Mystery-Shopping

Der WLAN-Check - mit Sonos

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Diesmal macht nicht Astrid Mystery-Shopping – sondern ich. Und zwar mit einer Problemstellung, die ­jeder gute Fachhändler oder auch ein Telekommunikationsanbieter sollte lösen können. Die Aufgabe: Mein WLAN sauber zum Laufen bringen. Zwei Techniker machten einen Hausbesuch.

(Source: Copyright (c) 2019 Proxima Studio/Shutterstock.)
(Source: Copyright (c) 2019 Proxima Studio/Shutterstock.)

Wer schon einmal ein WLAN eingerichtet hat, das mehr können sollte, als nur den PC mit dem Internet zu verbinden – wer etwa zwei Bridges, einen Switch, eine Apple Time Capsule, zwei Fernseher, einen Sonos Boost, zwei Sonos one SL, eine Sonos-Arc-Soundbar, einen Sonos-Subwoofer, drei Ikea-Symfonisk-Lautsprecher, dreissig Philips-Hue-Lampen, zwei Logitech-Überwachungskameras, ein iPad, zwei iPhones, ein Android-Tablet, ein Android-Phone, eine Apple-TV-Box, eine UPC-Horizon-Set-top-Box und einen Asus-Gamingrouter in demselben Netzwerk betreiben und wahlweise durch Apples Siri oder Google Assistant steuern lassen möchte – weiss wovon ich rede. Denn so toll das Versprechen des vernetzten Zuhauses auch sein mag. In der Praxis können Phänomene auftreten, denen auch Profis nicht beikommen.

Die alten Probleme

In einem früheren Erfahrungsbericht von November 2020 mit dem Titel "Sonos: Die Probleme sind wahrscheinlich auf das Netzwerk zurückzuführen" dokumentierte ich, dass die Einrichtung eines Smarthomes trickreich sein kann. Damals schon funktionierten meine verschiedenen Sonos-Speaker – gelinde gesagt – nicht gerade harmonisch miteinander im Netz. Und damals wie heute waren und sind smarte sonos-"kompatible" Ikea-Komponenten beteiligt. Musikhören in der ganzen Wohnung blieb eine Lotterie und kein Genuss. Mal funktionierte der Lautsprecher im Bad, mal nicht. Mal reagierte das System auf meinen Wunsch, die Lautstärke über die Sonos-App zu regulieren, mal nicht. So beschränkte ich den Einsatz meines mehrere Tausend Franken teuren Sonos-Systems aufs Fernsehen. Weil ich mich beim Musikhören nicht ärgern wollte. Natürlich wurmte es mich, dass bei mir Sonos-Multiroom einfach nicht gescheit funktionieren wollte und ich es nicht schaffte, mein Sonos-Multiroom nachhaltig zum Laufen zu bringen.

Der WLAN-Check

Den implizit formulierten Ratschlag von Sonos – "Die Probleme sind wahrscheinlich auf das Netzwerk zurückzuführen" – interpretierte ich so, dass ich doch bitte meine Netzwerk-Konfiguration überprüfen solle. Das nahm ich mir zu Herzen. So googelte ich nach WLAN-Helfern und fand – zusätzlich bestärkt durch Werbeflyer in meinem Briefkasten – zwei vielversprechende Adressen: einen Radio-TV-Fachhändler aus der näheren Umgebung und das Angebot eines WLAN-Checks durch meinen lokalen Energieversorger, der sich in meiner Region auch als Swisscom-Alternative positionieren möchte.

Der Fachhändler

Mein Anruf beim Fachhandel endete vorerst in einer Warteschlaufe. Typisch, dachte ich, und wollte schon auflegen, als sich eine Frau meldete. Sie entschuldigte sich für die Wartezeit. Es sei hektisch – dauernd klingle das Telefon. Kein Problem, dachte ich. Besser so, als wenn niemand anruft. Ich schilderte, mit welchen Schwierigkeiten ich zu kämpfen hätte, erzählte von meiner UPC-Connect-Box, den Routern und Bridges. Ein klarer Fall für den fliegenden WLAN-Experten. Ein Termin war schnell vereinbart. Schon am folgenden Tag klingelte Herr B. an der Türe.

Geduldig liess er sich die Situation erklären und machte sich ein Bild von der Verkabelung in meiner Dreieinhalbzimmerwohnung. Er kam zum Schluss, dass es am sinnvollsten wäre, ein Netzwerkkabel bis ins Schlafzimmer zu ziehen und dort einen weiteren Accesspoint zu installieren. Damit wären die Verbindungsprobleme im hinteren Teil der Wohnung gelöst, und auch der Ikea-Lausprecher würde seinen Dienst im En-suite-Bad korrekt verrichten. Da Elektroinstallationen teuer sein können, sollte B. erst alles sauber ausmessen und allfällige Konfigurationsprobleme meines WLAN-Set-ups eruieren. Davon gab es einige: So stellte B. fest, dass sich in meinem Heimnetz mehrere DHCP-Server tummelten, die IP-Adressen vergaben: die UPC Connect Box, der Asus-Gaming-Router, die Apple Time Capsule und mysteriöserweise auch die alte Horizon-Box, obwohl deren WLAN deaktiviert war. Schnell war die Horizon-Box von der UPC-Connect Box getrennt, und letztere als Bridge konfiguriert, sodass sie keine IP-Adressen mehr vergab und nur noch als Modem fungierte. Auch die Time Capsule konnte ich so konfigurieren, dass sie kein eigenes WLAN mehr aufbaute. Und plötzlich funktionierte auch die Ikea-Box im Badezimmer wieder. Die 220 Franken für die WLAN-Rettungsaktion bezahlte ich mit Freude.

Die Freude währte nur kurz. Kaum war B. weg, stieg die Ikea-Box wieder aus. Vielleicht hätte ich mich doch auf die 1200-Franken-teure Verlegung eines zusätzlichen Netzwerkkabels mit zwei separaten Accesspoints einlassen sollen? Aber lohnt sich das, um einen 129-fränkigen Smartspeaker zum Laufen zu bringen?

Der Energieversorger

Gut, dass ich gleichentags auch bereits mit einem WLAN-Experten des regionalen Energieversorgers einen Termin vereinbart hatte – natürlich nicht zuletzt deshalb, weil ich die beiden Dienstleistungen vergleichen wollte. Dieser WLAN-Check sollte 140 Franken pauschal kosten – die Rechnung ist zwar noch nicht eingetroffen. Easy und ohne Telefonat hatte ich zuvor den Zeitpunkt via Webformular angefragt und sogleich bestätigt bekommen.

Als der WLAN-Experte des Energieversorgers eintraf, stellte er sich als N. H. vor. Mir war klar, dass der Energieversorger den Besuch von N. H. auch nutzte, um sein Glasfaserangebot mit symmetrischer Bandbreite als Alternative zu Swisscom, UPC-Sunrise und Co. zu positionieren. Clever, die Kunden direkt für das Verkaufsgespräch bezahlen zu lassen. Aber N. H. war auch ein Profi in seinem Metier. Schnell erkannte er, dass sich verschiedene WLAN-Signale auch aus Nachbarswohnungen mit meinem WLAN überlagerten. Man spreche in solchen Fällen von Side-Noise, wusste N. H., was die Bandbreite beider einander überlagernde Signale minderte. Das Problem wäre umgehend gelöst, wenn ich einen neuen WLAN-Kanal wählte. Natürlich tat ich selbiges und freute mich schon darauf, dass ich endlich auch im Schlafzimmer via Sonos-App Musikhören konnte. Leider hatte auch diese Massnahme keinen merklichen Einfluss auf die Qualität und die Zuverlässigkeit der Musikübertragung in alle Räume. Also wieder zurück auf Feld eins?

Sonos: das Fazit

Nach wie vor ist Multiroom mit meinem Sonos-System eine hakelige Angelegenheit, und die App holpert zumindest auf dem iPhone weiterhin. Dies ist übrigens nicht nur meine Erfahrung. Auch die Bewertungen in Apples App-Store bestätigen diese. Der Mittelwert aller 142 seit 1. Januar bis zum 7. Juni 2021 abgegebenen Bewertungen beträgt 2.01 von 5 Sternen und ist damit ziemlich weit weg vom blendenden Wert 4.5, den die insgesamt über 22 000 Bewertungen widerspiegeln sollen. Ob die unzufriedenen User Schwierigkeiten mit ihren Sonos-Geräten haben, weil sie wie ich offenbar Mühe haben, ein WLAN korrekt zu installieren, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings konnten auch zwei voneinander unabhängige WLAN-Experten die Sonos-Probleme nicht beheben. Sind die Probleme am Ende gar nicht auf das Netzwerk zurückzuführen?

WLAN-Check: das Fazit

Auch wenn mein Sonos immer noch nicht 100 Prozent zufriedenstellend funktioniert – positiv überrascht war ich von der Kompetenz der WLAN-Experten, die mein Netzwerk unter die Lupe nahmen. Beide erkannten unterschiedliche Probleme und konnten sie mit wenigen Handgriffen und Änderungen in der Konfiguration von Modem beziehungsweise Router beheben. Auch die Preise für professionelle Beratung und Fehlersuche waren mit 140 beziehungsweise 220 Franken moderat. Klar versuchten auch beide, weitere Dienstleistungen zu verkaufen, auch wenn wohl die 1200 Franken teure Installation eines Netzwerkkabels mit zwei Accesspoints etwas übers Ziel hinausschoss.

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