Marktreport

Unruhe im Audiomarkt

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Der Schweizer Audiomarkt erlebt unsichere Zeiten. Nur die wenigsten Segmente überzeugen mit Wachstum. Das Gesamtbild bleibt dramatisch für die Schweizer Branche.

(Source: Federico Rostagno / iStock.com)
(Source: Federico Rostagno / iStock.com)

Der Rückgang im Schweizer Audiomarkt scheint nicht aufzuhalten. In den vergangenen zwei Jahren erlebte der Panel-Markt Static Audio laut Luca Giuriato von GfK Switzerland einen Rückgang um 26 Millionen Franken. Davor gab es zwar auch Jahre, in denen es wieder aufwärtsging. Doch verglichen mit dem Umsatz vor 15 Jahren setzt der Handel mittlerweile fast ein Drittel weniger um. Im Jahr 2004 verdiente der Schweizer Audiohandel noch mit 488 000 verkauften Geräten 224 Millionen Franken. Im vergangenen Jahr waren es noch 157 Millionen Franken für 443 000 Geräte. Auffällig ist dabei der deutlich grössere Rückgang beim Umsatz als bei der Anzahl der verkauften Geräte. Ein deutliches Zeichen dafür, dass auch die Verkaufspreise sanken.

Dieses Jahr wird der Schweizer Audiomarkt laut den GfK-Experten erneut weniger verdienen, der Rückgang dürfte aber nicht mehr so dramatisch wie zuvor ausfallen. Die Umsätze sollen im Vergleich zu 2018 um 1,8 Prozent auf 154 Millionen Franken sinken. Deutlich stärker wird sich der Rückgang bei den Stückzahlen zeigen, wo GfK ein Minus von 8,4 Prozent auf 406 000 verkaufte Geräte pro­gnostiziert. Das ist umso schmerzlicher für den Markt, da der Rückgang stärker ausfällt, als noch im Vorjahr vorausgesagt. Damals erwartete GfK eine deutliche Abschwächung des Rückgangs.

Auch die Prognose für das nächste Jahr fällt negativ aus. GfK rechnet für 2020 mit einem Umsatzrückgang von 3,5 Prozent im Vergleich zu 2019 auf 149 Millionen Franken für 403 000 verkaufte Geräte (minus 0,8 Prozent).

Umsatzrückgang fast allerorten

GfK prognostiziert in fast jedem Segment im Panel-Markt Static Audio einen Umsatzrückgang, doch lohnt sich in einem so breiten Markt ein Blick auf die einzelnen Segmente. Dazu zählt GfK (vernetzte) Audioheim- und Heimkinosysteme, Smart Audio, Tuner, Verstärker und Receiver, Lautsprecher sowie CD-, Kassetten und MD-Player respektive -Rekorder. Letztere, die Abspielgeräte von physischen Audiomedien, sind im Zeitalter von Streaming-Apps wie Spotify & Co. schon lange in der Bedeutungslosigkeit versunken. Seit 2016 zählt GfK die Abspielgeräte unter ferner liefen mit weniger als 1 Million Franken Jahresumsatz. Ebenfalls fast bedeutungslos geworden sind die einst zwei grössten Segmente im Static-Audio-Markt: Audioheim- und Heimkinosysteme. Im vergangenen Jahr setzte der Schweizer Handel noch gut 5 Millionen Franken mit rund 17 000 Audioheim- und Heimkinosystemen um, während es 2017 noch 9 Millionen Franken für 26 000 Stück waren. Vor 15 Jahren waren es noch 148 Millionen Franken für 356 000 verkaufte Geräte. Auch der im Vorjahr prognostizierte leichte Anstieg der verkauften Stückzahlen für dieses Jahr scheint nicht einzutreffen. GfK rechnet für dieses Jahr nun mit einem Umsatz von 3 Millionen und 2020 mit 1 Million Franken Umsatz mit rund 10 000 respektive 6000 verkauften Exemplaren.

Smart sollte es sein

Gefragter als Audioheim- und Heimkinosysteme waren zuletzt die vernetzten Audioheimsysteme. In diesem Teilmarkt blieb der Umsatz in den vergangenen Jahren relativ stabil und wird es anders als der prognostizierte starke Rückgang auch bleiben. So ging der Umsatz mit diesen Produkten im vergangenen Jahr um 1 Million auf 23 Millionen Franken zurück, doch soll er in diesem Jahr wieder um 1 Million Franken zunehmen. Für 2020 rechnet GfK erneut mit einem Umsatzrückgang um 1 Million Franken. Die verkauften Stückzahlen hingegen sollen kontinuierlich abnehmen, von 79 000 Stück im Vorjahr auf 71 000 im Jahr 2020. Der Teilbereich Smart Audio erlebte in den vergangenen Jahren einen rasanten Zuwachs, bis der Umsatz 2017 erstmals um 5 Millionen Franken zurückging. Dieser Rückgang endete aber im vergangenen Jahr, als der Umsatz im Vergleich zu 2017 unverändert bei 37 Millionen Franken verharrte. Auch 2020 soll der Umsatz 37 Million Franken betragen, GfK erwartet für dieses Jahr aber einen Rückgang um 1 Million und im nächsten Jahr wieder einen Zuwachs um ebenfalls 1 Million Franken. Ähnlich ist das Bild bei den verkauften Stückzahlen. Der Handel verkaufte 2018 155 000 Smart-Audio-Geräte, dieses Jahr sollen es 10 000 Exemplare weniger sein und im nächsten Jahr wieder 155 000 Stück.

Plattenspieler-Trend ist vorbei

Einen leichten, aber stetigen Rückgang verzeichnet GfK in der Kategorie Tuner, Verstärker und Empfänger, deren Umsatz seit 2016 jedes Jahr um 1 Million Franken abnahm und dies auch dieses und nächstes Jahr tun dürfte. Parallel dazu verläuft die Kurve der verkauften Stückzahlen mit jährlichen Rückgängen von jeweils 2000 Stück, bis es im nächsten Jahr nur noch 24 000 verkaufte Geräte sein sollen. 2016 waren es noch 32 000 Exemplare. Plattenspieler haben ab 2016 vom Retro-Trend profitiert, der zwei Jahre später aber wieder deutlich abflachte. Verkaufte der Handel vor drei Jahren noch 25 000 Plattenspieler im Wert von 5 Millionen Franken, waren es 2018 nur noch 19 000 Stück. Für dieses Jahr rechnet GfK noch mit 16 000 verkauften Geräten und im nächsten Jahr mit 14 000. Immerhin blieb der Umsatz trotz Rückgang der verkauften Geräte seit 2016 unverändert bei 5 Millionen Franken und soll erst im nächsten Jahr auf 4 Million Franken zurückgehen. Lautsprecher sind seit 2012 gemessen am Umsatz die grösste Kategorie im Audiomarkt. Der Umsatz mit Lautsprechern stieg in den Folgejahren stark an und war 2016 mit 76 Millionen Franken auf seinem Höhepunkt. Doch auch in dieser Kategorie herrscht seither Stagnation bis Rückgang. 2017 ging der Umsatz um 5 Millionen auf 71 Millionen Franken zurück und verharrte 2018 auf diesem Wert. Dieses Jahr soll der Umsatz mit Lautsprechern nun um 1 Million und im nächsten Jahr um 2 Millionen auf 68 Millionen Franken schrumpfen. Die verkauften Stückzahlen hingegen nahmen 2017 um 11 000 ab. Im Jahr darauf stiegen die Verkäufe aber wieder um 8000 auf 146 000 Exemplare, während GfK für das laufende Jahr wiederum einen Rückgang um 10 000 Stück erwartet. Im nächsten Jahr sollen es nochmals 3000 weniger verkaufte Lautsprecher sein.

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