Messe Rückblick

Das war die IFA 2018

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Die IFA 2018 ist Geschichte. Die grösste CE- und Hausgerätemesse war komplett ausgebucht. ­Trotzdem kamen weniger Besucher nach Berlin. Ein Blick auf die Trends der Messe.

Die IFA 2018 hat vom 31. August bis 5. September nach Berlin gelockt. An die laut Veranstalter Messe Berlin und GfU weltweit bedeutendste Messe für Consumer und Home Electronics kamen 245'000 Besucher, wie es in einer Mitteilung heisst. Das sind rund 8000 Besucher weniger als im Vorjahr, in dem es einen Besucherrekord gab. Einen neuen Rekord gab es hingegen mit 150'000 bei der Anzahl Fachbesucher, mehr als die Hälfte von ihnen kam aus dem Ausland. Im Vorjahr waren es noch 145'300 Fachbesucher. Das erwartete Ordervolumen liegt mit 4,7 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau, die Messeleitung spricht deshalb von einer guten Stimmung bei Industrie und Handel.

 

"Kein Fortschritt ohne Disruption"

Zum Auftakt der Messe sprach Messe-Berlin-CEO Christian Göke aber auch von einer wirtschaftlich schwierigen Zeit für die CE-Branche. 2018 sei das Jahr der Disruption, innovative Technologien würden andere obsolet machen. Doch Göke sieht das positiv: "Ohne Disruption gibt es keinen Fortschritt." Für Innovation müssten neue Partnerschaften geknüpft werden, Co-Innovation nennt das Göke: "Co-Innovation steht für ein neues Mindset, denn die IFA ist in diesem Jahr mehr denn je dadurch geprägt, dass unterschiedliche Branchen mit speziellem Fachwissen ihre Visionen teilen, diskutieren und weiterentwickeln. Kaum ein Unternehmen kann heute permanent neue Innovationen hervorbringen ohne Partner, Allianzen oder offene Ökosysteme."

 

Stabiler CE-Markt

Hans-Joachim Kamp, Vorstandsvorsitzender der GfU, nannte Zahlen zum globalen CE-Markt. Im ersten Halbjahr stiegen die Umsätze weltweit um 1 Prozent auf 374 Milliarden Euro, für das Gesamtjahr erwartet Kamp einen Umsatz in Höhe von 854 Milliarden Euro. Das sind 0,8 Prozent mehr als 2017, als der Markt noch leicht um 0,6 Prozent zurückging. Für den europäischen Markt erwartet Kamp mit 4 Prozent das grösste Wachstum aller Weltregionen. Angesichts dessen sprach Kamp von einer stabilen Marktsituation.

Stabil ist auch der weltweite TV-Markt, der von Januar bis Juni bei den Stückzahlen um 7 Prozent auf 238 Millionen zulegte. In Europa war das Wachstum mit 5 Prozent leicht schwächer. OLED-TVs machten laut Kamp im ersten Halbjahr erst 1 Prozent aller verkauften Geräte aus. Der Anteil werde in Zukunft aber stark zunehmen. Auch den Smartphone-Markt hält Kamp für stabil, obwohl die Verkäufe im ersten Halbjahr um 1 Prozent zurückgingen. Für das Gesamtjahr erwartet Kamp Stagnation. Stärker sei das Wachstum im Wearables-Markt, der im ersten Halbjahr um 6 Prozent und im Gesamtjahr um 5 Prozent ansteigen soll.

 

10 Jahre Hausgeräte an der IFA

Die grössten Trends dieser IFA waren laut Kamp Sprachsteuerung und künstliche Intelligenz (KI), sowohl bei Consumer Electronics als auch Home Appliances. Die Messe­ver­anstalter sprechen von einer rasant steigenden Popularität vernetzter Produkte. Reinhard Zinkann vom deutschen Hausgeräte-Branchenverband ZVEI sieht das auch so. Als weitere Trends bei Small Domestic Appliances (Elek­tro­kleingeräten) nannte er Design, Lifestyle und Health/Well-Being. Bei Major Domestic Appliances (Elektrogrossgeräten) kämen als weitere Trends die Energieeffizienz und Multifunktionsgeräte/Built-in-Lösungen dazu. Hausgeräte feierten ihr zehnjähriges Bestehen an der IFA, seit 2008 verdreifachte sich die Ausstellerzahl. "Wir sind mit den Ergebnissen im Jubiläumsjahr mit der zehnten Ausgabe von ‹Home Appliances@IFA› sehr zufrieden. Die Hausgeräte-Branche nimmt die positiven Impulse der IFA mit in das wichtige Weihnachtsgeschäft", sagte Zinkann.

Insgesamt waren 1814 Aussteller an der Messe, die aus den unterschiedlichsten Branchen kamen. Das ist Rekord und das sind 9 Aussteller mehr als 2017. Sie verteilten sich auf einer Fläche von 161'200 Quadratmetern. Zwei Gelände waren ausgebucht: das Messeareal unter dem Funkturm und die OEM-Messe für Fachbesucher IFA Global Markets in der Station Berlin; sie ist die laut Veranstalter grösste Einkaufsplattform in Europa.

 

Autokongress mit dem Genfer Autosalon

Der Start-up-Bereich IFA Next erreichte annähernd den doppelten Umfang im Vergleich zur Premiere im Vorjahr. 125 Start-ups aus 21 Ländern stellten sich vor. Die IFA Next bildete auch den Rahmen für die IFA-Keynotes, unter anderem mit LGs CEO Jo Seong-jin und CTO I.P. Park, die über den Megatrend KI sprachen.

Die IFA bot zudem den Zukunftsgipfel IFA+ Summit und den neuen Automobil-Kongress Shift Automotive. "Wir freuen uns sehr über die positive Resonanz und vor allem darüber, 2018 neue Branchen erfolgreich integriert zu haben. Co-Innovation wird auch künftig neue Impulse verleihen", sagte Messe-Berlin-CEO Göke.

 

Panasonic zeigte Konzepte und kaum Neuheiten

An der Panasonic-Pressekonferenz zur IFA schwadronierte Europa-Chef Laurent Abadie zu Beginn wie schon in den Jahren zuvor über Panasonics Smart-City-Pläne. Panasonics Fokus läge auf Connectivity. Mit Vodafone partnert Panasonic für Low-Power-Wireless-Netzwerkprotokolle im Internet der Dinge. Abadie sprach auch über intelligente Strassenbeleuchtung, die Energie spare und Passanten mit Services wie einem Wetterdienst unterhalten soll. Ausserdem arbeite Panasonic an der Entwicklung von selbstfahrenden Autos, 2030 sollen diese zum alltäglichen Strassenbild gehören. Zudem durfte auch Panasonics Hyperloop-Engagement mit der Universität München im Referat nicht fehlen.

Michiko Ogawa, Vice President und CTO von Panasonic Appliances, blickte auf das 100-jährige Bestehen von Panasonic zurück und stellte zwei neue Produkte vor. Die Brotbackmaschine Croustina ZP2000, die in Europa produziert werde und ab September erhältlich sei. Und als weitere Neuheit den Technics-Smartspeaker "Ottava s sc-c50", der auf den letztjährigen "Ottava F" folge, viele Vernetzungsmöglichkeiten biete und schon bald erhältlich sein soll. Für TVs kündigte Ogawa die Verfügbarkeit von HDR10+ an – dank eines Firmware-Upgrades auch für viele bereits erhältliche 2018er-TVs. Panasonic zeigte an der IFA viele Geräte wie TVs und Blu-ray-Player, die Sprachsteuerung unterstützen. Weitere Geräte sollen später dazukommen. Ausserdem ist Panasonic laut Ogawa der erste TV-Hersteller, der das Digitalstrom-System unterstützt.

An früheren IFA-Pressekonferenzen zeigte Panasonic mehr Neuheiten. Panasonics Schweiz-Chef Urs Fischer bestätigte, dass dieses Jahr vor allem Konzepte im Fokus gestanden hätten. Das Unternehmen habe viele Neuheiten schon Anfang des Jahres an der Panasonic Convention vorgestellt. Der Handel sollte an der IFA nun dafür sensibilisiert werden, zu erkennen, was die verschiedenen Geräte im Zusammenspiel zu leisten vermögen, statt ein Produkt isoliert zu verkaufen, sagte Fischer.

 

8k-TVs bei Samsung, LG und Sharp

Bei Samsungs IFA-Pressekonferenz sprach der Präsident von Samsungs Consumer-Electronics-Division HS Kim über KI, die er als grössten Trend ansieht. Samsung habe mehrere KI-Zentren weltweit eröffnet und investiere Milliarden in die Forschung.

Guy Kinnell, Marketing Director TV Samsung UK, erinnerte an die steigende Nachfrage nach grossformatigen Fernsehern. Und weil die Fernseher immer grösser würden, bräuchten sie auch bessere Auflösungen. So kündigte er 8k-QLED-TVs der neuen Q900-Serie in den Grössen 65, 75 und 85 Zoll an. Ausser der vierfachen 4k-Auflösung trumpften die Geräte mit einer Bildhelligkeit von bis zu 4000 Nits auf. 8k-Content wird laut Kinnell kommen. Bis es so weit sei, müssten Konsumenten die in den Fernsehern integrierte Upscaler-Funktion nutzen, um 8k zu sehen. Der Quantum-Prozessor in den neuen Fernsehern könne mithilfe von KI jeden Inhalt auf 8k hochrechnen, sagte Kinnell. Auch LG und Sharp setzen auf 8k und zeigten an der IFA entsprechende Geräte.

 

Sony bringt Master Series

Bei Sonys Pressekonferenz stellte sich der neue CEO Kenichiro Yoshida vor, der einen Einblick in die Tätigkeiten von Sony gab. Die meiste Zeit sprach Yoshida aber über 5G. Mit dem schnelleren Netz würden sich viele neue Möglichkeiten eröffnen. Auch KI war ein Thema. Yoshida sprach über Sonys Roboterhund Aibo, der über KI mit Menschen interagiere. Sony werde weitere solche Produkte herstellen, versprach er.

Die neuen Produkte stellte Sonys Senior Executive Vice President Ichiro Takagi vor. Er zeigte unter anderem die neue Master Series mit dem OLED-TV AF9 und LCD-TV ZF9, beide mit 4k-Auflösung. Die Master Series ist das neue Flaggschiff-Line-up von Sony.

Mitsuya Kishida, CEO Sony Mobile, zeigte das neue Xperia-Flaggschiff XZ3. Das 6-Zoll-Gerät ist Sonys erstes Handy mit OLED-Display. Ausserdem bietet es Sonys Display-Technologien wie X-Reality und Triluminos. An Bord sind eine 19-Megapixel- und eine 13-Megapixel-Kamera mit automatischer Schnellstartfunktion und überarbeiteter Kamera-App, Bokeh- und neuen Beauty-Funktionen. Videos lassen sich in 4k-HDR-Auflösung aufnehmen. Für den Betrieb sorgen der Qualcomm-Prozessor Snapdragon 845 mit 4 GB RAM und Android 9 Pie.

 

Philips zeigt neue OLED-TVs, einen Helm zum Schlafen und Hue-Neuheiten

"Philips will bis 2025 das Leben von 3 Milliarden Menschen verbessern", sagte Henk de Jong, Chief of international Markets bei Philips an der IFA-Pressekonferenz. Schon heute seien bei 2,2 Milliarden Menschen Philips-Produkte im Einsatz. Philips will seine Kunden dabei unterstützen, ein besseres und gesünderes Leben zu führen. Technologie soll dabei helfen, motiviert dafür zu sein, oder anders gesagt: Gelingen soll das, indem sich die Technologie nahtlos in das Leben der Menschen integriert. "Nicht die Menschen sollen sich der Technologie anpassen, sondern die Technologie soll sich den Menschen anpassen", sagte de Jong. Stolz präsentierte er die "bahnbrechende Philips Smart Sleep Solution". Smart Sleep, das vom Aussehen an einen Kopfschutz für Boxer erinnert, sei das erste Wearable, das nachgewiesenermassen einen erholsamen Schlaf fördere.

Aber Philips will nicht nur den Schlaf der Menschen verbessern, sondern auch ihre Ernährungsgewohnheiten. Schon mit der Luftfritteuse Airfryer, von dem das Unternehmen über 10 Millionen Stück verkauft habe, sei es gelungen, dass sich die Menschen gesünder ernährten. An diesen Erfolg will Philips nun mit einem neuen personalisierten Smart Blender anknüpfen. Dieser neue Standmixer verfügt über eine integrierte Waage, damit der Benutzer seinen Smoothie mit der exakten Menge an Zutaten für die optimale Nährstoffzusammensetzung zubereiten kann. Mit der schon durch Airfryer bekannten "NutriU"-App soll das einfach, personalisiert und spielerisch funktionieren.

 

Das weltbeste OLED-Bild

Mit Kostas Vouzas betrat der CEO von TP Vision Europe die Bühne und präsentierte neue Philips-Fernseher. Die beiden neuen OLED-TVs heissen 803 und 903. Wobei Letzterer das Resultat der Zusammenarbeit von TP Vision und dem Hersteller der "weltbesten" Lautsprecher, Bowers & Wilkins, ist. 803 und 903 unterscheiden sich vor allem durch die im 903er eingebaute Soundbar.

Auch stolz ist TP Vision auf die zweite Generation des P5-Bildprozessors, die P5 Perfect Picture Engine. Der legendäre Philips-Bild-Guru Danny Tack erklärte in einem Workshop mehrfach, dass Philips-TVs die OLED-TVs mit dem "weltbesten Bild" seien und veranschaulichte dies im direkten Vergleich mit aktuellen Sony-, Panasonic- und LG-Geräten, die sich mit Philips-TVs dasselbe LG-Panel teilen.

 

Hue zeigt Adore, Play und GU10

Mit Jasper Vervoort kam zu guter Letzt der Marketingleiter für Philips Hue bei Signify auf die Bühne. Er präsentierte Hue Adore, eine neue Badezimmerleuchte, Hue Play, eine Art Ambilight-Lampe für Smartphones, und eine neue LED-Lampe für GU10-Fassungen. Hue-Outdoor-Lichtschienen für draussen hatte Philips Hue schon früher präsentiert. Neu ist bei Hue auch, dass Hue Siri-Shortcuts versteht.

Mit den drei Bereichen Personal Health, TVs und Licht deckt die Marke Philips tatsächlich viele Bereiche des Lebens ab. Ob es am Ende 3 Milliarden Menschen sein werden, wie es sich Henk de Jong erhofft, wird sich zeigen.

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