Simulierte Sonne

Wie smartes Licht gegen den Winterblues helfen kann

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von Leslie Haeny und kfi

Im Winter fühlen sich viele müder und träger als sonst. Grund dafür ist der Mangel an Tageslicht in unseren Breitengraden. Smarte Lichtlösungen können zumindest teilweise dazu beitragen, dass sich Betroffene wieder agiler fühlen.

(Source: Stephan Bechert / Unsplash)
(Source: Stephan Bechert / Unsplash)

Ist es draussen kalt und früher dunkel, schlägt das vielen Leuten aufs Gemüt. Man ist antriebsloser, den Tag hindurch häufig müde und freudloser als sonst. Bei manchen Personen löst der kalte Monat gar eine Winterdepression aus. Schätzungen zufolge leiden in Europa etwa ein bis drei Prozent der Erwachsenen an einer saisonal abhängigen Depression, wie "Netdoktor.ch" schreibt.

Depression in der dunklen Jahreszeit kann die Folge einer lichtbedingt veränderten Hormonproduktion sein. Wird es abends dunkel, schüttet der Körper das Schlafhormon Melatonin aus. Da die Lichtintensität im Winter insgesamt geringer ist, produziert der Körper auch tagsüber mehr Melatonin als in den helleren Monaten, was der Grund dafür ist, weshalb sich auch gesunde Personen im Winter häufig träger fühlen.

Bei Menschen mit einer Winterdepression ist der Informationsfluss von den Sehzellen im Auge ins Gehirn gestört. Die Betroffenen haben Sehzellen, die weniger lichtempfänglich sind als bei anderen Menschen. Das Gehirn einer betroffenen Person schüttet im Winter also noch mehr Melatonin aus als das einer gesunden Person. Zudem wandelt der Körper für die Produktion von Melatonin das Glückshormon Serotonin um. Dadurch sinkt der Serotoninspiegel, was Einfluss aufs Gemüt hat.

Lichttherapie gegen die Depression

Lichtmangel ist das Problem, Licht- beziehungsweise Phototherapie ist die Lösung. Viele Hersteller von intelligenten Lampen haben sich auf diese Wissenschaft gestützt und Produkteigenschaften entwickelt, die einen gesunden zirkadianen Rhythmus unterstützen, wie "Digitaltrends.com" berichtet. Die Lichter passen Helligkeit und Farbtemperatur an die Tageszeit an, um nachzuahmen, was die Sonne tun würde, wenn sie nicht durch Wolken und Schnee verdeckt wäre.

Um natürliches Sonnenlicht nachzuahmen, ist eine Lichttemperatur von 5000 bis 6000 Kelvin nötig. Laut "Digitaltrends.com" erreichen weisse Glühbirnen eine Farbtemperatur bis 6500 Kelvin. Zudem zeigten Studien, dass sichtbares blaues Licht - das auch von intelligenten Lampen erzeugt werden kann - ähnliche Vorteile wie herkömmliche SAD-Lichtkästen bieten könne. Um die Eignung einer Glühbirne für die Behandlung der Winterdepression zu bestimmen, kann man den sogenannten "Color Rendering Index" (CRI) verwenden. Dieser reicht von 1 bis 100 und gibt an, wie gut eine Lichtquelle natürlichem Sonnenlicht entspricht. Wei es bie "Digitaltrends.com" heisst, können intelligente Lampen einen Wert von 92 erreichen.

Die Helligkeit reicht noch nicht aus

Eine grössere Herausforderung als die Lichttemperatur stelle jedoch die Helligkeit dar. Hier kommen smarte Glühbirnen nicht an die Werte von Lichttherapielampen heran. "Wenn Sie eine durchschnittliche intelligente Glühbirne mit 1000 Lumen in einem angemessenen Abstand von einem Meter betrachten, bräuchten Sie eine Anordnung von 23 Glühbirnen, um die empfohlene Belichtung von 10'000 Lux zu erreichen", schreibt "Digitaltrends.com". Zwar sei es möglich, die Anzahl der Glühbirnen zu verringern, indem Betroffene die Lichtstrahlen verengen oder näher an die Lampen heranrückten, eine vernunftige Lösung sei das aber nicht.

Auch wenn intelligente Lampen allein schon wegen der Helligkeit kein probates Mittel zur Behandlung der saisonal abhängigen Depression sind, gebe es Studien, die sie als Mittel zur Verbesserung von Gesundheit und Produktivität unterstützen. Zudem könne ein warm und gemütlich beleuchtetes Zuhause dabei helfen, den Winterblues etwas abzuschwächen und die Stimmung aufzuhellen.

Beispiele aus der Praxis

Während Lichttherapielampen schon lange existieren und teils auch vom Arzt verschrieben werden, lassen sich Anbieter von nicht-therapeutischen Lichtquellen und Forschende immer häufiger etwas einfallen, um Tageslicht zu simulieren. So auch ein Team der Universität Insubria im italienischen Como. Es entwickelte ein LED-Panel, das aussieht wie ein Dachfenster. Das unter dem Namen "CoeLux" registrierte Produkt misst 170 x 85 Zentimeter und simuliert den Horizont samt Sonne. Mehr dazu erfahren Sie im Video:

Mit den neuen Weisslichtlampen White Ambiance von Philips Hue sollen sich in Kombination mit der Hue App Sonnenauf- und -untergänge simulieren lassen. Nutzerinnen und Nutzer können in der App sogenannte "Routinen" erstellen. Damit können die smarten Lampen Abläufe wie einen simulierten Sonnenaufgang vor dem Weckerklingeln oder ein sanftes Ausblenden im Einschlafmodus abspielen, was einen positiven Einfluss auf den Biorhythmus haben soll. Ähnliche Funktionen bieten auch Nanoleaf, Innr, Ikea und Ledvance an.

Welche anderen Trends er am Markt für smarte Lichtlösungen erkennt, sagt Jörg Mühlenberg von Innr im Kurzinterview.

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