Interview

Wie CEO Roberto Carboni Screenpro ausrichten will

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Screenpro hat sich neu aufgestellt. Seit Anfang des Jahres hat die Eventmanagement-Firma einen CEO. Im Interview sagt Roberto Carboni, wie es dazu kam und was er in der Position bei Screenpro verändern möchte.

Roberto Carboni, CEO, Screenpro. (Source: Screenpro)
Roberto Carboni, CEO, Screenpro. (Source: Screenpro)

Sie kommen von der Kommunikationsagentur Hauser & Partner zu Screenpro. Wie passt das zusammen?

Roberto Carboni: Der grössere Sidestep war zuvor, als ich von einer Kommunikationsagentur, die hauptsächlich Unternehmens- und Onlinekommunikation anbot, zu Hauser & Partner ging. Dort machte ich keine Werbeetats mehr, sondern dreidimensionale Kommunikation, inszenierte Werbung am POS und bot Live-Kommunikation für Events. Ich arbeitete also schon sehr physisch mit Möbeln und Dekorationen. Bei Screenpro ist die Arbeit etwas technischer.

Wie kam der Wechsel zu Screenpro zustande?

Hauser & Partner ist Kunde von Screenpro. Wir führten gemeinsam grössere Projekte wie etwa eine LED-Installation für Credit Suisse am Paradeplatz durch. Das Projekt ist ein typisches Beispiel für den Wechsel von analog auf digital. Durch die enge Zusammenarbeit lernten wir uns näher kennen. Screenpro realisierte dann im vergangenen Jahr, dass ihr Führungsmodell zu viert mit einem Hauptinhaber und drei Partnern nicht ideal war. Sie wollten eine Person, die die Geschicke operativ in die Hand nimmt. Als sie mich für die Stelle als Geschäftsführer anfragten, war der Kontakt also schon da und wir starteten die Gesprächsrunde.

Wie haben Sie die ersten 100 Tage als CEO erlebt?

Wir sind sehr gut gestartet. Ich habe sofort mit allen Mitarbeitern Einzelgespräche geführt und gesagt, dass ich nicht lange im Hintergrund bleibe, das können wir uns nicht leisten. Screenpro ist unabhängig, wir haben keinen Investor im Hintergrund, aber der Haupteigner ist eine Privatperson. Deshalb müssen wir jeden Monat unsere Leistung bringen. Durch die Gespräche lernte ich schnell die Kultur und auch die Bruchstellen kennen. Wir haben schnell personell gehandelt, schafften eine komplette Hierarchieebene ab und haben nun als Kaderstellen ausser der Geschäftsführung nur noch die Teamleader und setzen mehr auf Teamwork mit kleineren Teams. Das funktioniert sehr gut.

Wenn Sie sagen, es gab personelle Anpassungen, heisst das, Sie haben Mitarbeiter entlassen?

Ja, wir mussten uns von zwei Mitarbeitern trennen, obwohl es nicht ihre Schuld war. Es waren Kaderstellen, die es durch die Bereinigung einer Hierarchieebene nicht mehr brauchte.

Was haben Sie als Erstes verändert?

Ausser den personellen Anpassungen und den neuen Teamstrukturen habe ich auch den Informationsfluss intern und extern erhöhen wollen, weil wir zu wenig proaktiv waren. Wir führen unsere Meetings nun zeitnaher und haben alle analogen Dokumentationen digitalisiert und zentral abgelegt.

Wie haben Sie die Kommunikation erhöht?

Wir haben einzelne Projektabläufe teilweise nicht eingehalten, dadurch waren die Kunden in unserem schnelllebigen Geschäft nicht immer rechtzeitig informiert. Deshalb haben wir Kanäle geöffnet. Die Mitarbeiter mit Kundenkontakt wie unsere Projektleiter und Techniker kommunizieren nun viel direkter mit ihnen. Ich möchte, dass die Mitarbeiter Verantwortung übernehmen und gemeinsam arbeiten. Es ist erstaunlich, wie schnell sie das angenommen haben.

Warum konnten die Mitarbeiter zuvor nicht im Team arbeiten?

Weil vier Partner die Firma geleitet haben. Jeder hatte seinen Bereich, wodurch es zu unterschiedlichen Abläufen und Kulturen kam. Das führte zu Bruchstellen, weil der Leitfaden fehlte. Das haben auch die Partner realisiert.

Screenpro hat 31 Mitarbeiter. Sollen es mehr werden?

Ja, ich erstellte ein Organigramm und merkte, dass über drei Bereiche mit Content-Produktion, Multimedia-Technik und -Installationen im Bereich Digital Signage von Verkauf über Projektleitung zu Technik die optimale Grösse bei 40 Mitarbeitern liegt. Bis in zwei Jahren ist das durchaus möglich. Deshalb stiess im Juni ein weiterer Mitarbeiter für den Bereich IT und Support dazu und im September kommt eine weitere Verstärkung. Wir werden ausserdem einen Lernenden behalten, der diesen Sommer die Lehre in der Veranstaltungstechnik abschliessen wird. 2020 stösst dann wieder ein Lernender dazu, damit wir insgesamt drei Lernende haben.

Warum haben Sie zwei Standorte, Volketswil und Münsingen?

Der Standortleiter von Münsingen arbeitete früher in seiner eigenen Firma mit drei Mitarbeitern. Screenpro kannte ihn schon länger und entschloss sich vor zwei Jahren für die Zusammenlegung. Jetzt sind dort sechs Mitarbeiter für uns tätig. Das hilft uns besonders im Bereich Messen und Events im Raum Bern, Basel und Westschweiz. Wir betreuen etwa die SC Langnau Tigers, sind Venue Partner in der neuen Ilfis-Eishalle und haben Aufträge am Autosalon in Genf. Mit dem neuen Standort können wir viel schneller vor Ort sein. Wir haben ausserdem freie Mitarbeiter, die für uns im Tessin tätig sind. Damit decken wir die ganze Schweiz ab, was insbesondere für unsere nationalen Kunden wie die Bank Cler wichtig ist. Wir kooperieren ausserdem mit der Hochschule für Technik in Chur, dank der wir unsere Teams bei praxisorientierten Projekten mit Studenten aufstocken können.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der HTW?

Roland Köppel ist einer der vier Partner von Screenpro und auch Studienleiter an der HTW. So sind wir nah am Puls und können uns austauschen. Die Studenten unterstützen uns etwa bei unserem Multimedia-Newsroom, den wir an Events im Einsatz haben. Damit bieten wir den Event-Teilnehmern etwa Interviews der Keynote-Speaker über soziale Medien an. Die Leute können selbst posten, damit eine Interaktion entsteht. Das machen wir live am Event, man kann uns über die Schulter schauen, wie wir schneiden und vertonen.

Planen Sie Expansionen ins Ausland?

Die Screenpro-Partner haben die vergangenen zwei Jahre unsere Strategie entwickelt, die ich weiterführen möchte. Dabei geht es um den Claim #WeAreMultimedia mit unserem Content-Team und dem Multimedia-Newsroom, die wir anbieten. Wir wollen aber nicht zu viele Büros haben, schon gar nicht in einem anderen Land. Das Ausland ist für uns derzeit nur ein Thema bei Messen. Unsere Projektleiter sind oft in Deutschland, Spanien, Italien und selbst in Asien an Messen tätig. Dafür haben wir strategische Zusammenarbeiten mit Partnern vor Ort und arbeiten auch mit Freelancern zusammen.

Sie schreiben auf Ihrer Website von 5520 Projekten. Wie gelangen Sie an Aufträge?

Es sind unterdessen weit mehr Projekte. Dazu zählen auch viele kleine Miet- und Fixinstallationen mit nur einem oder zwei Screens, wenn wir etwa ein Sitzungszimmer, eine Lounge oder einen Messestand einrichten. Aber auch diese kleinen Jobs können von der Disposition bis zur Planung sehr aufwändig sein. Wir gehen aktiv auf die Kunden zu und haben Glück, dass wir im Key Accounting sehr gut aufgestellt sind. So gelangt vieles zu uns, und durch die Leistungen in den vergangenen Jahren gewannen wir viele treue Kunden. Unser ganzes Herzblut gilt den Kunden. Wir geben immer Vollgas, auch wenn es sich buchhalterisch vielleicht nicht immer auszahlt.

Wer sind Ihre Hauptpartner?

Wir sind in regelmässigem Kontakt mit allen grösseren Distributoren in der Schweiz. Wir bieten auch gegenseitige Schulungen an. Ich bin aber ein Fan von Bereinigungen und möchte auf bestimmte Marken setzen, um sattelfest zu sein. Bei Samsung-Produkten bieten wir beispielsweise mit Magicinfo auch das passende CMS dazu an.

Wie verlief das vergangene Geschäftsjahr für Screenpro?

Trotz gewisser Umbrüche durch die Abkehr vom Partnermodell und die personellen Wechsel verlief es gut. Wir befinden uns im Wachstum, investieren aber viel von dem erwirtschafteten Geld wieder. Wir haben etwa zu Beginn des Jahres neue Funkstrecken und viele neue LEDs und Screens gekauft. Wir investierten auch in den Fuhrpark und erweitern den Sitz in Volketswil um 200 Quadratmeter.

Wofür brauchen Sie die 200 zusätzlichen Quadratmeter?

Wir sind in Volketswil zurzeit auf drei Stockwerken verteilt mit dem Lager im Erdgeschoss und Arbeitsplätzen im 3. und 4. Stock. Ich möchte aber alle Arbeitsplätze im 4. Stock haben, damit alle auf einem Level sind und dafür brauchen wir mehr Platz. Im 3. Stock werden wir stattdessen die Testing-Strecke ausbauen und mehr strukturieren.

Wann soll der Umbau abgeschlossen sein?

Bis Ende dieses Jahres.

Welche Entwicklung erwarten Sie im laufenden Geschäftsjahr?

Wir haben keinen weitreichenden Forecast, weil unser Geschäft relativ kurzfristig ist. Das möchte ich aber ändern. Für die zweite Jahreshälfte planen wir schon stark, haben einige grosse Projekte und warten noch auf Zusagen. Die Mischung zwischen längerfristigen Projekten mit grossem Volumen und kleineren Projekten muss stimmen, aber wir sind sehr gut ausgelastet.

Werden es durch die Digitalisierung mehr grosse Projekte?

In der Schweiz achten alle darauf, was die Leader machen. Und dort passiert einiges. Wir haben etwa für Swatch die Aussen- und Innenkommunikation mit einem LED-Circle für einen Drive-Through-Store am Sitz in Biel gemacht. Wir sehen auch, dass im Retail viel passiert, ausserdem sind Industriekunden auch sehr wichtig für uns.

Welche Entwicklung erwarten Sie im Markt für Veranstaltungs- und Präsentationstechnik und was sind die Wachstumsfelder?

Die Trends werden sich aus der Gesellschaft und dem Konsum ergeben und die müssen wir aufgreifen. Wir möchten sicher das Content-Team aufstocken und führend sein bei Konzept und Kreativität. Man kann von Screenpro erwarten, dass wir einen Approach zur Agenturwelt suchen. Wir müssen verstehen, was die Kundenbedürfnisse sind. Wir wollen auch unseren Lead bei Touch-Applikationen behalten.

Warum veranstalten Sie die Multimedia Trend Days und was ist für dieses Jahr geplant?

Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnern die Trends aufgreifen und den Leuten zeigen. Was etwa im Audiobereich abgeht, muss man vorführen, das geht nicht am Laptop. Wir hielten die Trend Days jahrelang in den eigenen Locations ab. Das wird dieses Jahr durch den Umbau aber nicht möglich sein. Deshalb fanden im Frühling keine Trend Days statt. Wir überlegen, ob wir im Herbst etwas organisieren aber voraussichtlich wird es nicht möglich sein. Wir machen lieber wieder nächsten Frühling etwas, wo wir nochmals einen draufsetzen können.

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