Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Das ist ein verrückter Preis für einen Föhn"

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Was macht einen guten Haartrockner aus? Wie erklärt der Handel die enormen Preisunterschiede bei diesen Geräten? Der Mystery-Shopper Bruno T. hat den Handel besucht und ihn auf die Probe gestellt.

(Source: vadimguzhva)
(Source: vadimguzhva)

Bruno T. hat sich ein praktisches Geburtstagsgeschenk für seine Ex-Frau Astrid ausgedacht. Ein Haartrockner könnte ihr gefallen, dachte er sich. Doch Brunos Haarpracht ist dahin. Er hat deshalb wenig Übung mit Haartrocknern und weiss nicht, worauf es bei einem solchen Gerät ankommt. Der Handel sollte den passenden Föhn für Astrid finden. Also ging der professionelle Mystery-Shopper in Begleitung von "Elektro Heute" auf Tour, die durch Fust, Interdiscount, Melectronics, Coop City und Manor führte.

Fust

Brunos erste Station war eine Fust-Filiale, die am Schaufenster "mit dem grössten Angebot in der Stadt" warb. Tatsächlich sah Bruno 16 ausgestellte und noch mehr verpackte Haartrockner unterschiedlichster Marken zu Preisen zwischen 13 und 400 Franken. Statt dieser Auswahl hätte er sich aber lieber mehr Verkäufer gewünscht. Denn nach einer guten Viertelstunde des Wartens sah Bruno nur einen Verkäufer im Laden, der mehrere Kunden gleichzeitig zu bedienen schien. Immer mehr Kunden strömten in das Geschäft, weshalb Bruno schliesslich aufgab. "Hier kann ich wohl keine ausführliche Beratung erwarten", dachte er. Dafür schien der Verkäufer zu gestresst.

Interdiscount

Bruno versuchte es weiter im Interdiscount, wo ihn eine junge Verkäuferin gleich beim Eintreten begrüsste. Gefragt nach einem Haartrockner erkundigte sich die Verkäuferin nach der Haarlänge der zu Beschenkenden. "Mittellang", antwortete Bruno, worauf die Verkäuferin sagte: "Beliebt sind kleine Föhns, die man mitnehmen kann." Wenn es etwas mehr Leistung sein sollte, empfehle sie ein Gerät von Braun für etwa 60 Franken. Bruno sah, dass Interdiscount 15 Prozent Rabatt auf alle Dyson-Produkte gewährte, weshalb er sich nach dem Haartrockner des Herstellers erkundigte. Von diesen hatte Interdiscount zwar keinen vor Ort, doch die Verkäuferin erklärte, dass Dyson auf ein anderes Konzept als die meisten Hersteller setze. Sie führte Bruno zu einem Luftreiniger von Dyson und sagte: "Der Dyson-Föhn ist wie die Luftreiniger, da können Sie durchgreifen." Das Produkt sei sehr gut, koste aber auch sehr viel. "Ist halt die Frage, ob man so viel Geld verdient. Ich würde lieber einen anderen Föhn kaufen und das Geld sparen. Meine Freundinnen denken genauso", meinte sie. "Eine wenig hilfreiche Aussage", dachte Bruno. Ob sich nun das teurere Gerät lohnen würde, erfuhr er nicht.

Melectronics

Deshalb ging Bruno weiter zu Melectronics, wo ihn ein Verkäufer begrüsste. Als er seine Suche nach Haartrocknern erklärte, meinte dieser: "Von der Leistung sind alle gleich, zwischen 1800 und 2000 Watt. Einer bläst etwas stärker, der andere wird etwas heisser. Sie unterscheiden sich in Farbe und Grösse, das ist alles." Bruno wollte wissen, wie sich dann die grossen Preisunterschiede erklären liessen. "Einer hält vielleicht etwas länger, aber nach 1000 Stunden sind alle durch. Das sind heute reine Verschleissartikel", antwortete der Verkäufer. Ein Wahnsinn sei der Trockner von Dyson für 500 Franken. Den hätten sie zu Recht nicht im Sortiment. "Das ist ein verrückter Preis für ein Gerät, das nur heisse Luft produziert." Sollte Bruno ein professionelles Gerät wünschen, müsse er einen Laden finden, der Coiffeure beliefert. Die hätten Geräte für 300 Franken, die das Geld tatsächlich wert seien. Die seien besser verarbeitet und hielten im Normalbetrieb bis zu 20 Jahre. "Die sind auch nicht so nervig laut wie herkömmliche Föhne", sagte er. Das einzige Problem: Durch die massive Verarbeitung seien sie viel schwerer als herkömmliche Geräte. Der Verkäufer riet Bruno, einen Coiffeur nach seiner Meinung zu fragen.

Coop City

Doch Bruno ging weiter zu Coop City, wo er ein halbes Dutzend ausgestellter Testgeräte sah. Er probierte einige aus und ging zum Kassentresen, weil er keine Verkäuferin in der Nähe sah. Dort musste Bruno gut zehn Minuten warten. Die Verkäuferin an der Kasse verpackte ein Gerät einer Kundin als Geschenk und bat Bruno um Geduld. Als sie mit dem Päckli fertig war, ging sie mit Bruno zu den ausgestellten Haartrocknern und riet zum Modell von Braun, das sie selbst zuhause nutze. "Wer föhnt, bekommt elektrisierte Haare. Doch Braun hat eine Ion-Funktion. Damit werden die Haare schön glatt und elektrisieren nicht." Davon hörte Bruno das erste Mal. Er wollte wissen, ob andere Geräte die Funktion ebenfalls böten, worauf die Verkäuferin sagte: "Solis und Babyliss kann ich auch empfehlen, die bieten das auch. Dyson haben wir nicht mehr hier, die sind ausverkauft. Aber bei Braun haben Sie zwei Jahre Garantie." Darauf liess sie Bruno allein mit dem Hinweis, er solle die Geräte doch ausprobieren. Kurz darauf kam die Verkäuferin mit einem weiteren Gerät von Babyliss in der Hand zurück. "Das habe ich gerade entdeckt und ist zum halben Preis erhältlich." Bruno wusste nicht, ob er tatsächlich zuschlagen sollte. Er wollte noch eine weitere Station aufsuchen.

Manor

Bruno ging weiter zu Manor. Dort begrüsste ihn eine Verkäuferin bei etwa acht ausgestellten Test-Haartrocknern und bot ihm Hilfe an. Bruno wollte den Grund für die enormen Preisunterschiede wissen, worauf die Verkäuferin sagte: "Dyson hat eine andere Technik, das ist ein digitaler Föhn mit einer Platine wie bei einem Computer. Die anderen haben einen Elektromotor, der schneller kaputtgehen kann." Dann wies sie Bruno auf das Modell Digital Sensor von Babyliss hin. "Die haben Dyson nachgemacht und sind nicht ganz so teuer", sagte sie. Für 250 statt 400 Franken bei Dyson erhalte er ein gleichwertiges Gerät. Bruno war interessiert, doch die Verkäuferin hielt ihm bereits ein weiteres Gerät hin und sagte: "Dieses Gerät von Babyliss ist der schnellste Föhn der Welt." Dann wies sie ihn auf die "schöne Verpackung" eines Haartrockners von Remington hin und schien ihre Begeisterung kaum im Zaum halten zu können. Bruno bedankte sich für die enthusiastische Beratung und meinte, er würde sich wohl für den Digital Sensor von Babyliss entscheiden, wolle vor dem Kauf aber noch einmal darüber schlafen.

Fazit

Bruno beendete zufrieden seine Mystery-Shopping-Tour. Jeder Verkäufer hatte seinen Haartrockner-Favoriten und wollte Bruno mit unterschiedlichen Argumenten überzeugen: Ob Ionen-Funktion, Langlebigkeit oder eigene Erfahrung. Nur der Melectronics-Verkäufer schien von den Produkten überhaupt nicht angetan und riet stattdessen zum Gang in ein Coiffeurfachgeschäft. Für einen Dyson würde sich Bruno wohl nicht entscheiden, dafür rieten ihm zu viele Verkäufer von dem Gerät ab. Dafür schien das "Nachahmerprodukt" von Babyliss ein geeigneter Haartrockner zu sein; günstiger, aber vergleichbar, wie ihm die Manor-Verkäuferin versicherte.

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