Entscheidung soll bis Jahresende fallen

Neue Hoffnung für Loewe? Hisense und Skytec geben sich interessiert

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von Elektrojournal

Rund um die Übernahme von Loewe kommt Bewegung ins Spiel. Hisense legte die Karten auf den Tisch und die Skytec Group brachte sich als strategischer Investor ins Spiel. Ein kleiner Teil von Loewe fand am Montag schon eine neue unternehmerische Heimat.

Lange Zeit war's ruhig um den insolventen Edel-TV-Hersteller Loewe, jetzt kommt wieder Bewegung rein. Während Hisense in Sachen Übernahme bereits in der bayrischen Staatskanzlei zu Gast war, bringt sich nun auch die zypriotische Skytec Group ins Spiel.

Konkrete Entscheidungen stehen freilich noch aus, nachdem eine Gläubigerversammlung in der vergangenen Woche ohne Ergebnis zu Ende gegangen ist. Zudem konnte sich auch Marken-Eigentümer Riverrock bisher zu keiner Aussage über die Zukunft der der Namensrechte durchringen. Trotz allem kommt jetzt aber schön langsam wieder Bewegung in die Sache.

Am 5. Dezember fanden in der Münchner Staatskanzlei beispielsweise Gespräche mit Interessent Hisense statt, in deren Verlauf die Karten auf den Tisch gelegt und über die Möglichkeiten eines Einstiegs beim TV-Gerätehersteller diskutiert werden solltte. Gleichzeitig hat sich mit Skytec ein strategischer Investor ins Spiel gebracht, der bereits auf Branchenerfahrungen mit Sharp und Blaupunkt verweisen kann. "Das inhabergeführte Familienunternehmen Skytec Group Ltd plant die Übernahme von Loewe, um die globale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Traditionsherstellers mit Sitz im fränkischen Kronach langfristig zu sichern", heisst es in der entsprechenden Aussendung.

Dabei beabsichtigt Skytec nicht nur, Loewe zu retten, sondern mit der traditionsreichen Marke zu den "weltweit führenden Unternehmen dieses Segments aufzuschließen." Zuletzt verhalf man bereits "renommierten Marken wie Blaupunkt und Sharp zu wirtschaftlichen Erfolgen in Europa."

Die Pläne dafür habe man allesamt bereits geschmiedet, sagt Skytec-CEO Vladislav Khabliev: "Loewe hat sich mit einem besonderen Gespür für Innovation, Design und Qualität einen erstklassigen Ruf im deutschsprachigen Raum erarbeitet. Wir betrachten es als grosses Privileg, gemeinsam ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte von Loewe zu schreiben und Loewe global als eine der führenden Marken zu etablieren. Wir haben erfolgreich bewiesen, dass wir wertvolle Marken zukunftssicher und international erfolgreich sowie für die Verbraucher relevant machen können."

Schlüsselposition für Ex-Loewe-Mitarbeiter?

Ein wesentlicher Baustein dieses Erfolges sei die Art und Weise, wie Skytec markentreue Teams zusammengebracht und ihnen zugleich internationales Knowhow sowie neue Ansätze zur Bewältigung grösster Herausforderungen an die Hand gegeben habe. "Fusionen und Akquisitionen dieser Art sind nutzlos, wenn lediglich Markennamen den Besitzer wechseln. Schliesslich hat Loewe über die Jahre einen exzellenten Ruf aufgebaut, den wir mit ihrer Hilfe sichern möchten. Mehr als 30 Loewe-Mitarbeiter sollen deshalb wichtige Schlüsselpositionen in diesem neuen und spannenden Projekt besetzen. Ihr Wissen ist für uns von unschätzbarem Wert. Natürlich ist es auch wichtig, neue Mitarbeiter wie Experten für Vertrieb, Marketing, Produktentwicklung und Design zu gewinnen um vorhandene Expertise zu ergänzen und sicherzustellen, dass Loewe auf die neue Marktrealität vorbereitet ist. Darüber hinaus freuen wir uns darauf, den Loewe-Standort in Kronach neu zu beleben und zu entwickeln", erklärt der Skytec-Chef.

Zudem plane man, das Loewe-Produktangebot zu erweitern. "Viele Menschen kennen Loewe nur als Hersteller hochwertiger Fernsehgeräte 'Made in Germany'. Dabei hat das Unternehmen auch in anderen Bereichen erstklassige Arbeit geleistet. Wir möchten Loewe als Manufaktur für luxuriöse Audio- und TV-Produkte neu aufbauen, inklusive signifikanter Investitionen in die globalen Marketing- und PR-Massnahmen. Wir werden sicherstellen, dass Loewe mit Zuversicht in die Zukunft blicken kann", skizziert Khabliev seine Pläne im Falle eines erfolgreichen Gebots.

Zahlreiche Parallelen

Das Skytec-Angebot weist übrigens zahlreiche Parallelen zum Hisense-Angebot auf. In deutschen Medien wird aber schon die Befürchtung geäussert, Skytec wolle sich nur die Marke und Gerätschaften aus Kronach sichern, um danach bei einem Partner in Polen zu produzieren. Ob das Szenario auch so eintreten wird, lässt sich derzeit freilich nicht sagen.

Hisense, so haben die Chinesen verlautbaren lassen, möchte Loewe als Marke weiterführen, die das Hisense-Portfolio vervollständigen soll. Selbiges hat man ja bereits mit anderen Unternehmen durchgezogen. Zur Vermarktung von Loewe-Produkten möchte das Unternehmen sein Logistiknetzwerk nutzen, das laut Unternehmensangaben bereits Fernseher in alle wichtigen europäischen Märkte liefert. Zudem möchte Hisense der Marke Loewe in Asien, Amerika, Australien und Südafrika zu mehr Bekanntheit verhelfen. Loewe soll als deutsches Unternehmen erhalten bleiben und vorerst mit bis zu 60 Mitarbeitern in Kronach stationiert sein. Anschliessend soll laut einer Hisense-Mitteilung das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum von Düsseldorf nach Kronach verlegt werden und ein Team für die Produktentwicklung eingestellt werden. Das chinesische Unternehmen plant zudem, zwölf Millionen Euro in das geistige Eigentum und die Markenrechte von Loewe zu investieren. Bis zu 18 Millionen Euro sollen in die Lieferkette von Loewe fliessen. Als Gegenzug erhoffe man sich eine staatliche Förderung von drei Millionen Euro.

Aus dem Büro von Loewe-Insolvenzverwalter Rüdiger Weiß ist derweilen zu hören, dass eine Entscheidung bis Ende des Jahres fallen soll. Allerdings befindet sich auch der Insolvenzverwalter in einer Art Warteschleife. Der weitere Fortschritt hänge nämlich davon ab, was Riverrock mit den erwähnten Namensrechten plant.

Neue Heimat für EMS-Anlagen

Ein kleiner Teil von Loewe hat am Montag übrigens schon eine neue unternehmerische Heimat gefunden. Die EMS-Anlagen (Electronic Manufacturing Services), also die Anlagen zur Produktion elektronischer Komponenten und das damit zusammenhängende Prüfequipment (EMV), wurde vom Automobilzulieferer Dr. Schneider übernommen.

Dieser Artikel erschien zuerst am 5. Dezember auf elektrojournal.at.

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