Mystery-Shopping

Fachhändler: "Mit diesen Kopfhörern kann man wrestlen!"

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Astrid T. will einen gesünderen Lebensstil pflegen und hat sich vorgenommen, zu joggen. Um auch beim Sport in den Genuss ihrer Lieblingsmusik zu kommen, sucht sie nach einem ­Sportkopfhörer. Im Handel ist das Angebot an geeigneten Modellen etwas dürftig.

(Source: Filip Mroz / Unsplash.com)
(Source: Filip Mroz / Unsplash.com)

Der Frühling kommt und Astrid T. hat sich schon länger vorgenommen, etwas für ihre Fitness zu tun. Um dabei auch an die frische Luft zu kommen, entschied sich Astrid fürs Joggen in der Natur. Nachdem sie die benötigte Kleidung und geeignete Laufschuhe gekauft hatte, suchte sie noch Kopfhörer, mit denen sie während des Joggens Musik hören kann. Ohne Musik geht bei ihr nämlich gar nichts. Jedoch war sie mit der grossen Auswahl und den Fachbegriffen in den Onlineshops der Anbieter etwas überfordert und suchte deshalb im lokalen Handel Rat. Sie machte sich auf den Weg, um in den Läden zu stöbern und sich beraten zu lassen. Als Budget legte Astrid 200 Franken fest. 

Fust

Astrids Reise startete in einer Fust-Filiale an einem bewölkten Mittwochnachmittag. Es waren nur wenige Kundinnen und Kunden im Geschäft. Nach kurzem Suchen fand die Mystery-Shopperin das Regal mit den In-Ear-Kopfhörern und sah sich diese etwas genauer an. Es dauerte wenige Minuten, bis ein Verkäufer zu ihr stiess und fragte, wie er ihr helfen könne. Astrid erzählte ihm von ihren Joggingplänen. Daraufhin zeigte ihr der Verkäufer einige Kopfhörermodelle, ohne spezifisch auf Sportbedürfnisse einzugehen, und machte unter anderem auf die Apple Airpods für fast 200 Franken aufmerksam. Diese würden gut im Ohr sitzen und nicht herausfallen. Zu Demonstrationszwecken holte der Verkäufer seine eigenen Airpods hervor, legte einen ins Ohr und schüttelt den Kopf. Der Hörer blieb tatsächlich im Ohr und fiel nicht heraus. Trotzdem zeigte der Fust-Mitarbeiter Astrid noch die JBuds Air Sport von JLab, die über einen Ohrbügel für besseren Halt am Ohr verfügen. Diese In-Ear-Kopfhörer kosten bei Fust rund 70 Franken und sind damit um einiges günstiger als die Airpods. Beim ausgestellten Modell waren auf einem Schild die Vorteile des JLab-Modells aufgelistet. So seien diese Kopfhörer unter anderem spritzwassergeschützt und somit sicher vor Schweiss und Regen. Obwohl die Fust-Filiale eine grosse Auswahl an Kopfhörern hatte, wollte Astrid noch andere Meinungen einholen. Sie bedankte sich beim Verkäufer und beschloss, sich in weiteren Läden umzusehen. 

Melectronics

Bei Melectronics angekommen, musste Astrid erst etwas suchen, bis sie die Kopfhörer fand. Jedoch war die Auswahl klein. Zwei Mitarbeitende waren mit der Beratung anderer Kunden beschäftigt und es dauerte eine Weile, bis eine Verkäuferin zu ihr kam. Sie nahm sich Astrids Fragen an. Die Mitarbeiterin überlegte kurz und zählte dann die Vor- und Nachteile aller infrage kommenden In-Ear-Modellen auf. Allerdings gestand die Verkäuferin, dass sich keiner dieser Kopfhörer speziell für Sport eigne. Daraufhin suchte die Verkäuferin im System nach besser geeigneten Modellen, die jedoch alle nicht lieferbar waren. Bei der Beratung erwähnte die Verkäuferin Noise Cancelling und riet Astrid von Kopfhörern mit dieser Funktion ab, da sie sonst beim Joggen mögliche Gefahren wie Autos nicht hören könne. Falls Astrid trotzdem ein Modell mit Noise Cancelling haben möchte, solle sie keine Kopfhörer unter 100 Franken kaufen, da die Qualität der Kopfhörer ansonsten nicht gut sei. Dann fiel der Melectronics-Mitarbeiterin ein, dass in der Filiale bei der Kasse, wo in Supermärkten sonst die Süssigkeiten locken, zusätzliche Kopfhörer ausliegen. Dort befanden sich tatsächlich Sportkopfhörer von JLab, nämlich die Go Air Sport für 50 Franken. Die Verkäuferin empfahl Astrid, später online nochmals nachzuschauen. 

Interdiscount

Auf dem Weg in Richtung Bahnhof fand die Mystery-Shopperin eine Interdiscount-Filiale und beschloss, dort reinzuschauen. Sogleich kam ein Mitarbeiter auf sie zu und fragte nach ihren Bedürfnissen. Er führte Astrid zum Bereich mit Kopfhörern, jedoch war dieser auch hier eher klein. «Wir haben nur rund 5 Prozent unseres Sortiments hier», gestand der Verkäufer. Trotzdem gab er sein Bestes, um Astrid verschiedene Modelle zu erklären. Einer der Kopfhörer eigne sich sogar zum Schwimmen. Der Interdiscount-Mitarbeiter legte bei seiner Beratung grossen Wert auf spritzwassergeschützte Modelle, da es beim Joggen, abgesehen vom Schwitzen, auch zu einem unerwarteten Regenschauer kommen könne. Zudem soll die Mystery-Shopperin ein Modell mit einer Haltevorrichtung wie einem Ohrbügel wählen. "Auf unserer Website können Sie Filter anwenden, um nach einem geeigneten Kopfhörer zu suchen." Astrid bedankte sich für die Beratung und versicherte, den Onlineshop zu konsultieren. Die Mystery-Shopperin verliess den Laden und setzte sich auf eine Bank, um die Website von Interdiscount zu checken. Auf der Website fand sie 113 Modelle in der Kategorie Sport gelistet, die sie auch nach weiteren Kriterien filtern konnte. Jedoch waren es trotz der Filter noch immer zu viele Modelle für Astrid, um sich für einen Kopfhörer zu entscheiden. Sie beschloss daher, in weiteren Läden zu forschen. 

Mobilezone

Also suchte Astrid eine Mobilezone-Filiale auf, die gut frequentiert war. Noch auf dem Weg zu den Kopf­hörern wurde Astrid von einem Mitarbeiter angesprochen. Er schien aber nicht viel mit ihren Fragen anfangen zu können. Er erkundigte sich, ob Astrid ein iPhone oder ein Samsung-Smartphone habe. Da die Mystery-Shopperin ein Mobil­telefon von Samsung besitzt, zeigte er ihr drei Kopfhörermodelle derselben Marke, im Preisrahmen von 100 bis 300 Franken. Astrid gab zu verstehen, dass zumindest die beiden teureren Modelle mit jeweils über 200 Franken nicht in ihr Budget passten und fragte auch nach Modellen mit einem Ohrbügel. Darauf lächelte der Mitarbeiter und sagte: "Kopfhörer mit Bügel haben wir hier keine. Die eignen sich eher zum Telefonieren als zum Musikhören." Offenbar dachte er nicht an dieselbe Art Ohrbügel wie Astrid. Die gezeigten Kopfhörer überzeugten die Mystery-Shopperin nicht. Sie bedankte sich und zog weiter. 

Fachhändler

Mit einem Anflug leichter Verzweiflung setzte sich Astrid in ein Café und suchte im Internet nach weiteren Geschäften, in denen man ihr hoffentlich weiterhelfen könnte. Dabei stiess sie auf einen Fachhändler in unmittelbarer Nähe. Nach einem kurzen Fussmarsch fand sie den Laden, der für seine übersichtliche Grösse ein vielfältiges Sortiment ausstellte. Dort wurde sie von einem Verkäufer freundlich begrüsst. Er zeigte Astrid einige Modelle, die in ihr Budget von bis zu 200 Franken passten. Im Laden durfte die Mystery-Shopperin die ihr vorgestellten Modelle gleich selbst ausprobieren und sehen, ob die Kopfhörer richtig im Ohr sitzen. Der Verkäufer nahm ebenfalls einen Kopfhörer ins Ohr und schüttelte demonstrativ den Kopf. Wie beim Fust-Mitarbeiter blieb der Kopfhörer im Ohr. "Mit diesen Kopfhörern kann man wrestlen!", sagte er lachend. Er zeigte Astrid ein Modell von Denon für 199 Franken, zwei Kopfhörer von Adidas und die Sennheiser Sport True Wireless für 109 Franken. Letztere haben anstelle eines Bügels eine kleine Finne, die den Kopfhörer im Ohr fixiert. Der Verkäufer zeigte Astrid genau, wie sie den Kopfhörer richtig im Ohr fixieren kann. Während der Beratung sprach er auch die IP-Schutzklasse der Kopfhörer an. Die Frage, ob er auch etwas günstigere Modelle empfehlen könne, verneinte er. Unter 100 Franken finde man keine für Sport geeignete Kopfhörer von guter Qualität und, falls gewünscht, mit Noise Cancelling. Astrid beschloss, auch hier später noch im Onlineshop zu stöbern und bedankte sich für die Beratung, bevor sie sich auf den Nachhauseweg machte. 

Fazit

Astrid fiel bei ihrer Mystery-Shopping-Tour auf, dass die Auswahl an Sportkopfhörern in vielen Läden begrenzt war. Abgesehen vom Fachhändler hatten die besuchten Läden oft nur wenige oder teils keine Sportkopfhörer in der Auslage. Trotzdem gaben sich fast alle Verkäuferinnen und Verkäufer Mühe bei der Beratung. Einzig bei Mobilezone empfand Astrid die Beratung als etwas dürftig, was abgesehen vom mageren Sortiment im Geschäft auch am geschäftigen Treiben in der Filiale gelegen haben könnte. Besonders gut beraten fühlte sich die Mystery-Shopperin beim Fachhändler, wo sie die ihr vorgestellten Modelle anprobieren und testen konnte.

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