Digital Riser Report 2020

Digitale Wettbewerbsfähigkeit: Der Schweiz mangelts am richtigen Mindset

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Wenn es um die digitale Wettbewerbsfähigkeit geht, spielt die Schweiz nur im Mittelfeld mit. Gemäss Digital Riser Report 2020 hapert es bei der Eidgenossenschaft am Mindset. In der Region Europa und Nordamerika führt Bulgarien das Feld an.

(Source: The Digital Riser Ranking 2020)
(Source: The Digital Riser Ranking 2020)

Die Schweiz hat in den letzten drei Jahren an digitaler Wettbewerbsfähigkeit eingebüsst. Das geht aus dem Digital Riser Report 2020 des European Center for Digital Competitiveness hervor. Auch wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen überdurchschnittlich sind, scheint es den Schweizern und Schweizerinnen vor allem am richtigen Mindset zu mangeln.

Für den Report analysierten die Autoren Daten des World Economic Forums aus dem Global Competitiveness Report. Um die digitale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu bestimmen, teilten sie die Daten in die zwei Dimensionen "Wirtschaft" und "Mindset" ein. Diese setzen sich aus je 5 Kriterien zusammen:

Wirtschaft:

  • Verfügbarkeit von Risikokapital

  • Kosten, um ein Unternehmen zu starten

  • Zeit, um ein Unternehmen zu starten

  • Einfachheit, ausländische Arbeitskräfte anzustellen

  • Fähigkeiten von Absolventen

Mindset:

  • Digitale Skills der erwerbstätigen Bevölkerung

  • Einstellung gegenüber unternehmerischem Risiko

  • Diversität der Belegschaft

  • Mobile Breitband-Abonnements

  • Unternehmen, die sich disruptive Ideen zu eigen machen

Die Daten stammen aus dem Zeitraum von 2017 bis 2019. Im Ergebnis halten die Autoren folgende zwei Resultate fest: Wie viel Fortschritt Länder in der digitalen Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Ländern machten und was die "Best Practices" der Top drei Digital Risers 2020 in zehn Ländergruppen waren, die sie in dem Ranking an die Spitze beförderten.

Schweiz: gute wirtschaftliche Voraussetzungen, aber falsches Mindset

In der Ländergruppe "Europa und Nordamerika" positionierte sich die Schweiz genau in der Mitte der 36 Länder: Sie belegt den 18. Platz. In allen 10 Items hat sie von 2017 bis 2019 kumuliert insgesamt 19 Ränge eingebüsst. Geht es nur um die wirtschaftliche Dimension, hat die Schweiz in diesem Zeitraum 9 Ränge zugelegt und belegt Platz 14. Doch in der Dimension Mindset hat sie 28 Ränge verloren und belegt Platz 25. Dass Digitalisierung zwar in aller Munde, aber längst noch nicht aller Köpfe ist, sieht auch Kolumnist Martin Andenmatten so.

Gemäss Report belegen in der Region Europa und Nordamerika Bulgarien (+130 Ränge), Montenegro (+111 Ränge) und Frankreich (+95 Ränge) die Topplätze.

Die Gründe für die Top-Rankings in Europa und Nordamerika

Die Gründe für Bulgariens gutes Ranking sind gemäss Autoren:

  • Das nationale Programm "Digital Bulgaria 2025", ausgerichtet auf die Modernisierung und Implementierung intelligenter IT-Lösungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Sechs Schlüsselbereiche, wo das Programm aktiv ist: Digitale Netzwerke und Dienste, eine dynamische und innovative digitale Wirtschaft, Förderung digitaler Skills, effiziente und hochqualitative E-Services für Unternehmen, eine sichere Cyberwirtschaft und Internet-Governance

  • 2018 wurde Programmieren in Primarschulen zu einem obligatorischen Fach erklärt. Ausserdem wurden verschiedener Initiativen lanciert, um High-Tech- und anderen Unternehmen unter anderem finanzielle Vorteile zu verschaffen.

  • Die Digital National Alliance leitet viele Initiativen, um die Digitalisierung kostenfrei zu verbessern, unter anderem mit dem Ziel, digitale Fähigkeiten zu fördern und zu sichern.

Die Gründe für Montenegros gutes Ranking sind gemäss Autoren:

  • Die Strategie für innovative Aktivitäten, die unter anderem Kapazitäten für Innovation und technologische Entwicklung sowie Innovation im Geschäftsbereich gibt. Unterteilt in sechs thematische Prioritäten: Energie, Landwirtschaft und Essen, nachhaltige Entwicklung und Tourismus, ICT, Medizin und Gesundheit, neue Materialien, Produkte und Dienste.

  • Lockerungen von Regulationen, um ausländische Arbeitskräfte einfacher anzustellen. Ausserdem hörte Montenegro auf, Firmen in Regierungsbesitz zu bevorzugen und schuf eine bessere Arbeitsumgebung im Privatsektor durch Lockerung von Regulationen. Zudem traf das Land weitere Massnahmen, um gesetzliche Hürden in verschiedenen Bereichen zu verringern und Talente sowie Unternehmenskulturen zu fördern.

  • Im Jahr 2018 startete Montenegro das "Incentive-Programm für Start-ups" und implementierte verschiedene staatliche und finanzielle Massnahmen, um Start-ups zu fördern.

Die Gründe für Frankreichs gutes Ranking sind gemäss Autoren:

  • Die Regierungsinitiative "La French Tech", eine Community und Plattform, um Unternehmertum zu fördern. Sie wurde mit 600 Millionen Euro an Investmentgeldern ausgestattet.

  • Immigrationsregulierung, die die Anstellung für gewisse Arbeitsprofile aus dem Ausland vereinfacht. Ausserdem schuf Frankreich Aufenthaltsbewilligungen wie den mehrjährig gültigen "Talent-Pass" oder das temporäre "Studenten-Mobilitäts-Programm".

  • Start-up-Funds von über 5 Milliarden Euro.

Das Ranking der G20-Länder. (Source: Digital Riser Report 2020)

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