kürzeren Laufzeiten bieten wir weiterhin an, weil sie bei Kunden, die nur selten oder kurz im Ausland sind, einem Kundenbedürfnis entsprechen und diese von den vorteilhaften Preisen profitieren können. Die Kunden haben die Wahl. Das Bakom hat uns jetzt aber signalisiert, dass es die Vorschriften anders interpretiert und alle Roaming-Optionen eine zwölfmonatige Laufzeit haben sollen. Wir sind deshalb daran, diese Umstellung vorzubereiten. Sie ist noch in diesem Jahr geplant."
Das Buchen von Optionen via WLAN sei in Vorbereitung und werde bis Ende Jahr möglich sein. Zudem plant das Unternehmen, die kritisierte Kostengrenze nach unten anzupassen. "Das konkrete Vorgehen ist hier noch in Prüfung. Wir werden unsere Kunden zu gegeben Zeit über diese Anpassung informieren."
Zum Vorwurf der Kostenfalle schreibt Salt: "Es stimmt nicht, dass bei Kunden, die kein Paket gelöst haben, automatisch der Standardtarif zur Anwendung kommt." Sei das in einem Abo inkludierte Datenguthaben aufgebraucht, werde das Roaming mit sogenanntem Block&Redirect gestoppt. Das heisst: Kunden sind für Daten-Roaming blockiert und werden gebeten, auf der "costcontrol"-Seite von Salt ein Datenpaket zu buchen.