Dossier

CEtoday Nr. 12/2012

Editorial: Vor einigen Wochen habe ich meine Mittagspause wieder einmal im Einkaufszentrum Letzipark in Zürich verbracht. Wie immer, wenn ich dort eine Bratwurst esse, machte ich auch an jenem Tag eine Runde durch den kleinen Fust, der damals kurz vor dem Umbau stand und noch etwas unordentlicher war als sonst, und durch den Interdiscount XXL. Ich war auf der Suche nach einer neuen Kaffeemaschine. Ich schaute mir das Kaffeevollautomaten-Angebot erst einmal im Fust an. Nach gefühlten fünf Sekunden stand ein Verkäufer neben mir und fragte mich, ob er helfen könne oder mir etwas zeigen solle. Das wollte ich nicht, sondern "nur schauen", denn ich wusste, im Interdiscount gab es gerade eine ziemlich attraktive Kaffeemaschinen-Aktion. Bei meinem weiteren Rundgang durch den wirklich winzigen Fust im Letzipark wurde ich noch zwei Mal von freundlichen Verkäufern angesprochen. Bei Interdiscount nebenan war es anders: Ich komme rein, suche Augenkontakt zu herumstehenden Verkäufern, die drehen sich weg, fangen Gespräche miteinander an oder tun sonst beschäftigt.Ich halte auf die Haushaltsecke zu. Schliesslich stehe ich etwa eine Viertelstunde vor dem Regal mit den Kaffeevollautomaten, schaue mir eine Xelsis von Philips Saeco mit Milchfunktion an, eine Jura Ena, die "nur" Kaffee macht, und eine DeLonghi Prima Donna, das Topmodell auf dem Regal. Ich drehe die Maschinen um, öffne Abdeckungen, ziehe Zentraleinheiten heraus, nehme Wassertanks ab, lese auf Verpackungen. Doch dafür interessieren sich die Interdiscount-Mitarbeiter nicht. Die sind drei Meter von mir entfernt zu viert damit beschäftigt, Sticker vom Boden abzuknibbeln. Also einer von ihnen. Die anderen stehen um ihn herum und schauen zu. Unnötig zu erwähnen, dass ich keine Kaffeemaschine kaufte.

In unserer Mystery-Shopping-Artikelserie, zeigt sich immer wieder, dass die Qualität der Beratungsleistung vor allem von der fachlichen, aber auch von der sozialen Kompetenz der Verkäufer abhängt (wenn sie denn auf die Kunden zugehen). Diese Erfahrung machte auch unsere CEtoday-Mystery-Shopperin Astrid T. auf ihrer aktuellen Tour durch den Handel. Zudem zeigte sich, dass es bei der Netzwerk-Kompetenz im Handel Nachholbedarf gibt (Seite 16). Um die Kompetenzen in Unternehmensführung bei den Einzelunternehmern unter den CE-Fachhändlern zu stärken, lancieren wir mit dieser Ausgabe eine neue Artikelserie. Als Gastautoren konnten wir den ehemaligen, langjährigen Philips-Consumer-Lifestyle-Direktor Ruedi Haeny gewinnen. Er wird ab dieser Ausgabe regelmässig Fachartikel über Unternehmensführung und Strategieentwicklung publizieren (Seite 32). Mit der vorliegenden Ausgabe geht CEtoday übrigens in die Winterpause. Die nächste Printausgabe von CEtoday erscheint am 11. Februar. Die Redaktion wird Sie aber weiterhin online mit spannenden Infos aus der CE-Branche auf dem Laufenden halten. Ihnen wünsche ich in der Zwischenzeit ein gesegnetes Weihnachtsgeschäft mit den besten Umsätzen und den besten Kunden. Und natürlich Glück und Gesundheit.