Mystery-Shopping: Speicherkarten

"Der entscheidende Unterschied ist die Speichergrösse"

Uhr

Astrid T. will in ihren Ferien 4k-Videos drehen. Die Kamera besitzt sie bereits, nur die entsprechend schnelle Speicherkarte fehlt ihr noch. Sie suchte Hilfe im Handel – stationär und online.

(Source: Pixabay/WDnet)
(Source: Pixabay/WDnet)

Astrid T. hat sich für ihre nächsten Ferien viel vorgenommen. Sie will mehrere Länder bereisen. Ihre Freunde und Bekannten will sie danach aber nicht mit einer "Diashow" plagen, sondern ihre Erlebnisse in actionreichen 4k-Videos präsentieren. Die Kamera dafür hat Astrid bereits, eine Panasonic Lumix G70. Nur die für 4k entsprechend grosse und schnelle Speicherkarte fehlt ihr noch. Welche Speicherkarte dafür geeignet sein könnte, wusste sie nicht. Helfen könnte zwar die Bedienungsanleitung der Kamera, diese fand sie aber nicht mehr. Also suchte Astrid die Unterstützung des Handels. Gemeinsam mit "CEtoday" ging sie auf Mystery-Shopping-Tour, die sie zuerst zu Media Markt und zum Fotofachhändler in der Region führte. Dann versuchte sie es noch per E-Mail-Anfrage bei Digitec, Brack.ch, Microspot, Pearl, Steg, Interdiscount, Melectronics, Fust und Digifuchs.

Media Markt

Astrids erste Station war ein Media-Markt-Ladengeschäft, wo ihr schon nach kurzer Zeit ein Verkäufer seine Hilfe anbot. Gefragt nach 4k-Speicherkarten, sagte er aber lediglich, dass die Karte schnell genug sein müsse und verwies sie an einen Kollegen, der sich damit besser auskenne. Dieser fragte Astrid nach dem Format ihrer bisherigen Speicherkarten, "gross oder klein", und zeigte ihr schliesslich drei 4k-fähige Karten von Sandisk und Sony zu Preisen von rund 35, 85 und 95 Franken. Astrid wollte wissen, worin diese sich unterschieden, worauf der Verkäufer sagte: "Die Teuerste ist die Schnellste, sie lädt also schneller Fotos auf den PC." Astrid meinte, dass es ihr nicht wichtig sei, wie schnell die Daten von der Kamera zum PC gelangten, nur 4k solle möglich sein. Darauf sagte der Verkäufer, dass der Geschwindigkeitsunterschied von 90 zu 95 MB/s nur minimal sei. "Deshalb ist der einzige entscheidende Unterschied die Speichergrösse", sagte er. "Ich besitze eine 64-GB-Karte, das reicht etwa für 6500 Fotos." Bei ­Videos sei die Länge entscheidend. Er erkundigte sich anschliessend online am Tresen-PC, ob Astrids Kamera auch eine Speicherkarte mit 256 GB verarbeiten könne, was ihm schliesslich nach einigen Minuten der Suche ein weiterer Kollege bestätigte, der auch am PC etwas suchen wollte. Anschliessend riet der Verkäufer dazu, mehrere Karten zu kaufen, falls sie auf Reisen viel Speicherplatz brauche. ­Astrid bedankte sich nach gut 7 Minuten Beratung und sagte, sie müsse sich noch überlegen, wie viele Karten sie brauche.

Fotofachhändler

Astrid wollte nun zu einem Fotofachhändler. Es schien ihr nicht plausibel, dass der einzige Unterschied zwischen den Karten in der Speichergrösse liegen soll. Doch der Fachhändler hatte sein Geschäft aufgegeben. Die Tür war verschlossen und ein Aushang informierte die Kunden, dass die Lokalitäten infolge konkursamtlicher Beschlagnahme versiegelt worden seien. Astrid war enttäuscht. Sie wollte unbedingt eine Zweitmeinung zu 4k-Speicherkarten einholen. Daher entschied sie, es auf digitalem Weg zu versuchen. Per E-Mail schrieb sie Onlineshops an und fragte, welche Speicherkarte sie ihr für ihre Kamera für mehrminütige 4k-Videos empfehlen könnten.

Digitec.ch

Digitec antwortete umgehend mit einer automatisch generierten E-Mail, adressiert an Herrn T. Im Mail versicherte man Astrid eine rasche Bearbeitung, aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens müsse sie aber mit zwei bis drei Arbeitstagen für die Rückmeldung rechnen. Ausserdem waren mehrere Beiträge in der E-Mail verlinkt, die Astrid eventuell weiterhelfen könnten. Diese hatten aber nichts mit 4k-Speicherkarten zu tun und waren deshalb nicht hilfreich. Lobenswert war aber, dass eine Digitec-Mitarbeiterin nach 35 Minuten auf Astrids Mail antwortete. Sie schrieb, dass Digitec für Videos in 4k immer die Extremepro-Speicherkarte der Firma Sandisk empfehle und verlinkte zum Produkt im Digitec-Shop. Die meistgekaufte Karte habe 128 GB und koste bei Digitec 59 Franken zum Aktionspreis. Sie empfehle aber zwei bis drei Speicherkarten in der Grösse 64 GB zu kaufen. Mit mehreren Karten seien nicht alle Fotos verloren, sollte eine Karte etwa in den Ferien kaputt gehen. Einen Tag später erhielt Astrid eine weitere Mail mit der Bitte, den Kundensupport zu bewerten.

Brack.ch

Brack antwortete am Folgetag am frühen Morgen knapp mit dem Link zur Speicherkarte SDXC Extreme Pro UHS-I V30 128 GB für 60 Franken, die 4k-Videos in voller Qualität aufnehmen könne.

Microspot.ch

Microspots Antwort traf nach etwas mehr als 24 Stunden mit zwei Links zum Shop mit passenden Speicherkarten ein – den Modellen Sandisk SDXC Extreme Pro mit 64 GB für rund 44 Franken respektive 128 GB für 59 Franken. Zudem schrieb der Microspot-Mitarbeiter, dass für 4k-Videos die Schreibgeschwindigkeit 95 MB/s vorausgesetzt werde und es eine "Class 10/Untergruppe 3" sein müsse. Er merkte an, dass dies durchaus verwirrende Angaben und diese nur auf der Karte oder Verpackung vorzufinden seien.

Pearl.ch

Pearl antwortete gut 24 Stunden später in schlechtem Deutsch: "Leider haben wir zu Ihrer Kamera keine technischen Daten vorhanden, aus diesem Grund kann Ihnen leider nur der Hersteller der Kamera genau sagen."

Steg.ch

Ein Steg-Mitarbeiter reagierte innerhalb von anderthalb Stunden und schrieb, dass er folgende Angaben vom Hersteller recherchiert habe: "Verwenden Sie eine SD-Speicherkarte der Speed-Klasse UHS-I/UHS-II-Speed-Klasse 3 (U3), wenn Sie Videoaufnahmen mit [MP4] in [4K] oder [4K FOTO] machen. Die maximale kontinuierliche Videoaufnahmezeit mit [MP4] in [4K] beträgt 29 Min. und 59 Sek." Anschliessend verlinkte der Steg-Mitarbeiter in der E-Mail zwei entsprechende Sandisk-Karten mit 64 und 128 GB zu rund 132 respektive 255 Franken.

Interdiscount.ch

Interdiscount antwortete nach etwas mehr als 24 Stunden und schickte einen Link zu einer Karte, die passen würde, wie die Mitarbeiterin schrieb. Sie empfahl die Sandisk SDXC Extreme Pro 128 GB für rund 110 Franken.

Melectronics.ch

Melectronics reagierte auch nach vier Arbeitstagen nicht auf Astrids Anliegen.

Fust.ch

Fust antwortete umgehend mit einer automatisch generierten E-Mail, in der es hiess, dass Astrid Nachricht von Fust bekommen werde. Tatsächlich erhielt sie 5 Minuten später eine E-Mail, in der sich eine Mitarbeiterin nach Astrids Postleitzahl erkundigte, damit die Anfrage an die richtige Filiale weitergeleitet werden könne. Astrid beantwortete die Frage, bekam aber auch nach vier weiteren Arbeitstagen keine Antwort mehr.

Digifuchs.ch

Der Fotospezialist unter den Onlineshops, Digifuchs, antwortete Astrid nach etwas mehr als einer Stunde. In einer kurzen E-Mail bedankte man sich für die Anfrage und verlinkte die Sandisk-Karte 128 GB Extreme SDXC V30 für rund 80 Franken.

Fazit

Astrid war etwas enttäuscht. Stationär konnte ihr der Handel nicht weiterhelfen. Der eine Händler machte falsche Angaben, der andere hatte sein Ladengeschäft wegen Konkurs schliessen müssen. Und die Qualität des Onlineservices variierte stark. Während einige Händler prompt antworteten, kam von Melectronics gar keine Antwort. Auch die Antwort von Pearl, in dem man lediglich auf den Hersteller verwies, war in Astrids Augen ungenügend. Lobenswert ist aber der Service von Steg und Microspot, wo man sich Zeit für eine ausführliche Antwort nahm und darin auch beschrieb, welche Anforderungen es für 4k-Videos tatsächlich braucht. Erst dann wurde Astrid auch bewusst, dass die Angaben des Media-Markt-Verkäufers Unsinn waren.

Webcode
DPF8_131014