500 gratis Lern-Events in 6 Wochen

Startschuss für die Digitaltage 2021

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von Joël Orizet und lha

Heute starten die Digitaltage mit einem 6-wöchigen Programm. Das Ziel: Bürgerinnen und Bürger sollen sich in die Diskussion über die Digitalisierung einbringen, ihre Kompetenzen stärken und ihr Bewusstsein für die digitale Transformation der Schweiz schärfen.

Die Veranstalter der Digitaltage 2021 haben den Auftakt gemacht. (Source: Screenshot Netzmedien)
Die Veranstalter der Digitaltage 2021 haben den Auftakt gemacht. (Source: Screenshot Netzmedien)

Der Schweizer Digitaltag geht in sechs Wochen über die Bühne, doch den Auftakt haben die Veranstalter heute schon gemacht. Bis zum 10. November finden schweizweit an 26 Standorten über 500 kostenlose Veranstaltungen statt.

Der Event ist denn auch über die Landesgrenzen hinausgewachsen. Schweden, Polen, die Ukraine, Serbien, Italien, Liechtenstein und die Stadt Wien haben die Vorlage von Digitalswitzerland übernommen, wie Ringier-CEO und Digitalswitzerland-Gründer Marc Walder an der Online-Pressekonferenz zur Eröffnung der Digitaltage 2021 sagte. Schon bald sollen mehr Standorte hinzukommen. "Sie alle tragen diesen Gedanken mit, dass wir eine digitalaffine Gesellschaft haben müssen."

Marc Walder, CEO von Ringier und Gründer von Digitalswitzerland. (Source: Screenshot Netzmedien)

In puncto Wettbewerbsfähigkeit gibt es Luft nach oben

Warum das wichtig ist, zeigte Arturo Bris von der IMD Business School, anhand der neuen Auflage der IMD-Weltrangliste zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit auf. Die Schweiz konnte zwar den 6. Platz unter 64 Ländern verteidigen, doch das Ranking offenbare auch Schwächen, sagte Bris. Die grösste Herausforderung sei die Geschwindigkeit. "Die Schweiz muss agiler werden, wenn sie mit vergleichbaren Ländern mithalten will." Challenge Nummer zwei sei es, attraktiv für Talente aus dem Ausland zu bleiben. Und die dritte Schwierigkeit betreffe die Finanzierung beziehungsweise den relativen Mangel an Risikokapital im hiesigen Technologiesektor.

Den ersten Platz im IMD-Ranking belegen übrigens die USA - wie schon im Vorjahr. Danach folgen Hong Kong, Schweden, Dänemark und Singapur. Ostasiatische Länder hätten in der IMD-Rangliste eindrückliche Fortschritte erzielt, sagte Bris. Allen voran China, das in den vergangenen vier Jahren von Platz 30 auf Platz 15 aufgestiegen sei. Bleibt die Frage, "ob das chinesische Modell das richtige ist für die digitale Transformation".

Arturo Bris (oben rechts) hat die neue Ausgabe der IMD-Weltrangliste zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit präsentiert. (Source: Screenshot Netzmedien)

Fazit des diesjährigen Rankings sei: "Digitaltalente sind rar; wir brauchen mehr digitale Skills und das Bildungswesen muss sich an diesem Bedarf anpassen", sagte Bris.

Weiterbildungszeit für 155'300 Mitarbeitende

"KMUs können nicht einfach immer mehr zusätzliche Fachkräfte einstellen, sondern sie müssen die bestehenden Mitarbeitenden weiterqualifizieren", sagte Patrick Warnking, CEO von Google Schweiz. Zudem sei es unabdingbar, die Förderung von Nachwuchs und insbesondere jungen Frauen in technischen Berufen zu stärken.

Patrick Warnking, CEO von Google Schweiz. (Source: Screenshot Netzmedien)

Was tragen die Digitaltage dazu bei? Im Rahmen der Veranstaltung haben sich 44 Organisationen dazu verpflichtet, ihren Mitarbeitenden 1 bis 4 Stunden Weiterbildungszeit für alle oder eine ausgewählte Gruppe zur Verfügung zu stellen. Somit sollen 155'300 Arbeitnehmende die Gelegenheit bekommen, ihre digitalen Skills zu stärken. Zudem gibt es an den Digitaltagen über 200 kostenlose Lernevents, die allen Interessierten offen stehen.

Ein Hackathon von und für Frauen

Frauen sind in der Technologiebranche nach wie vor stark untervertreten. In Europa machen Frauen nur 17 Prozent der Beschäftigten im MINT-Bereich aus – "wenn man sich die Führungspositionen anschaut, sind es nur noch 5 Prozent", sagte Yvonne Bettkober, General Manager Switzerland bei Amazon Web Services (AWS), unter Berufung auf Zahlen des EU-Statistikamts Eurostat.

Das ist in vielerlei Hinsicht ein gravierendes Problem. Allein schon aufgrund des Fachkräftemangels: Bis 2028 braucht die Schweiz insgesamt 117'900 neue ICT-Fachkräfte, wie eine Studie im Auftrag des Verbandes ICT-Berufsbildung Schweiz zeigte. Hinzu kommt: "Um produktiv zu bleiben, brauchen wir viel Kreativität und neue innovative Lösungen. Das schaffen wir nur, wenn wir die Vielfalt innerhalb von Teams und Belegschaften fördern", sagte Bettkober.

Yvonne Bettkober, General Manager Switzerland bei Amazon Web Services. (Source: Screenshot Netzmedien)

Doch für viele junge Frauen seien die wahrgenommenen Hürden einer technischen Ausbildung nach wie vor hoch. Auch hier gelte es, Vorurteile zu bekämpfen, mehr Weiterbildungen anzubieten und Frauen zu ermutigen, in Tech-Berufe einzusteigen. Dieses Ziel verfolgt der Event "herHACK" - ein Hackathon von und für Frauen. 250 Frauen nehmen ab dem 6. November in Zürich Oerlikon daran teil. Innerhalb von 36 Stunden sollen sie Ideen und Prototypen entwickeln, die zu den Sustainable Development Goals der UN-Agenda 2030 beitragen.

Für Teilnehmerinnen ist der Event allerdings schon ausgebucht. Man sei schon bei 300 Anmeldungen. "Es ist erstaunlich, wir mussten eine Warteliste anlegen", sagte Bettkober. "Insofern hoffen wir, dass der Anlass auch eine Inspiration sein wird für andere. Und dass wir damit eine Bewegung in Gang setzen, die mehr technische Möglichkeiten für Frauen bietet, sodass wir gemeinsam an grösseren Problemen arbeiten können."

Den Abschluss der diesjährigen Digitaltage bildet die Preisverleihung des Digital Economy Award am 11. November. An den Jurytagen zeigte sich, worauf es im Rennen um die Preise ankommt. Und dass mit Buzzwords noch nichts gewonnen ist.

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