Hotel-TV-Systeme im Einsatz

Von dezent bis extravagant – so sieht der Markt für Hotel-TV aus

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Der Fernseher ist eines der zentralen Elemente, an denen Hotelgäste den Komfort einer Unterkunft ­beurteilen. Ein moderner TV-Bildschirm gehört deshalb zur Standardausrüstung eines Hotelzimmers. Viele namhafte TV-Hersteller bieten entsprechende Hospitality-Lösungen an.

(Source: Loewe)
(Source: Loewe)

Fernseher haben sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Bildschirme werden immer dünner und grösser. An Auflösungen jagt eine Norm die nächste, mittlerweile ist bei modernen Fernsehern 4k gang und gäbe. Hotels stehen vor der Herausforderung, mit den Veränderungen Schritt zu halten und ihre TV-Ausstattung auf dem neuesten Stand zu halten.

In Hotelzimmern steht im Idealfall ein Fernseher, der dem hauseigenen Gerät eines Gastes in nichts nachsteht. Das bedeutet: ein Hotel-Fernseher sollte technisch auf dem neuesten Stand sein, Apps wie Netflix oder Youtube unterstützen und eine grosse Programmvielfalt bieten. Gleichzeitig sind aber auch branchenspezifische Anwendungen wie Begrüssungs-Bildschirme oder Check-out-Funktionen gefragt. Praktisch alle grossen TV-Hersteller bieten entsprechende Hospitality-Geräte an.

 

Zentrale Steuerung bei Samsung, breites Partnernetzwerk bei Panasonic

Samsung setzt beim Hotel-TV-Angebot auf "Samsung Lynk Reach 4.0" als Content-Plattform. Sie sei kompatibel mit bestehenden LAN-, Wi-Fi- und Koaxial-Infrastrukturen in Hotels und zentralisiere deren gesamte Instandhaltung, sagt Daniel Périsset, Sales Director CE IT bei Samsung Schweiz. Probleme von einzelnen Displays oder ganzen Gruppen von Geräten liessen sich mit dem System im Echtzeit-Management regeln. Lynk Reach ermögliche zudem die Anzeige von personalisierten Begrüssungen und Informationen zu aktuellen Aktivitäten und Events. Ein Express-Check-out ist gemäss Périsset mit dem System ebenfalls möglich. Bei einer intelligenten Vernetzung im Zimmer liessen sich über Samsung-Bildschirme zudem Beleuchtung und Temperatur einer Bleibe regeln.

Bei Hotel-Fernsehern spielt der Datenschutz eine wichtige Rolle, da die Systeme mit persönlichen Informationen und Account-Passwörtern von Gästen in Berührung kommen. Bei Samsung gilt gemäss Périsset eine zen­trale Regel: "Kundendaten werden weder auf dem Gerät gespeichert noch überrtagen." Die bei Samsung eingesetzten Betriebssysteme Tizen, Lynk DRM und Orsay operieren alle mit strengen Sicherheitsmassnahmen, wie er versichert.

TV-Geräte von Panasonic bieten die Möglichkeit, Datenschutzeinstellungen benutzerdefiniert vorzunehmen, sagt Thomas Krummenacher. So ist es gemäss dem Product Manager TV & Home AV von Panasonic möglich, Cookies oder Browseraktivitäten zu löschen oder gar nicht erst zu speichern.

Im Bereich Hospitality-TV arbeite Panasonic eng mit verschiedenen Partnern in der gesamten Schweiz zusammen. Dazu zählen die Kommunikationstechniker von Wisi, Delta Swiss und auch Signal Ltd. Dadurch springt gemäss Krummenacher für Hotels ein massgeschneidertes und auf Kundenbedürfnisse zugeschnittenes Produkt heraus. Der Hotelmodus von Panasonic-Geräten ermögliche unter anderem Begrüssungs-Nachrichten, den Zugriff auf Hotelportale oder Lautstärke-Begrenzungen.

Panasonic setze bei seinen Hospitality-Geräten auf die TV-over-IP-Technologie auf Basis von SAT-over-IP. Die Lösung wandle eingehende DVB-Signale um und leite sie via LAN, WLAN oder Powerline weiter. So seien weder eine zusätzliche Set-Top-Box noch eine aufwändige Ver­kabelung nötig, sagt Krummenacher. Generell raten Hersteller oft zum Kauf eines spezifischen Hospitality-TVs statt einer Box. Diese bringt jedoch vor allem beim Aufrüsten einer bestehenden TV-Ausstattung Vorteile mit sich, wie Krummenacher erklärt.

 

Loewe mit Luxus, Personalisierung bei Philips

Loewe biete alles "von dezentem Minimalismus bis hin zu extravaganter Opulenz", sagt Christian Wöhner, Procollege beim deutschen Hersteller. Er betont vor allem die Auswahl an Premium-Fernsehern und -Audiolösungen für hochklassige Hotels. Das hauseigene Betriebssystem ermögliche jedoch eine Integrationslösung für Luxus- genauso wie für Standardgeräte.

Der Hotelmodus biete eine Regelung der maximalen Lautstärke, Begrüssungs-Bildschirme sowie einen Hotel-Infokanal. Loewe-Fernseher lassen sich gemäss Wöhner mit Endgeräten von Gästen verbinden, sodass der TV die Anzeige von Smartphone- oder Tablet-Bildschirmen wiedergibt. Zudem verfügen die meisten ­Loewe-Geräte über leistungsstarke Lautsprecher, sodass kein zusätzliches Musiksystem im Zimmer erforderlich sei.

Philips legt bei seinen Hospitality-Lösungen Wert auf Interaktivität und Personalisierung, wie Rainer Bloch, Business Director DACH bei Philips, sagt. Die TV-Geräte verfügten über Googles Chromecast-Technologie. So lies­sen sich Youtube- oder Netflix-Inhalte von mobilen Geräten auf dem Hotel-Bildschirm anzeigen. Alternativ liessen sich die entsprechenden Apps auch auf dem Fernseher selbst installieren, erklärt Bloch. Einige Hospitality-TVs von Philips basieren auf Android und bieten Zugriff auf mehrere tausend Apps im Google Play Store. Gemäss Bloch erfassen Philips-Geräte ausserdem Nutzerstatistiken, die wertvolle Informationen für das Hotel-Management liefern.

 

Technisat setzt auf neue Hotelsoftware

Das deutsche Unternehmen Technisat vertreibt ausser den Geräten der Eigenmarke auch Hotel-Fernseher von Nordmende. Die meisten Hotels setzen – auch bei kleineren Zimmern – auf Geräte mit 32- bis 43-Zoll-Bildschirmen, sagt Tim Skoko, Projektleiter Hotellerie und Gastgewerbe von Technisat. Die Geräte unterstützen den Empfang von Sat-, Kabel- und DVB-T2-Signalen genauso wie Fernsehen via Internet. Damit seien die Hospitality-­Lösungen von Technisat zukunftssicher und überstehen mögliche Umbauten an der Hotelanlage, verspricht ­Skoko.

Das Unternehmen biete eine neue Hotelsoftware an, "eine Art digitale Gästemappe mit Infos zum Hotel und den Services vor Ort". Sie lasse sich individuell einrichten und eigne sich auch für den Einsatz bei Touchscreens in Hotelfoyers. Der Hotelmodus von Nordmende-Geräten bietet gemäss Skoko weniger Funktionen.

Die neue Software laufe entweder über die eigenen Server von Technisat oder direkt über die Infrastruktur des jeweiligen Hotels. Dritte kämen so nicht in Kontakt mit den bearbeiteten Daten, was laut Skoko eine hohe Datensicherheit garantiert. Dass die Technisat-Fernseher keine Gästeinformationen abspeichern, komme dem Datenschutz ebenfalls zugute.

 

Bildschirme werden smarter, dünner und gesprächiger

Die Entwicklung im Markt für Hotel-TVs folgt den Trends des Fernsehmarktes. Zu diesen zählen QLED, HDR10+ oder 8k. Demnach zeigen Bildschirme in Hotelzimmern künftig immer schärfere, kontrastreichere und knackigere Bilder an. Das Design von TV-Geräten könnte sich ebenfalls verändern. An der Consumer Electronics Show (CES) 2019 in Las Vegas präsentierte LG einen Fernseher, der sich wie eine Sonnenstore aufrollen lässt. Die Anwendung ist für einige dieser Trends jedoch fraglich. Für 8k beispielsweise lässt sich in naher Zukunft im Consumer-Bereich kaum eine sinnvolle Anwendung finden.

Ein weiteres Feature, das im TV-Markt Einzug hält, dreht sich um Sprachsteuerung. Samsung kündigte an der CES 2019 an, alle neuen Smart-TVs an die intelligenten Assistenten von Amazon oder Google anzubinden. Auch Smarthome-Funktionen bergen das Potenzial zur breiteren Anwendung bei Hotel-Fernsehern. Vielleicht hilft schon bald Alexa dabei, das Licht in Hotelzimmern zu dimmen oder die Temperatur ein wenig aufzudrehen.

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