Interview

Wie Ruedi Haeny mit "Nootrie" durchstarten will

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Wer sich in den vergangenen Jahren immer mal wieder gefragt hat, was Ex-Philips-Schweiz-Direktor Ruedi Haeny so macht im (Un-)Ruhestand, der findet hier die Antworten. Haeny will es als CEO des Start-ups "Nootrie" noch einmal wissen.

Ruedi Haeny, CEO, Nootrie. (Source: Netzmedien)
Ruedi Haeny, CEO, Nootrie. (Source: Netzmedien)

Sie haben sich nach 16 Jahren bei Philips mit einer eigenen Beratungsfirma selbstständig gemacht. Sie könnten es sich eigentlich als Pensionär gutgehen lassen und das Leben geniessen. Was hält Sie vom Ruhestand ab?

Ruedi Haeny: Wer sagt denn, dass ich es heute nicht geniesse? Und gut geht es mir zum Glück auch. Meine Agenda ist nicht mehr auf die nächsten drei Wochen hinaus verplant, der ganze Stress mit kurzfristigen Zielen und Action Plans, um diese auch ganz sicher zu erreichen, fällt weg. Heute kann ich mir den Luxus gönnen, kurzfristig je nach Wetter einen Velo- oder Skitag beziehungsweise eine Joggingrunde mitten am Tag einzustreuen. Und dies kombiniert mit einer sehr spannenden Aufgabe, der ich mich noch widmen darf. Das ist doch super!

Sie sprechen Ihre CEO-Tätigkeit bei Nootrie an. Was hat Sie dazu bewogen, sich bei diesem Start-up zu engagieren?

Basierend auf meiner Erfahrung mit Philips-Haushaltgeräten wurde ich angefragt, ob ich im Verwaltungsrat mittun möchte. Das Projekt reizte mich von Anfang an. Also sagte ich zu und wurde auch gewählt. Als sich dann herausstellte, dass Nootrie seit Kurzem keinen Geschäftsführer mehr hatte, bot ich an, dieses Amt so lange zu übernehmen, bis Nootrie auf einigermassen sicheren Füssen steht. Das war vor fünf Jahren. Es ist für mich bei allen zeitweiligen Rückschlägen faszinierend, nach einer langen Karriere, in der ich immer fixfertige Produkte zu vermarkten hatte, jetzt etwas völlig Neues von Grund auf mitgestalten und entstehen lassen zu können.

Was will Nootrie konkret anbieten?

Nootrie entwickelt ein System zur täglichen zeitgemäs­sen Unterstützung der Ernährung, bestehend aus einem modernen Kapselgerät und einer Auswahl an schmackhaften, kalten Drinks. Die Lösung besticht durch das praktische Kapselsystem, das es erlaubt, Drinks zur Nahrungsergänzung einfach und bequem und in immer perfekter Dosierung zuzubereiten. Der Einsatz ist denkbar für etablierte Anbieter von pulverförmiger Nahrungsergänzung oder ähnlichen Produkten, die durch Nootrie mehr Convenience in ihre Produkte bringen und zusätzliche Kunden erreichen möchten. Ausserdem besteht auch die Möglichkeit, dass Nootrie selbst Drinks anbieten wird.

Kapselsysteme etwa für Kaffee haben in Bezug auf die ­Ökologie einen etwas zweifelhaften Ruf. Was unternimmt Nootrie, um entsprechende Bedenken von Konsumenten zu zerstreuen?

Wir sind uns dessen sehr bewusst und entwickeln das System nach ökologischen Gesichtspunkten. Im Vordergrund steht aber immer der Schutz des Pulvers in der Kapsel. Es handelt sich um ein Nahrungsmittel und dieses soll immer in einwandfreiem Zustand bei den Konsumenten ankommen. Leider gibt es auf dem Markt noch keinen biologisch abbaubaren Kunststoff für die Kapseln, der unsere Bedürfnisse in puncto Nahrungsmittelsicherheit zu 100 Prozent erfüllt. Wir halten aber weiterhin Ausschau nach entsprechenden Materialien.

Nach fünf Jahren hat Nootrie noch immer kein Produkt auf dem Markt: Warum eigentlich nicht?

Dafür gibt es viele ganz unterschiedliche Gründe. Die erste technische Lösung, die wir verfolgt hatten, funktionierte im Versuchsaufbau sehr gut. In einem Vor-Prototyp erwies sich der Mischprozess dann aber als unzuverlässig und es gelang uns nicht, ihn zu stabilisieren. Das hiess zurück zum Start und wieder bei Null beginnen. Dazu wechselten wir den Entwicklungspartner. Die von uns favorisierte Firma, die auch die Herstellung hätte übernehmen können, zeigte sich sehr interessiert, vertröstete uns aber zweimal aus Kapazitätsgründen für jeweils sechs Monate, bis sie uns definitiv absagte. So ging ein weiteres Jahr verloren. Es gehört halt zu einem Start-up, dass man ab und zu Ehrenrunden drehen muss, die Zeit und Nerven kosten. Aber man kann dabei auch viel lernen und gescheiter werden.

Wie weit ist die Entwicklung des Nootrie-Systems nun?

Wir haben nun ein funktionierendes Labormodell für den Mischprozess. Dieses hat in einer grossen Zahl von Versuchen mit unterschiedlichen Pulvern immer konstant gute Resultate gebracht. Darauf haben wir ein Patent für Europa, die USA und China angemeldet. In einem nächsten Schritt wird es nun darum gehen, diese Lösung passend für den Einbau in ein bequem zu bedienendes Haushaltsgerät mit ansprechendem Design zu machen. Tönt einfach, ist aber in Tat und Wahrheit eine sehr herausfordernde Aufgabe.

Was ist denn das Schwierige daran?

Die Getränkepulver in der Kapsel lösen sich je nach Zusammensetzung unterschiedlich gut und sie sind in sich auch nicht homogen, sondern bestehen aus verschiedenen Pulvern. Schwierig ist es zu erreichen, dass sich das Pulver aus der Kapsel komplett auflöst. Und natürlich möchten wir ein konstant gutes Resultat im Glas haben.

Wie wollen Sie Investoren für Ihre Produktidee begeistern?

Unsere Produktidee wird ausnahmslos als hervorragend und zukunftsträchtig beurteilt. Indem wir ausser dem reinen Zeichnen von Aktien nun auch andere, attraktive Beteiligungsformen anbieten, werden wir noch attraktiver. Zudem sind wir aktuell daran, uns mit einem Advisory Board zu verstärken. Dessen Ausstrahlungskraft wird uns zusätzlich unterstützen, weitere Investoren von der Seriosität und den Erfolgschancen unseres Projekts zu überzeugen.

Was hat es mit diesem neuen Advisory Board auf sich?

Das Advisory Board hat drei wichtige Aufgaben. Wie der Name schon sagt, ist es ein Beratungsgremium. Die darin vertretenen anerkannten Fachleute unterstützen den Verwaltungsrat und mich als Geschäftsführer, bringen zusätzliche Ideen und Erfahrungen ein und schützen uns vor Betriebsblindheit. Dann erweitert sich unser bisheriges Netzwerk um die jeweiligen Netzwerke der Mitglieder des Boards. Damit steigt schlagartig unser Bekanntheitsgrad. Und wie schon erwähnt, bieten das Engagement und der Glaube dieser in der Wirtschaft bestens verankerten Persönlichkeiten an unser Projekt den Investoren eine zusätzliche Sicherheit.

Wer engagiert sich darin?

Dabei sind Urban Kiefer, der Verwaltungsratspräsident von Rotel; Andreas Halbleib – er ist der CEO unseres Entwicklungspartners Quo; Remo Jutzeler, Lebensmittelchemiker der Firma Sponser, die Sporternährungsprodukte herstellt; der Berater Robert Nef von Nero Conseiller und ich als Beisitzer.

Mit welchen Partnern möchten Sie das Unternehmen durchstarten lassen?

Hier gibt es viele Möglichkeiten. Insbesondere sind dies Firmen, die in unserer Fabrikations- oder Vertriebskette eine Rolle spielen wollen. Der Erste, der mit uns zusammenspannt, kann sich einen enormen Marktvorsprung holen.

Was versprechen Sie sich davon?

Mit dem richtigen Partner, der etwa seine Produkte schon erfolgreich vertreibt und jetzt zusätzlich noch auf unser Kapselsystem setzen möchte, können sich enorme Synergien ergeben, insbesondere eine massive Reduktion der notwendigen Aufwendungen für Marketing und Marktaufbau auf beiden Seiten und zusätzlich ein grosser Zeitgewinn.

Was sind die nächsten Schritte für Nootrie? Wann kann man das erste Nootrie-Kapselsystem kaufen?

Wir stellen Nootrie jetzt zuerst auf solidere Beine, stärken die Attraktivität und starten dann eine nächste Finanzierungsrunde. Danach rechnen wir mit zwei Jahren bis zum Launch.

Zur Person

Ruedi Haeny ist lic. oec. HSG und begann seine berufliche Laufbahn in der Marktforschung, wechselte dann in Marketing und Verkauf, wo er verschiedene leitende Positionen innehatte, zuletzt während gut 16 Jahren bei Philips Consumer Electronics. Er war aktiv im Vorstand des Swico und leitete die IG CE. 2012 gründete er die Haeny Management Consulting GmbH. Er unterstützte Firmen bei der Durchführung von Projekten und Schulungen und begleitete Fachhändler bei der Entwicklung und Umsetzung von Strategien. Heute widmet er sich hauptsächlich der Geschäftsführung der Nootrie AG.

Über Nootrie

Die in Freienbach domizilierte Nootrie AG ist im schnell wachsenden Markt für Nahrungsergänzungsmittel tätig. Ihre Aktien sind auf der OTC-X-Plattform der Berner Kantonalbank gelistet. Das Team besteht aus einem erfahrenen Juristen als Verwaltungsratspräsident, einem CEO mit jahrelanger ­Erfahrung als Geschäftsführer einer bekannten Marke für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte sowie einem jungen Marketingcrack mit Flair für Start-ups. (Quelle: Nootrie)

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