Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Das neue Modell kostet fast das Doppelte"

Uhr | Aktualisiert

Das Angebot an Soundbars hat sich in den vergangenen zwölf Monaten vervielfacht. Grund genug für Mystery-Shopperin Astrid T., sich erneut auf die Suche zu machen – nicht nur nach dem besten Produkt, sondern vor allem nach der besten Beratung.

Philips HTL9100 mit abnehmbaren Lautsprechern für "Surround on Demand". (Quelle: Philips/Woox Innovations)
Philips HTL9100 mit abnehmbaren Lautsprechern für "Surround on Demand". (Quelle: Philips/Woox Innovations)

Soundbars sind die Stars im Heimkino-Markt. Auch in der Schweiz liegen sie vor (oder unter) immer mehr Fernsehern. Auch Astrid T. wollte eine Soundbar oder eine Soundplate – das alte 5.1-System hatte ausgedient. Die Kabel quer durch die ganze Stube und der Kabel­salat hinter dem Fernsehmöbel störten sie.

Bei ihrer Mystery-Shopping-Tour vor einem Jahr zum selben Thema waren die Verkäufer begeistert von Soundbars und Soundplates. Vor allem der Fachhandel überzeugte damals mit einer ausführlichen Beratung und riet von günstigen Modellen ab. Einen klaren Favoriten gab es nicht. Astrid war neugierig, was seither geschehen war und ging in Begleitung von CEtoday wieder auf Mystery-Shopping-­Tour, die sie durch Interdiscount, Melectronics, Media Markt, Steg, zu Electronic-Partner und zum Euronics-Fachhändler führte.

Interdiscount

Im Interdiscount war Astrid an diesem Samstag zwar nicht die einzige Kundin, ein junger Verkäufer begrüsste sie aber schon nach kurzer Zeit in der TV-Abteilung. Unter den zahlreichen Fernsehern lagen jeweils auch Soundbars. Astrid fragte, welches Gerät er empfehlen könne. "Klar, bei einem Fernseher mit schlechten Lautsprechern macht so eine Soundbar schon viel aus", meinte er und riet zum exakt gleichen Gerät wie sein Interdiscount-Kollege in einer anderen Filiale ein Jahr zuvor: das Modell HW-F550 von Samsung. Astrid erkundigte sich, ob es denn nichts Besseres als das 300-Franken-Gerät gebe. Der junge Verkäufer meinte, das Modell biete das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, statt zu versuchen, sie von der Leistung des Geräts mit einer Vorführung zu überzeugen. Zwar gebe es bereits einen Nachfolger mit etwas mehr Leistung, der koste aber 200 Franken mehr. Zudem reichten die 310 Watt des alten Modells vollkommen aus. Astrid wartete auf weitere Erklärungen, doch der Verkäufer schien immer nervöser zu werden, da weitere Kunden um die beiden herumstanden. Er pries das Design der Soundbar, die sich gut unter dem TV verstauen liesse, und verabschiedete sich, ohne den Handel abschliessen zu wollen, zum nächsten Kundengespräch.

Melectronics

Sollte es das schon gewesen sein? Astrid wollte mehr wissen, als sie ein Jahr zuvor schon erfahren hatte – und eine Hörprobe musste auch sein, fand sie. Sie ging weiter zu Melectronics, wo ebenfalls einige Soundbars ausgestellt waren. Die Zahl der Verkäufer war dafür aber bescheiden. Nur einer hetzte vom Lagerraum zur Kasse und zurück. Astrid nutzte die Wartezeit, indem sie die Soundbars verschiedenster Marken und Preiskategorien begutachtete. Nach einiger Zeit hatte sie dann aber doch genug und begab sich zur Kasse, wo schon einige andere Kunden auf Bedienung warteten. Sie sah ein, dass sie hier wohl keine ausführliche Beratung erwarten konnte und verliess das Geschäft nach rund 15 Minuten wieder.

Media Markt

Bisher verlief Astrids Shopping-Tour enttäuschend. Besserung versprach sie sich im Media Markt, wo sie in der TV-Abteilung auch gleich mehrere freie Verkäufer antraf. Auch hier sah sie unzählige Soundbars und erkundigte sich, welche denn zu empfehlen sei. Darauf meinte einer der Verkäufer: "Da hätte ich etwas von Bose für 2200 Franken, darf ich es Ihnen vorführen?" Das war Astrid aber doch etwas zu teuer, worauf er entgegnete: "Wir haben auch Geräte von Samsung, die sind sehr basslastig, aber ich rate zum Phi­lips-Modell HTL9100 mit besser abgestimmtem Klang für rund 700 Franken." Da sei ein HDMI- und auch ein optischer Anschluss für ältere Fernseher dabei. Ebenso gehöre ein Subwoofer dazu. Das Spezielle seien aber die abnehmbaren Lautsprecher mit Akkus, die rund zwei bis drei Stunden durchhielten. Dadurch erhalte sie ein kleines Heimkinosystem, ohne dafür 15 Lautsprecher (!) aufstellen zu müssen. Der Verkäufer führte die Soundbar vor, entschuldigte sich für den Lärm in der TV-Abteilung und sagte: "Den aktiven Bass und den sehr schönen Klang hören Sie dennoch." Darauf erklärte er noch, wie Astrid über die Fernbedienung Einstellungen an Bass und Hochtönern vornehmen könne und erwähnte nebenbei, dass dies das letztjährige Modell sei. Das wollte Astrid genauer wissen, worauf er erklärte: "Das neue Modell ist auch schon auf dem Markt, ist aber vom Prinzip her dasselbe. Es bietet nur ein bisschen mehr Leistung und eine Bluetooth-Funktion, kostet aber fast das Doppelte." Mit der Blue­tooth-Funktion könne sie die Soundbar am TV nutzen und gleichzeitig die beiden abnehmbaren Lautsprecher über mobile Geräte mit Musik bespielen. Aber für 150 Franken gebe es auch schon sehr gute Bluetooth-Lautsprecher. Astrid bedankte sich für die ausführliche Beratung inklusive Vorführung, wollte es aber damit nicht bewenden lassen.

Steg Electronics

Sie wollte noch etwas Neues erleben und versuchte es bei Steg. Doch sie schien wie schon bei Melectronics kein Glück zu haben. Auch bei Steg war nur ein Verkäufer und dazu viele Kunden zu sehen. Astrid griff zu einem Prospekt, auf dem Steg damit warb, zum dritten Mal in Folge zum Retailer des Jahres gewählt worden zu sein. "Ha!", dachte Astrid, "da erwarte ich dann aber mehr vom besten Händler als nur einen anwesenden Verkäufer an einem Samstagnachmittag", und wollte schon wieder gehen. Plötzlich tauchte aber wie aus dem Nichts ein weiterer Verkäufer auf und erkundigte sich nach Astrids Wünschen. Sie erklärte ihr Anliegen, worauf er sie zu zwei ausgestellten Soundbars von Samsung und Sony für 140 beziehungsweise 190 Franken führte. Astrid war skeptisch bei so günstigen Geräten, was der Verkäufer ihr auch bestätigte. Er meinte: "Ich persönlich kann mit denen nichts anfangen, da will ich eine bessere Qualität" und ergänzte: "Wenn Sie normalerweise Musik und die Nachrichen aus dem Küchenradio hören, dann reichen solche Soundbars schon aus, aber richtig gute Qualität gibt es erst ab 1000 Franken." Das Problem: Die guten Geräte gibt es bei Steg nur online. Im Shop fehle die passende Ware. Astrid bedankte sich und versprach dem Verkäufer, sich im Onlineshop schlau zu machen.

Electronic-Partner

Ausgestellte und angeschlossene Soundbars gab es dafür beim EP-Fachhändler. Die Preise für die Soundbars begannen bei 300 Franken und reichten bis über 2000 Franken für ein Bose-Modell. "Bose ist sehr gut", meinte der Verkäufer darauf angesprochen, "aber wesentlich teurer als beispielsweise Sonos mit dem meiner Meinung nach besten Preis-Leistungs-Verhältnis." Davon habe Astrid mehr als etwa von einer Heimkinoanlage mit hoher Wattzahl und dafür schlechtem Frequenzgang. Die empfohlene Sonos-­Soundbar entdeckte Astrid erst auf den zweiten Blick, da sie in einem edlen TV-Möbel versteckt war. Hören konnte Astrid die Soundbar aber schon, denn der EP-Fachhändler nutzte sie zusammen mit zwei weiteren Sonos-Lautsprechern als Multiroom-­Anlage fürs Ladengeschäft. Der Verkäufer ging mit Astrid hinter den Kassentresen und zeigte ihr, wie die Bedienung am PC funktionierte. Darauf begann er vom Sonos-System zu schwärmen und erklärte, dass sie damit auch Musik aus dem Internet, vom Handy oder PC abspielen könne. Noch besser sei es mit einem Netzwerkspeicher (NAS). Er schwor auf die Sonos-Qualität und versicherte, dass sie noch fast keine Reparaturen mit der Marke gehabt hätten. Seine Begeisterung unterstrich er, indem er hinzufügte: "Die Sonos-Soundbar nutze ich selbst zuhause und würde sie nie wieder hergeben. Ich habe die Soundbar im Wohnzimmer, einen Lautsprecher im Bad und einen auf dem Balkon stehen. Und ich kann das System auf Wunsch jederzeit ergänzen. Das ist genial!" Astrid bedankte sich für die ausführliche und enthusiastische Beratung. "Endlich ein Verkäufer mit Freude", dachte sie sich. Zum Abschied erhielt sie von ihm einen Prospekt samt Abbildung der Soundbar in Original­grösse, damit sie sich ein Bild davon machen könne, wo die Soundbar zuhause ihren Platz finden könnte. Astrid verliess den EP-Händler voller Zuversicht, bis ihr auffiel, dass schon ein anderer EP-Kollege ein Jahr zuvor in einer anderen Filiale zur Sonos-Soundbar geraten hatte.

Euronics

Zum Abschluss versuchte Astrid es noch bei einem Euronics-Fachhändler, in der Hoffnung, vielleicht noch etwas Neues in puncto Soundbars zu erfahren. Es war 14.40 Uhr am Samstagnachmittag und laut den angeschlagenen Ladenöffnungszeiten hat das Geschäft am Samstag jeweils bis 15 Uhr geöffnet. Für eine Beratung sollte es kurz vor Ladenschluss also gerade noch reichen. Doch As­trid stand vor verschlossenen Türen. "Vielleicht ein notfallmässiger Kundenbesuch?", fragte sie sich. Oder einfach nur ein früher Feierabend? Einen entsprechenden Hinweis an der Ladentüre fand sie nicht.

Fazit

Astrid beendete ihre Mystery-Shopping-Tour mit gemischten Gefühlen. Manchmal empfand sie das Shopping-Erlebnis als Graus, wenn etwa wie bei Melectronics nur ein Verkäufer für zig Kunden zuständig war, oder wenn wie bei Steg die Ware im Laden nicht ausgestellt war. Auch würde sich Astrid gerne auf Ladenöffnungszeiten verlassen können. Bei Interdiscount schien der Verkäufer nur wenig am Abschluss interessiert. Dafür zeichneten sich Media Markt und Electronic-Partner durch gute Beratungsleistung und auch Begeisterung aus. So würde man es sich eigentlich wünschen. Enttäuschend fand sie zudem, dass einige Händler zu veralteten Modellen rieten. Die noch im Vorjahr vielgelobten Soundplates, die unter den Fernseher gestellt werden, waren kein Thema mehr bei den besuchten Händlern. Keiner riet zur "Platte".

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