Schmutzkampagne gegen Amazon-Gründer

Saudi-Lauschangriff auf Amazon-Chef Bezos

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von mim, Watson

Der Amazon-Gründer und reichste Mensch der Welt, Jeff Bezos, wurde Anfang 2019 Opfer einer Schmutzkampagne. Wie der britische "Guardian" schreibt, soll der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman dahinter stecken.

(Source: Gunnar Assmy / Fotolia.com)
(Source: Gunnar Assmy / Fotolia.com)

Amazon-Gründer Jeff Bezos und der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman sollen über WhatsApp einen freundlichen Austausch gehabt haben, wie der britische "Guardian" berichtet. Im Jahr 2018 soll Bezos' Handy gehackt worden sein – eine Nachricht soll eine Datei mit mutmasslicher Spyware enthalten haben. Die WhatsApp-Nachricht sei von Bin Salman persönlich geschickt worden sein.

Durch die Spyware konnte Bezos' Handy anschliessend überwacht werden, wie eine forensische Untersuchung offenlegt. Es konnte eine grosse Datenmenge vom Mobilgerät des Amazon-Gründers "abgezogen" werden.

Neun Monate später – im Januar 2019 – nachdem das Handy gehackt worden ist, so wird vermutet, kamen intime Details von Bezos' Privatleben ans Tageslicht. Das amerikanische Boulevardmagazin "National Enquirer" machte eine angebliche aussereheliche Affäre von Bezos publik. Dieser engagierte sofort Privatermittler, um in Erfahrung zu bringen, wie diese Informationen an den "Enquirer" gelangen konnten. Im Verdacht stand zunächst der Bruder seiner neuen Partnerin, doch diese Anschuldigung sollte sich als unwahr herausstellen.

David Pecker und der "National Enquirer"

Der Sicherheitschef des US-Milliardärs, Gavin de Becker, äusserte sich im März 2019 über "die enge Beziehung" von Bin Salman zum CEO der American Media INC (AMI), David Pecker. Dem Chef der AMI gehört auch der "National Enquirer". Doch sowohl die Saudis als auch Pecker bestreiten jegliche Vorwürfe: Sie hätten nichts mit der Schmutzkampagne gegen Bezos zu tun, geschweige denn mit der Überwachung des Handys.

Jeff Bezos selbst sagte aus, dass er vom "National Enquirer" mit Nacktbildern erpresst worden sei. Es ist nicht das erste mal, dass Pecker und sein Magazin in die Kritik geraten, wie "Der Spiegel" schreibt. Im US-Wahlkampf von 2016 liess das Magazin negative Schlagzeilen zu Trump, einem Freund von Pecker, bewusst aus: Der "National Enquirer" kaufte sich Exklusivrechte an der Geschichte zu Trumps Affären – und hielt die Geschichte aus den Schlagzeilen.

Was der "Guardian" aufdeckt, ist auch insofern brisant, als es ein neues Licht auf die Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi wirft. Dieser lebte die letzten Jahre nämlich in den USA und schrieb für die "Washington Post", welche seit 2013 im Besitz von Bezos ist.

Khashoggi wurde fünf Monate nach dem Angriff auf Bezos' Handy in der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul ermordet. Die "Washington Post" setzte nach dem Tod von Khashoggi ein Team ein, um Details über die Ermordung herauszufinden.

Der saudische Kronprinz soll ein möglicher Auftraggeber für den Mord an Khashoggi sein. Der Journalist kritisierte das saudische Königreich in der "Washington Post" regelmässig. Das Königshaus sprach beim Mord jedoch von einer "Schurkenoperation" und ein saudi-arabisches Gericht verurteilte im Dezember acht Personen, die in den Mord verstrickt gewesen sein sollen. Der Prozess wurde im Geheimen abgehalten und von Menschenrechtsexperten kritisiert.

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