Von Tesla bis BMW

Das sind die beliebtesten Elektroautos der Schweiz – ein Modell fährt allen davon

Uhr
von Oliver Wietlisbach

Während der Automarkt in der Corona-Krise stagniert, zeigen Elektroautos keinerlei Bremsspuren. Fast alle Hersteller haben nun konkurrenzfähige E-Autos am Start. Die 15 beliebtesten Modelle der Schweiz in der Übersicht.

(Source: myenergi / Unsplash)
(Source: myenergi / Unsplash)

Elektroautos fuhren 2021 endgültig aus der Nische: Trotz Chipmangels und chronischen Lieferproblemen wurden bei uns im letzten Jahr knapp 32'000 E-Autos verkauft. Satte 63 Prozent mehr als 2020. Zum Vergleich: Der gesamte Schweizer Automarkt legte nur um 0,7 Prozent zu.

Gut 13 Prozent der in der Schweiz verkauften Neuwagen waren im letzten Jahr reine Elektroautos. Im Dezember schoss die Quote gar auf 23 Prozent hoch. 2020 lag der Stromer-Anteil erst bei 8 Prozent, 2019 bei mageren 4 Prozent.

Marktanteil E-Autos in der Schweiz (2015 bis 2021).

Massgeblich verantwortlich für den hiesigen E-Auto-Boom sind Tesla und der Volkswagen-Konzern, der inzwischen mit seinen Marken VW, Audi, Skoda, Seat und Porsche konsequent auf die Elektromobilität setzt. Sieben der 15 meistverkauften Elektroautos stammen von Tesla oder dem VW-Konzern.

Erwartungsgemäss fuhr 2021 wie bereits im Jahr zuvor Teslas Elektro-Limousine Model 3 an die Spitze der Schweizer E-Auto-Hitparade. Der VW-Konzern belegt mit dem Kompaktwagen ID.3 und Skodas neuem Mittelklasse-SUV Enyaq die weiteren Podestplätze.

Teslas Model 3 verkaufte sich bei uns mehr als doppelt so oft wie VWs ID.3 auf Platz 2. Auf den weiteren Rängen folgen Skodas erster Elektro-SUV Enyaq sowie die Kleinwagen Renault Zoe und Fiat 500. Insgesamt finden sich neun SUV unter den 15 meistverkauften Elektroautos. Allen voran Teslas Model Y, VWs ID.4 und Audis E-Tron. Rund jedes zweite verkaufte Elektroauto hat das Logo von Tesla oder einer VW-Marke.

EMBED https://infogram.com/meistverkaufte-e-autos-2021-in-der-schweiz-1hd12yxpry71x6k

Die meistverkauften E-Autos 2021 in der Schweiz.

Trotz dieser VW-Tesla-Dominanz sind acht Autokonzerne in den «Top 15 der meistverkauften E-Autos 2021» vertreten. Aus Kunden- und Umweltsicht erfreulich: So gut wie alle grossen Hersteller (Toyota folgt erst Mitte 2022) haben inzwischen konkurrenzfähige E-Modelle am Start.

Mehr Elektroautos als Tesla (ca. 6500) verkaufte bei uns nur der VW-Konzern (ca. 10'000). Die Deutschen konnten gleich fünf Modelle in den Top 15 platzieren. Tesla bringt es auf zwei Modelle, darf sich aber rühmen, mit dem Model 3 nicht nur das beliebteste Elektroauto der Schweiz zu stellen, sondern gar das meistverkaufte Auto der Schweiz. 2021 war somit erstmals ein Elektroauto das meistverkaufte Auto des Jahres in der Schweiz.

Die meistverkauften Autos 2021 in der Schweiz.

Covid-19-Pandemie und Chip-Krise bremsen E-Autos

Ohne Chipmangel und sonstige Probleme in der Lieferkette während der Corona-Krise wären 2021 deutlich mehr (Elektro-)Autos verkauft worden. Die Nachfrage nach Neufahrzeugen übersteigt die seit Monaten eingeschränkte Fertigungskapazität bei Weitem. Tesla etwa lieferte im Dezember 30 Prozent weniger Model 3 in die Schweiz als im Vorjahresmonat. VW lieferte im Dezember gar 52 Prozent weniger ID.3. Beide Hersteller könnten weit mehr Elektroautos absetzen als sie aktuell produzieren können.

Einschränkend ist daher zu sagen, dass die Verkaufsstatistik stark von der Chip-Krise geprägt ist. Sie zeigt nicht zwingend die Nachfrage, sondern eher das aktuell verfügbare, sprich knappe Angebot an Neuwagen. Tesla beispielsweise verkaufte bei uns 2021 nahezu gleich viele Model 3 wie 2020. Da die Konkurrenz inzwischen massive Lieferprobleme hat, katapultierte dies das Model 3 neu auf Rang 1, während fast gleich viele Model 3 im Jahr zuvor nur für Rang 4 reichten.

Die starken Verkaufszahlen des Model 3 lassen sich – abgesehen von der ungebrochenen Beliebtheit – teils auch damit erklären, dass Tesla seine Produktkapazität fast vollständig für das Model 3 und Model Y reserviert hat und entsprechend rasch liefern kann. Das heisst umgekehrt, dass nur sehr wenige Model S und X produziert wurden und potenzielle Kundinnen und Kunden entsprechend sehr viel Geduld brauchen. Auch Tesla kann nicht unbeschränkt produzieren. Mit dem neuen Tesla-Werk in Deutschland und weiteren geplanten Fabriken wird der E-Auto-Pionier sein Produktionsvolumen künftig weiter massiv erhöhen.

Aktuell übersteigt die Nachfrage nach E-Autos das Angebot aber nicht nur bei Tesla, sondern generell bei den Autoherstellern. Das äussert sich in teils ungewohnt langen Lieferzeiten von im Extremfall bis zu einem Jahr für populäre E-Auto-Modelle diverser Marken.

Das Problem: Bei grossen Volumenherstellern stehen E-Autos in Konkurrenz zu Verbrennern und Hybrid-Modellen. Ein elektrischer VW ID.3 oder Ioniq 5 von Hyundai muss sich die nach wie vor knappen Bauteile (nicht nur Chips sind Mangelware) mit anderen Modellen im Konzern teilen. Hyundai beispielsweise lieferte bei uns im ganzen letzten Jahr lediglich 745 Modelle des vermutlich stark nachgefragten Ioniq 5 aus.

Das günstigste E-Auto der Schweiz, der Dacia Spring, taucht nicht einmal in den Top 15 auf. Ein Blick in die Statistik verrät, dass nur 251 Stück des Billig-Stromers ausgeliefert wurden. Die Nachfrage dürfte deutlich höher sein.

Obwohl die Hersteller E-Autos priorisieren, um ihre Klimaziele zu erreichen und Strafzahlungen zu entgehen, werden zahlreiche Modelle auch dieses Jahr Mangelware bleiben, respektive wohl verspätet lanciert. Die Branche rechnet erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Besserung der Liefersituation. Eine echte Entspannung ist indes nicht vor 2023 zu erwarten.

Der Hersteller Sony hat an der CES 2022 über zwei neue E-Auto präsentiert. Was das alles in petto hat, können Sie hier nach lesen.

Webcode
DPF8_242996