IFA Berlin 2012

Messe der kleinen Trends

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Jedes Jahr im Spätsommer ist die IFA in Berlin und meistens gibt es einen übergeordneten Trend an der Messe. Nicht so dieses Jahr. Dafür war die immer schneller fortschreitende Vernetzung von Unterhaltungselektronik, Telekommunikation und IT in Produktneuheiten und Unternehmensstrategien unübersehbar.

Vom 31. August bis zum 5. September hat in Berlin die 52. IFA stattgefunden. 1439 Aussteller zeigten auf 142'200 Quadratmetern (plus 1,4 Prozent) ihre zahlreichen Produktpremieren. Mit einem Bestellvolumen von mehr als 3,8 Milliarden Euro (plus drei Prozent) und 240'000 Besuchern (plus ein Prozent) endete die weltweit wohl bedeutendste Messe für Consumer Electronics und Elektrohausgeräte in Berlin mit Rekordergebnissen.

Zufriedene Veranstalter

"Die IFA hat ihre herausragende globale Spitzenposition 2012 weiter ausgebaut. Wir verzeichneten volle Hallen, begeisterte Zuschauer und Messebesucher, zufriedene Aussteller und Händler sowie ein weltweites, überzeugendes Medienecho", erklärte Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu - Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Veranstalter der IFA.

Besonders freuen sich die Veranstalter jeweils auch über die vielen Fachbesucher. Dieses Jahr sollen es mehr als 142'300 und damit sieben Prozent mehr als im Vorjahr gewesen sein. 42'800 von ihnen fanden ihren Weg aus dem Ausland an die Messe. Was waren die Trends an der Messe? Diese Frage stellten sich nicht nur Journalisten. Denn "den" Super-Megatrend, wie etwa 3-D vor zwei Jahren, suchte man dieses Mal an der Messe vergebens. Dafür gab es einige kleinere.

Allgegenwärtige Vernetzung

Die TV-Hersteller zeigten mit 4K-Panels Geräte mit der vierfachen Full-HD-Auflösung, OLED steht bei Samsung und LG am Start, Panasonic und Sony wollen nächstes Jahr damit loslegen. Im Consumer-IT-Segment zeigte Intel an seinem Stand dutzende Ultrabooks seiner Hardwarepartner. Aber auch Tablets und Smartphones mit Windows RT beziehungsweise Windows 8 fehlten an der diesjährigen IFA nicht.

Was einmal mehr auffiel: Das Thema Vernetzung war an der Messe allgegenwärtig. Kaum ein Elektronikprodukt, das sich nicht mit dem Internet verbinden könnte. Egal ob Smart-TV, Smart-Kamera oder WLAN-Lautsprecher – die Vernetzungsmöglichkeit der Geräte bringt erst deren ganzes Leistungsspektrum zur Geltung. Auch ohne übergeordneten Megatrend liessen sich die IFA-Aussteller nicht lumpen. Neuheiten gab es wie Sand am Meer. Hier eine Auswahl.

Samsung

Wie gewohnt ist die Produkt-Pipeline bei Samsung wohl gefüllt. Zu den Neuheiten gehören der erstmals in Europa gezeigte ES9500 OLED-TV-Empfänger mit 55-Zoll-Bildschirm und der 75-Inch-LED Smart-TV ES9000. Im Smartphone-Bereich wurde das Galaxy Note II mit HD-Screen und 8-Megapixel-Kamera präsentiert. Eine weitere Premiere ist die Galaxy-Kamera, die mit der neuesten Android-Plattform Jelly Bean ausgestattet ist und drahtlos in jedes Netzwerk eingebunden werden kann.

Panasonic

Panasonic geht davon aus, dass bis 2015 rund 54 Prozent aller weltweit verkauften Fernseher Smart-TV-Geräte und 51 Prozent aller Systemkameras spiegellos sein werden, wie Laurent Abadie, CEO und Chairman von Panasonic Europe, auf der IFA-Pressekonferenz seines Unternehmens sagte. Die intelligente Vernetzung der unterschiedlichen Geräte vom Smartphone über die Digitalkamera bis hin zum TV-Empfänger steht bei den Japanern im Mittelpunkt der Entwicklungen. Bis 2018 will man zudem das weltweit führende Unternehmen für grüne Innovationen in der Elektroindustrie sein. So ist Panasonic einer der Partner beim Bau der Skolkovo Smart City in Russland, die 2015 eröffnet werden soll.

Sony

Eine Show nach Vorbild von Steve Jobs bot der seit April amtierende Präsident und CEO der Sony Corporation Kazuo Hirai an der Pressekonferenz seines Unternehmens. Mit Witz und Charme und in perfekt amerikanischem Englisch führte Hirai durch die Veranstaltung. Die Produkt-Highlights seines Unternehmens präsentierte er alle persönlich als sichtbares Zeichen für die erhoffte baldige Wende des Unternehmens zurück zu Profitabilität und Wachstum. Mit dem neuen 4K-84-Zoll-Bravia-TV wollte Hirai wohl zeigen, dass mit Sony auch in diesem schwierigen Business immer noch zu rechnen ist. Zudem präsentierte er neue Tablets und Smartphones die neu beide unter dem Sub-Brand Xperia angeboten werden. Im Spielbereich präsentierte Sony das neue Wonderbook für die Playstation 3. Mobile, Gaming und Digital Imaging sind denn auch die drei Säulen, auf die Sony sein Geschäft ausrichten will.

Grundig

Mit einem Umsatzplus von 115 Prozent in Deutschland und 111 Prozent im Ausland sowie über 100 Produktinnovationen trat Grundig sehr selbstbewusst an der IFA 2012 auf. "Im Vergleich zu 2011 sind wir wieder zurück an der Tabellenspitze", sagte Horst Nikolaus, Geschäftsführer Vertrieb. An der Messe stellte das Unternehmen 60 neue Fernseher vor, darunter die "Vision 9 Chrome"-Serie. Auch im Elektrohaushalt-Geschäft ist Grundig auf Expansionskurs. Mit 14 neuen Küchenkleingeräten soll die Premium-Linie eine neue Ära des stilvollen Zubereitens einzuläuten.

Metz

Für Metz ist "Made in Germany" weiterhin ein wichtiger Faktor im Markt der Unterhaltungselektronik. Den im vergangenen Jahr dennoch zu verzeichnenden Umsatzrückgang von sechs Prozent auf 124 Millionen Euro hofft das Unternehmen in diesem Jahr wieder ausgleichen zu können. So standen unter dem Motto "Metz – Tradition und Zukunft" drei Hauptprojekte zur diesjährigen IFA im Mittelpunkt: hervorragender Ton, erstklassiger Aufnahmekomfort und Integrierung von Smart-TV-Lösungen.

Philips und TP Vision

Philips Consumer Lifestyle und TP Vision teilten sich dieses Jahr erstmals den IFA-Stand. An der Pressekonferenz traten die CEOs beider Unternehmen nacheinander auf. Philips zeigte neue Soundsysteme, Kopfhörer und Docking-Stations einschliesslich eines Radios im Retrodesign der 50er-Jahre. Das Highlight der Philips-Präsentation war allerdings der Auftritt des britischen Starkochs Jamie Oliver, der im neuen Homecooker, den Philips gemeinsam mit ihm entwickelt hatte, ein schnelles Curry mit Crevetten zubereitete. Philips-TV wieder auf Wachstumskurs zu bringen ist die Mission von Martin de Vries, CEO von TP Vision. "Die TV-Marke Philips lebt und ist bereit zum Wachstum", sagte er auf der IFA. Das Joint Venture mit der taiwanesischen Firma TPV entwickelt, produziert und vermarktet seit fünf Monaten die Fernsehgeräte unter dem Namen des niederländischen Konzerns. Dabei orientiert sich TP Vision am Verbrauchertrend Smart-TV mit grossen Bildschirmen im flachen Design. De Vries geht davon aus, dass bis 2015 die Smart-TVs einen Marktanteil von 80 Prozent erreichen und sich die Zahl der Geräte mit Displaygrössen ab 50 Zoll verdoppeln wird. Dagegen rechnet er mit einem rückläufigen Interesse an 46-Zoll-Geräten. Auf der Messe kündigte TP Vision die neue Philips-9000er-Smart-TV-Serie an, deren 46-Zoll-Modell mit bionischen Moth-Eye-Filter mit dem EISA Award als European LCD TV 2012-2013 ausgezeichnet wurde.

JVC

Mit der "Adixxion" (GC-XA1) steigt JVC in den vielseitigen Action-Kamera-Markt ein. Die GC-XA1 ist ein aufmerksamer Begleiter für Freizeit, spektakuläre Outdoor-Sportarten zu Land, zu Wasser oder in der Luft. Sie kann dabei in der Hand gehalten oder auf Helm, Bike, Board oder Auto montiert werden. Die Kamera liefert Videos und Fotos in 1080p-Full-HD-Qualität und wiegt 126 Gramm.

Pioneer

Pioneer stellte auf der IFA 2012 eine neue Pure-Audio-Modellreihe mit fünf neuen Vollverstärkern und drei SACD-Spielern vor. Insbesondere für Junge und Junggebliebene richtete das Unternehmen einen Bereich mit Kopfhörern und farbenfrohen Micro-Systemen ein. Ausserdem wurden auch neue 3-D-Bluray-Disc-Spieler, Sound-Wing-Lautsprecher, Heimkino-Systeme und STEEZ-Audioprodukte präsentiert. Im Car-Entertainment-Sortiment war Pioneers Augmented-Reality-Head-Up-Display (AR HUD) zu sehen, das die auf vielen modernen Smartphones verfügbare Navigationsfunktion nutzt, um mithilfe einer RGB-Laser-Lichtquelle Fahranweisungen, Points of Interest und Warnhinweise direkt in die Windschutzscheibe einzuspiegeln.

LG

Im Zentrum von LGs IFA-Auftritt stand vor allem der 55-Zoll-OLED-Fernseher, der auf der White-OLED-Technik basiert und noch in diesem Jahr für rund 10'000 Euro in den Handel kommen soll. Grösser ist mit 84 Zoll der 4K-3-D LED-LCD-Fernseher. Ein wirklich auffallendes Gerät, das Bilder mit einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixel liefert.

Sharp

Sharps IFA-Highlight war der 90-Zoll AQUOS 3-D LED-TV, der gemäss Herman Karabetyan, Vice President Marketing of Sharp Europe, "grösste 3-D-LED-Fernseher der Welt". Ausserdem ging es um die Bildverbesserungstechnik ICC, was für Integrated Cognitive Creation Technology steht. Damit werden Full-HD-Signale mit 1920 x 1080 oder 1280 x 720 so hochgerechnet, dass sie auf den neuen 4K-Panels mit 3840 x 2160 Pixeln ein Bild in nahezu 4K-Qualität machen. Auch fürs professionelle Umfeld wurden 4K-Lösungen gezeigt.

Loewe

Der Loewe-Messestand auf der IFA 2012 stand ganz im Zeichen neuer Home-Entertainment-Systeme, die in Technik und Design, in Farben, Materialien und Aufstelllösungen höchst individuell zusammengestellt werden können. Dazu gehört auch die einfachste Steuerung der bunten, multimedialen Welt über individuell konfigurierte Favoriten auf dem Bildschirm oder die zunehmende Vernetzung des Fernsehgeräts mit dem Tablet oder Smartphone. So präsentiert Loewe das Highlight-Fernsehgerät Reference ID.

Toshiba

Toshiba zeigte an seinem IFA-Stand ein beeindruckendes Line-up an Quad-Full-HD-Geräten (QFHD). Interessant war insbesondere auch der Vergleich eines "normalen" Full-HD-Panels mit einem QFHD-Display, beide durch die gleiche Blu-ray angesteuert. Aufgefallen ist zudem das wohl eher für ein Nischenpublikum geeignete neue Ultrabook Satellit U840W. Es kommt mit 21:9-Display daher und ist damit speziell geeignet für das Anschauen von Filmen im Cinemascope-Format.

LENOVO

Auch Lenovo war mit einem eigenen Stand auf der IFA präsent und hat grosse Pläne in Europa. "Wir wollen in unserer Region bis 2013 einen Marktanteil von über zehn Prozent erreichen und damit auf den dritten Platz aufrücken", sagte Gianfranco Lanci, EMEA-Präsident von Lenovo. Auf der IFA 2012 stellte der zweitgrösste PC-Hersteller der Welt zwei neue, extradünne und leichtgewichtige Laptops der Ideapad-Reihe sowie drei neue Ideatab-Tablets vor.

SIM2 mit Bang & Olufsen

Der Heimkino-Spezialist SIM2 und der Unterhaltungselektronik-Produzent Bang & Olufsen haben auf der IFA 2012 eine Vertriebskooperation bekanntgegeben. Ab sofort sind die Projektoren des italienischen Herstellers in den weltweit mehr als 900 B&O-Filialen zu haben. "Damit erweitern sich unsere globalen Vertriebswege um 40 Prozent", sagte SIM2-Präsident Maurizio Cini. SIM2 wird in der Schweiz von DKB vertrieben.

Die IFA 2013 findet vom 6. – 11. September 2013 in Berlin statt.

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