Laurent Abadie im Interview

"In der Vergangenheit reichte Box-Moving aus"

Uhr | Aktualisiert

Welche Pläne verfolgt Panasonic beim Thema OLED-TV? Laurent Abadie, CEO von Panasonic Europe, gibt Auskunft zu Panasonics TV-Plänen. Auch die Rolle des TVs im Smarthome spricht Panasonics Europachef an.

Laurent Abadie, Chairman und Chief Executive Officer, Panasonic Europe. (Quelle: Netzmedien)
Laurent Abadie, Chairman und Chief Executive Officer, Panasonic Europe. (Quelle: Netzmedien)

Sie haben zuletzt bei Auftritten lange über das Smarthome gesprochen. Wann leben wir Schweizer in einem Smarthome von Panasonic?

Laurent Abadie: Es kommt darauf an, was man unter einem Smarthome versteht. Wenn es nur darum geht, Produkte zu vernetzen, die Temperatur des Kühlschranks vom Smartphone abzulesen, dann ist das schon heute möglich. Das finde ich aber nicht sehr spannend. Es geht darum, den Konsumenten den richtigen Service anbieten zu können.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Wir forschen in unserer Smart City Fujisawa in Japan an verschiedenen Lösungen. Etwa an einem Kühlschrank, der fehlende Lebensmittel automatisch täglich nachbestellt. Oder Sensoren, die erkennen, wenn sich die Gesundheitswerte einer Person verschlechtern und dann Alarm an ein Callcenter geben, das schliesslich einen Arzt vorbeischickt. Ich denke an einen Abo-Service. Dadurch könnten ältere Menschen länger zuhause wohnen.

Wann wird es solche Lösungen geben?

In Deutschland testen wir derzeit ein Photovoltaik-System, das wir vielleicht schon nächstes Jahr auch in der Schweiz anbieten können. Wir wissen aber noch nicht, wie wir es vertreiben wollen. Für das Thema Sicherheit im Smarthome gingen wir ebenfalls in Deutschland eine Partnerschaft mit der Allianz-Versicherung ein. Wir bieten dem Konsumenten in diesem B2B2C-Package die Produkte und die Software, die Allianz-Versicherung bietet den Service, falls etwas schiefgeht. Das ist eine interessante Sache, für die wir auch in der Schweiz in Verhandlungen sind.

Plant Panasonic nach Fujisawa, Denver und Lyon auch eine Smart City in der Schweiz?

Nein, es wäre schwierig, in der Schweiz einen Ort für solch ein Grossprojekt zu finden. Panasonic liess Fujisawa aus dem Nichts entstehen, schon bald werden dort 3000 Menschen leben. In der Schweiz ist die Situation anders. Die Häuser bestehen bereits, die Konsumenten wollen eher Sanierungen.

Leben Sie in einem Smarthome?

Nur teilweise. Ich habe meine Gasheizung durch eine smarte Heizpumpe ersetzt. Die produziert heisses Wasser, heizt im Winter und kühlt sogar im Sommer. Sie nutzt viele Sensoren, um den Elektrizitätsverbrauch zu reduzieren.

Also ist es noch kein Smarthome?

Nein, weil es nicht ans Netz angeschlossen ist. In Lyon etwa hat Panasonic mit der französischen Elektrizitätsgesellschaft EDF einen Versuch gestartet, bei dem wir die Kosten für den Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent senken können. Das ist möglich, weil Algorithmen die Heizpumpe vom Netz nehmen, wenn Elektrizität teuer ist.

Wie zufrieden sind Sie mit Panasonics erstem OLED-TV?

Sehr zufrieden. Wir haben an der IFA den besten TV im Markt eingeführt, aber nicht nur, weil ein OLED-Panel darin ist. Da steckt noch viel mehr Technologie für das bestmögliche Bildergebnis dahinter. Wir haben schneller als erwartet fast alle Geräte verkauft, obwohl es ein sehr teures Modell ist. Selbst in Ländern wie Russland war die Nachfrage solide.

Werden weitere OLED-TVs von Panasonic kommen?

Wir sind uns noch nicht sicher. Wir sind ein grosses Ingenieursunternehmen und wir konzentrieren uns immer auf die beste Bildqualität.

Wird Panasonic eigene OLED-Panels produzieren?

Wir haben die Technologie dazu und auch viele Patente. Aber wir haben uns noch nicht dafür entschieden, weil OLED immer noch eine sehr teure Technologie ist. Chancen sehe ich im B2B-Bereich bei sehr spezifischen Anwendungen, etwa in der Autoindustrie. Im B2C-Bereich sehe ich aber immer noch viel Potenzial für LED, etwa bei der Farbreproduktion, beim Kontrast und bei der Helligkeit. Das sieht man ja auch an unserem neuen DXC904.

Wie werden Fernseher in Zukunft aussehen?

Ich weiss nicht, ob wir dann noch von Fernsehern oder eher von Heimbildschirmen sprechen. Mein Traum ist ein riesiger transparenter Screen, der bei Bedarf alle möglichen Informationen anzeigt. Wir arbeiten an einem Konzept eines transparenten Displays.

Kann man sich das so vorstellen wie den Magic Mirror, den Panasonic an der IFA gezeigt hat?

Nein, der Magic Mirror war eine Anwendung für B2B2C in der Kosmetikindustrie. Er nutzt die Augmented-Reality-Technik, um dem Spiegelbild etwa eine neue Frisur oder ein neues Make-up zu verpassen. Für Heimanwendungen sind zahlreiche weitere Optionen denkbar. Aber ich bin mir sicher, dass es noch lange eine grosse Nachfrage nach grossformatigen Fernsehern mit Top-Bildqualität geben wird.

Was ist Ihre Botschaft an den Handel?

Das Geschäftsmodell verändert sich. In der Vergangenheit reichte Box-Moving aus. Das gibt es zwar auch heute noch, aber wenn man an das Smarthome und an weitere Anwendungen denkt, dann wird der Umsatz über Services erzielt. Wichtig ist ein sehr enger Kontakt zum Konsumenten, um spezifische Services entwickeln zu können.

Webcode
6992