Mystery-Shopping: Smartwatch

"Ich würde Ihnen die Uhr gerne vorführen, aber leider ist der Akku leer"

Uhr

Astrid T. hat sich nach zwei Jahren wieder einmal auf die Suche nach einer Smartwatch gemacht. Hübsch und funktionell sollte das Accessoire sein. Sie prüfte den Handel, wie gut er sich mit Smartwatches auskennt und wozu er Astrid rät.

Astrid T. hat sich schon lange einen Fitnesstracker gewünscht, mit dem sie ihre Gesundheitswerte aufzeichnen und kontrollieren kann. Noch lieber hätte sie eine Smartwatch, von der sie sich zusätzlichen Komfort verspricht. Auf ihrer vergangenen Mystery-Shopping-Tour auf der Suche nach einer Smartwatch vor rund zwei Jahren musste sie feststellen, dass die Geräte damals eher klobig waren. Nichts für die Dame von Welt. Doch mittlerweile müsste viel passiert sein, dachte sie sich. Sie hörte von Schweizer Uhrenherstellern, die mittlerweile ebenfalls Smartwatches im Sortiment führen. Die professionelle Mystery-Shopperin suchte Rat beim Handel, welches Smartwatch-Modell technisch überzeugt und auch elegant wirkt. Sie ging in Begleitung von "CEtoday" auf Mystery-Shopping-Tour, die zu Media Markt, Conforama, Melectronics, Conrad, Swatch und zu zwei Juwelieren führte.

Media Markt

Im gut besuchten Media Markt fand Astrid zwei Verkäufer, die sich in der Apple-Abteilung miteinander unterhielten. Gefragt nach Smartwatches sagte einer von ihnen: "Es kommt ja nur Apple infrage." Astrid antwortete, dass ihr das Design der Apple Watch nicht gefalle, weswegen sie Alternativen suche. Dafür zeigte der Verkäufer wenig Verständnis und sagte: "Dann versuchen Sie es doch mal in der Handyabteilung bei der Kasse." Dort fand Astrid weitere Smartwatches verschiedenster Hersteller. Insgesamt zählte sie fast zwei Dutzend Geräte, wovon manche aber nur Fitnesstracker und keine Smartwatches waren. Sie fragte einen Verkäufer in der Nähe, welche Smartwatch er ihr empfehlen könne. "Die Gear S3 von Samsung", antwortete er und ergänzte: "Technisch ist sie das Nonplusultra und sie ist echt hübsch." Er zeigte ihr die Uhr, die Media Markt für rund 370 Franken verkauft und deren Design Astrid besser gefiel als das der Apple Watch. Richtig überzeugt war sie aber noch nicht. "Haben Sie auch Uhren von Schweizer Herstellern?", fragte sie den Verkäufer, worauf dieser zu suchen begann. Er lief alle ausgestellten Geräte ab und sagte schliesslich: "Nein, von Schweizer Uhrenherstellern haben wir nichts hier, aber gehen Sie doch in die Samsung-Abteilung, die können Ihnen noch mehr zur Gear S3 sagen." Damit war das Wissen des Verkäufers zu Smartwatches offenbar erschöpft. Astrid bedankte sich für die kurze "Beratung" und verabschiedete sich.

Conforama

Astrid ging weiter zum gut besuchten Conforama. In der Multimediaabteilung fand sie einen freien Verkäufer, den sie auf Smartwatches ansprach. Er zeigte ihr das Sortiment mit rund einem halben Dutzend Uhren, alle zu sehr tiefen Preisen für unter 100 Franken. "Wir haben aktuell nur diese hier", sagte er entschuldigend und erklärte: "Zur Weihnachtszeit haben wir sehr viel verkauft, deshalb sind hier nur noch die Restbestände. Eventuell kommen mehr, aber da habe ich keine Übersicht." Astrid kannte keine der Marken, weshalb sie sich nach deren Herkunft erkundigte. Der Verkäufer antwortete: "Wir haben nur Uhren im unteren Segment, keine Apple Watch. Das meiste kommt aus China. Deshalb muss es ja nicht unbedingt schlecht sein. Aber mit Apple oder Samsung sind sie nicht vergleichbar." Damit hatte Astrid genug gehört. So etwas würde sie nicht tragen wollen.

Melectronics

Astrid ging weiter zum sehr gut besuchten Melectronics. Weil sie keine freien Verkäufer sah, wartete sie eine Weile in der Schlange an der Kasse. Nach einigen Minuten war sie an der Reihe und fragte den Verkäufer nach Smartwatches. Kurz angebunden sagte dieser: "Wir haben welche von Fitbit, Garmin und Samsung." "Schweizer Uhren?", fragte Astrid, worauf der Verkäufer verneinte und meinte, die müsse sie woanders suchen. Damit war das Gespräch schon beendet. Eine Beratung war das nicht, fand Astrid etwas empört.

Conrad

Sie versuchte es weiter in der gut besuchten Conrad-Filiale. Smartwatches fand sie keine, weshalb sie eine Verkäuferin darauf ansprach. Die führte Astrid zu ausgestellten Uhren von Huawei, Fitbit und weiteren Astrid unbekannten Marken, alle verpackt in durchsichtigem Plastik. Astrid rümpfte die Nase. Die Uhren zu Preisen bis 150 Franken gefielen ihr nicht. Sie fragte nach, ob Conrad auch Uhren mit anspruchsvollem Design biete. "Nein. Ich wüsste nicht, wo es so etwas gäbe, sagte die Verkäuferin. Versuchen Sie es doch im Uhrengeschäft." Astrid bedanke sich und befolgte den Rat.

Swatch

Sie versuchte es im Swatch-Shop. Eine Verkäuferin begrüsste sie und antwortete Astrid auf ihre Frage nach Smartwatches: "Wir haben keine Smartwatches, nur digitale Sportuhren mit speziellen Funktionen." Astrid erkundigte sich nach den Funktionen, worauf ihr die Verkäuferin zwei ausgestellte Modelle zeigte und erklärte, dass die Uhren Schritte zählen oder die Zeit stoppen könnten. "Für Smartwatches müssen Sie zu Apple", sagte die Verkäuferin. Astrid bedankte sich, wollte es aber weiter im Uhrenhandel versuchen.

1. Juwelier

Sie ging zu einem Juwelier. Eine Verkäuferin begrüsste sie und fragte, als Astrid sich nach Smartwatches erkundigte: "Welches Smartphone besitzen Sie?" – "Ein iPhone", antwortete Astrid. Damit beschränke sich die Auswahl auf zwei Uhren von Michael Kors. Die sechs weiteren ausgestellten Smartwatches seien nur für Android konzipiert. "Die Michael-Kors-Uhr können Sie als Fernbedienung für die Smartphone-Kamera nutzen, SMS lesen und auch auf Google Maps zugreifen. Ein Wecker ist auch integriert", sagte die Verkäuferin und ergänzte: "Ich würde Ihnen die Uhr gerne vorführen, aber leider ist der Akku leer." Stattdessen riet sie, online weitere Erkundigungen zur Uhr einzuholen. Astrid wäre fast vollends zufrieden gewesen, es fehlte nur die Vorführung des Geräts.

2. Juwelier

Astrid schloss die Tour bei einem weiteren Juwelier ab. Dort wurde sie von einer Verkäuferin begrüsst, die, gefragt nach Smartwatches, mit Astrid aus dem Laden vor das Schaufenster schritt. "Wir haben eine Smartwatch-Va­riante dieser Uhr von Frederique Constant im Schaufenster", sagte sie und zählte Funktionen wie Schrittzähler und Schlafrhythmusmesser auf. E-Mails und SMS könne sie nicht lesen, weil der Uhr das Display fehle. "Dafür ist das eine richtige Uhr. Die Apple Watch ist ein Handy am Handgelenk", meinte die Verkäuferin. Sie führte Astrid wieder ins Ladengeschäft und zeigte ihr verschiedene Varianten. Sie erklärte, wie die Bedienung der Uhr funktioniert und zeigte Astrid anhand der App die smarten Funktionen. Astrid war zufrieden mit der ausführlichen Beratung und fand Gefallen an der Uhr. Mit 900 Franken hatte sie aber einen stolzen Preis. Astrid liess sich eine Broschüre mitgeben und verabschiedete sich.

Fazit

Astrid beendete die Mystery-Shopping-Tour mit gemischten Gefühlen. Die klassischen CE-Retailer konnten sie nicht überzeugen. Oftmals waren für ihren Geschmack die Beratung und auch das Sortiment ungenügend. Dafür glänzten die Juweliere mit schönen Uhren und überzeugender Beratung. Hier würde sie gerne eine Smartwatch kaufen. Anders als beim CE-Handel war hier nicht der Preis das erste Verkaufsargument. Wichtig bei einem Produkt, das Astrid eher als Lifestyle-Accessoire denn als funktionelles Gadget betrachtet.

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