Das stille Örtchen wird modern

Smarte Toiletten, verwirrte Touristen und nachhaltige WCs

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von Leslie Haeny und kfi

Wir nutzen es durchschnittlich vier bis fünfmal täglich und trotzdem sprechen wir höchst selten übers WC. Stattdessen spricht es unterdessen mit uns: Toiletten werden immer smarter, lassen sich per App steuern und können mittlerweile sogar Auskunft über den Gesundheitszustand geben.

Die "Wellness Toilet" von Toto. (Source: Toto)
Die "Wellness Toilet" von Toto. (Source: Toto)

Wer schon einmal in Japan war, weiss, dass Toiletten um einiges mehr können als nur spülen. So spielen selbst die öffentlichen WCs in der Tokioter U-Bahn Musik, haben geheizte Toilettenbrillen und verschiedene Duschfunktionen. Manche sind sogar bunt beleuchtet. Während man auch hierzulande bei diversen Händlern Dusch-WCs findet, haben sich die echten High-Tech-Toiletten ausserhalb Asiens noch nicht durchgesetzt. Einige Hersteller wollen das aber ändern.

Smarte Toiletten zuhause und in der Medizin

Einer davon ist das japanische Unternehmen Toto. Zur CES 2021 präsentierte der Hersteller dem internationalen Onlinepublikum die "Wellness Toilet". Die intelligente Toilette kann laut Hersteller den mentalen und physischen Gesundheitszustand des Nutzers oder der Nutzerin eruieren. Zusätzlich gebe das WC dann über eine App Empfehlungen und sage einem beispielsweise, welche Lebensmittel man häufiger essen oder besser meiden sollte.

"Sie wären überrascht, wie viele Informationen man über die Gesundheit aus menschlichen Ausscheidungen in Erfahrung bringen kann", sagte Ryoji Nakamura von Totos Digital Innovation Division. Ausserdem kämen die Sensoren der "Wellness Toilet" direkt in Kontakt mit der Haut und könnten so noch mehr Daten zur Gesundheit sammeln.

Wie "handwerkundbau.at" berichtet, werden solche smarten Toiletten bereits im medizinischen Bereich eingesetzt. Die vor allem in Kliniken installierten WCs können Gewicht, Blutdruck und den Harn-Glukosewert prüfen sowie Schwangerschaften feststellen und Informationen über den weiblichen Menstruationszyklus liefern. Die Toiletten seien in der Lage, alle Messwerte in die Cloud zu laden und dann - ähnlich wie bei der Toto-Toilette - zur Auswertung ans Smartphone zu senden.

Was man essen sollte, sagen einem die Aquaclean-Toiletten von Geberit zwar nicht. Dafür lassen sich die Funktionen der WCs per App einstellen. So kann man beispielsweise Stärke, Position und Temperatur des Duschstrahls übers Handy regulieren. Die Modelle findet man Online für rund 2300 bis 3600 Franken - je nach Modell und Anbieter.

Ressourcensparende Variante für Indien

Nicht mit Komfort oder smarten Features, sonder mit Praktikabilität schlägt sich die indische Regierung herum. Laut "handwerkundbau.at" haben rund 800 Millionen Inderinnen und Inder keinen WC-Zugang. "Um dem entgegenzuwirken, wurde der Bau von Toiletten von der indischen Regierung zur nationalen Aufgabe erhoben", heisst es im Bericht. Die Regierung habe mit mehreren Möglichkeiten experimentiert. Die hier meistens verwendete Toilettensysteme mit einer Wasserspülung erwiesen sich als zu verschwenderisch. Bewährt habe sich hingegen die Nanomembrantoilette.

Sie kommt ganz ohne Wasser aus. Das im Vereinigten Königreich entwickelte System eigne sich vor allem für Stadtviertel ohne Kanalisation. Die Toilette filtert sämtliche Flüssigkeiten durch eine Nanomembran und wandelt sie so in steriles Wasser um. Vom Stuhl ist am Ende nur noch Asche übrig, denn das System trennt ihn vom Urin und verbrennt ihn.

In Japan sorgte man sich derweil vor Kurzem nicht um den Ressourcenverbrauch der Toiletten, sondern um die Benutzerfreundlichkeit. Laut "Stern.de" erwartete das Land aufgrud der geplanten Olympischen Spiele eine Vielzahl Touristen und Touristinnen, die mit den Schriftzeichen an den Hightech-Toiletten nicht vertraut sind. Daher beschloss die Vereinigung der Sanitärhersteller, einheitliche Piktogramme für die Unkundigen zu entwickeln.

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