One-to-Two mit Christoph Frey und Thomas Morawetz

"Jede Veränderung bietet immer auch Opportunitäten"

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Seit Anfang 2019 leiten Christoph Frey und Thomas Morawetz gemeinsam die Geschäfte von Revox. Im Interview sprechen sie über ihre Zusammenarbeit, sagen, wo es mit Revox hingehen soll und welche Auswirkungen die Coronakrise auf das Unternehmen hat.

Was hat sich bei Revox verändert, seit Sie das Unternehmen gemeinsam führen?

Christoph Frey: Wir haben keine Managementebenen mehr zwischen den CEOs und den einzelnen Abteilungen. So sind die Entscheidungs- und Umsetzungsgeschwindigkeiten noch höher geworden. Dies verschafft uns als mittelständisches Unternehmen speziell in diesen etwas unruhigen Zeiten zusätzliche Vorteile.

Herr Morawetz, Sie waren zuvor für Bernina tätig. Wie war der Wechsel in die Audio-Branche?

Thomas Morawetz: Die beiden Marken haben viele Ähnlichkeiten. Sie stehen für Swissness, höchste Qualität und innovative langlebige Produkte. Die Unterhaltungselektronik ist allerdings viel schnelllebiger. Zwischen dem Erhalten einer Information und der Umsetzung von Massnahmen vergeht bei Revox praktisch keine Zeit. Die Taktrate ist enorm hoch.

Herr Frey, Sie waren bereits für rund 20 Jahre als Revox-CEO im Einsatz. Was bewog Sie dazu, so lange im Unternehmen zu bleiben?

Frey: Ich bin nach wie vor von der Marke und vom Unternehmen fasziniert. Die Aufgabe in einem sich technologisch rasch wandelnden Umfeld eine Firma mit einem Markennamen zu führen, der für Langlebigkeit steht, ist faszinierend. Zudem habe ich während des Unternehmensaufbaus viel Energie in die Firma investiert und die Mitarbeiter und Kunden schätzen gelernt. Solange ich einen wertvollen Beitrag leisten kann, stehe ich Revox zur Verfügung.

Bedeutet das, dass Sie dem Unternehmen als CEO erhalten bleiben und die Position nicht, wie bei Ihrer Rückkehr angekündigt, wieder abgeben?

Frey: Ich bin nach wie vor auch im Verwaltungsrat aktiv. Thomas und ich haben uns entschieden, die Firma Revox bis auf Weiteres gemeinsam zu führen. Wir kennen uns schon seit unserer gemeinsamen Zeit an der Universität Basel.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden als Co-CEOs?

Frey: Sehr gut. Die Firma machte in den letzten zwölf Monaten nochmals grosse Fortschritte. Auf diesem Pfad und in dieser Geschwindigkeit wollen wir gemeinsam weiterarbeiten. Wir teilen uns die Verantwortung auf und profitieren gegenseitig von den Stärken des anderen und gleichzeitig von unseren Synergien und der langjährigen Erfahrung im Management.

Morawetz: Wir brainstormen permanent, was wir noch anders oder besser machen können. Christoph ist verantwortlich für die Entwicklung, Produktion und die Finanzen, ich bin verantwortlich für Vertrieb und Marketing.

Welche Herausforderungen bringt die gemeinsame Leitung des Unternehmens mit sich?

Morawetz: Es stellen sich keine besonderen Herausforderungen. Wir sprechen uns kurz ab und setzen die Entscheidungen mit den vielen langjährigen Mitarbeitern um.

Wie verlief das Geschäftsjahr 2019 für Revox?

Morawetz: Wir sind mit dem Erreichten sehr zufrieden. Wir haben eine komplett neue Produktkategorie am Markt eingeführt. Die Studioart-Produkte sind für Musikliebhaber entwickelt worden, die auch mit kleineren erschwinglichen Lautsprechern Musik in originalgetreuer Studio-Klangqualität geniessen wollen. Innerhalb von Monaten haben wir in der Schweiz, Deutschland und Österreich viele hundert neue Fachhändler für die Distribution dieser Produkte gewinnen können. Die Produkte wurden vom ersten Tag an von den Fachhändlern, Endkunden und der Fachpresse mit grosser Begeisterung aufgenommen.

Frey: Parallel dazu haben wir unser Geschäft im Installationsbereich in vielen Ländern erfolgreich vorantreiben können. Das gelang auch derart gut, weil sich viele unserer Mitbewerber aufgrund der hohen Anforderungen aus diesem Segment zurückgezogen haben. Letztlich stand dadurch für ein Hotel oder einen anspruchsvollen Endkunden fast nur noch das Revox-Multiuser-System zur Auswahl.

Welche Rolle spielt der Schweizer Markt für Revox?

Morawetz: Der Schweizer Markt ist der Heimmarkt von Revox und hat daher für uns einen sehr hohen Stellenwert. Die Marke Revox ist bei ihren Fans weithin eine Kultmarke. Das verpflichtet uns zu Top-Leistungen.

Die Situation momentan ist aussergewöhnlich. Erwarten Sie Umsatzeinbussen aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs?

Morawetz: Ja. Wir müssen uns alle auf diese neue Situation einstellen und uns neu erfinden. Wir profitieren von unserer Geschwindigkeit und haben schon viele Massnahmen umgesetzt, um auch in dieser neuen Konstellation erfolgreich weiterarbeiten zu können. Jede Veränderung bietet immer auch Opportunitäten und neue Möglichkeiten.

Inwiefern war Revox bereits vom Ausbruch des Virus betroffen?

Frey: Für eine kurze Zeit hatten wir auf der Supply-Seite mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Das hat sich mittlerweile aber wieder beruhigt. Wir können produzieren und sind komplett lieferbereit. Hier profitieren wir davon, dass wir unser eigenes Werk in Villingen-Schwenningen haben. Viele Lieferanten befinden sich in unmittelbarer Nähe des Werks.

Auch wenn wir uns nicht in einer Ausnahmesituation befinden, haben es Fachhändler in der Schweiz nicht leicht. Welchen Einfluss hat das auf Ihr Geschäft?

Morawetz: Es beeinflusst unser Geschäft. Wir unterstützen die Fachhändler durch einen gezielten technischen Support, technische Schulungen im Werk oder online über die Revox Academy und stabile Margen in ihrem Geschäft. Stabile Margen sind vor allem in der Unterhaltungselektronik von enormer Wichtigkeit für den Fachhandel. Unser innovatives Distributionskonzept für die Studioart-Produkte garantiert beispielsweise dem Fachhandel zu 100 Prozent die Margen auf den verkauften Produkten. Diese Margengarantie war, neben den hervorragenden Produkten, auch Motivation für die vielen Fachhändler, die neuen Produkte in ihren Geschäften zu positionieren.

Welche technischen Neuheiten im Audio-Bereich gilt es im Auge zu behalten?

Frey: Das technologische Umfeld ist nach wie vor im Umbruch. Wir haben aus diesem Grunde in den letzten Jahren stabile Technologieplattformen entwickelt. In diese Plattformen können wir nun relativ einfach neue Technologien, neue Internetquellen, andere Audioformate oder sonstige Neuheiten integrieren. Im Multiroom-Segment ist vor allem wichtig, dass möglichst viele Haussteuerungssysteme an unser System angebunden werden können. Zudem entwickelten wir in den letzten Monaten zahlreiche neue Features für unser Multi-User-System, das für Hotels und Büros relevant ist.

Und welche Neuheiten gibt es von von Revox ?

Morawetz: Wir haben in den letzten Monaten sehr viele neue innovative Produkte auf den Markt gebracht. Wir haben, wie erwähnt, unser Multiusersystem stark weiterentwickelt. Neben vielen neuen Features haben wir im März unseren eigenen Server (V 400) auf den Markt gebracht. Wir haben auch unsere Studioart-Produktserie in den letzten Monaten mit der S100 Audiobar komplettiert. So bieten wir heute ein komplettes Sortiment an hochqualitativen WLAN-Multiroom-Lautsprechern an. Die Joy-Serie bietet im Bereich von hochwertigen Audioanlagen mit designorientierten Passivlautsprechern einzigartige Lösungen. Im Menu der Joy-Anlage kann der angeschlossene Revox-Lautsprecher ausgesucht werden, sodass das Zusammenspiel zwischen der Revox Joy und den Revox-Lautsprechern akustisch perfektioniert wird.

Ganz neu haben wir im März unseren Studiomaster T700 lanciert. Der T700 ist ein hochqualitativer Plattenspieler mit einem einzigartigen eingebauten MC-Phono- Vorverstärker. Wir sind also nach langer Abwesenheit mit diesem Produkt auch wieder im analogen Bereich tätig. Es ist ein Produkt welches auf dem Markt weltweit grosse Aufmerksamkeit und ein sehr positives Presseecho erhalten hat.

Das Smarthome wird immer mehr zum Thema. Revox bietet bereits seit 2004 die Möglichkeit, Produkte ins Smarthome einzubinden. Was hat sich seitdem im Smarthome-Bereich verändert?

Frey: Was viele heute nicht mehr wissen ist, dass Revox der Erfinder des Multirooms ist. Bereits 1984 hat Revox die ersten kleinen Multiroom-Systeme angeboten. Wir haben also über 30 Jahre Erfahrung im Installationsbereich. Zu Beginn war ein Multiroom-System eine auf Studiotechnologie basierte analoge Verteilung der Audiosignale in einem Haus. Zu diesem Zeitpunkt haben wir die ersten Möglichkeiten entwickelt, um die Systeme zusätzlich zum Handy auch über KNX zu steuern. Damals haben wir auch die bis heute aktiven Partnerschaften mit den Firmen Feller und Gira begonnen. Ziel ist bis heute gemeinsam für die Endkunden eine voll ins Smarthome integrierbare Audiolösungen zu schaffen. Wir entwickeln also die Audioprodukte und perfektionieren gemeinsam mit Feller und Gira die Schnittstellen zur Steuerung.

Heute ist unser Multiuser-System natürlich digital und netzwerkbasiert. Es bietet wesentlich mehr Möglichkeiten als die ersten analogen Systeme. Die Steuerungsmöglichkeit über Fremdsysteme von Feller und Gira sind aber bis heute sehr wichtig für uns.

Wie kommen die smarten Lösungen bei Ihren Kunden an?

Morawetz: Die Kunden schätzen die Kombination von einfacher Bedienung und hochwertigem Klang. Bei der Klangqualität machen wir keine Kompromisse. Basierend auf unserer langen Erfahrung in den Aufnahmestudios, streben wir bis heute an, den Kunden genau den Klang, welcher der Künstler im Aufnahmestudio produziert hat, ins Wohnzimmer zu bringen - originalgetreue Studio-Klangqualität. Wir denken langfristig und nachhaltig. So ist es möglich, die legendären B 77 Bandmaschinen in unser heutiges digitales Multiuser-System zu integrieren. Dieses nachhaltige, langfristige Denken und Handeln gibt dem Multiuser-Kunden die nötige Sicherheit.

Wo geht es strategisch als Nächstes hin mit Revox?

Frey: Wir arbeiten intensiv an weiteren neuen Produkten. Wir werden alle drei Geschäftsbereiche, Audio, Studioart und Multiroom, weiter ausbauen und stärken.

Morawetz: Dabei werden die Werte von Revox – unsere Geschichte, originalgetreue Studio-Klangqualität, einfache Bedienung, Qualität & Nachhaltigkeit, Design, Revox Family – stets im Zentrum unseres Handelns stehen. Wir sind eine Audiofirma mit langer Tradition und mit einer weltweiten Fangemeinde. Dies freut und verpflichtet uns gleichzeitig.

Hat die aktuelle Situation einen Einfluss auf Ihre strategischen Entscheidungen für die nächsten ein bis zwei Jahre?

Frey: Auch für uns kam die Situation überraschend. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Lage im Laufe dieses Jahres wieder normalisieren wird. Es gibt durch die Tatsache, dass viele Menschen auf der ganzen Welt sehr viel Zeit zuhause verbringen, auch Chancen. Diese gilt es zu nutzen.

Morawetz: Daran arbeiten wir intensiv, auch zusammen mit unseren Händlern, und wir sehen bereits erste Erfolge.

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Persönlich

Christoph Frey hat nach seiner abgeschlossenen Uhrmacher-Rhabilleur-Ausbildung an der Universität Basel Ökonomie studiert. 1995 übernahm er die operative Leitung der Revox Gruppe und führte die Gruppe bis 2016 als CEO und Verwaltungsrat. Er zog sich danach für zwei Jahre in den Verwaltungsrat der Revox Gruppe zurück, bevor er 2018 wieder als CEO die operative Leitung übernahm. Seit Ende 2018 ist er in der Doppelfunktion als Verwaltungsrat und als CO-CEO bei der Revox Gruppe aktiv.

Thomas Morawetz hat nach seinem abgeschlossenen Ökonomie-Studium an der Universität Basel während 15 Jahren verschiedene Positionen in der Swatch Group innegehabt. Dabei war er zehn Jahre lang in den USA und Kanada tätig. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete er für einen dänischen Hörgerätehersteller und für das Schweizer Traditionsunternehmen Bernina mit Schwerpunkt Vertrieb und Marketing. Seit Ende 2018 ist er als CO-CEO bei der Revox Gruppe tätig.
(Quelle: Revox)

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