Besuch im Handel

Mystery-Shopping: Blutdruck-Messgeräte

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Wie berät der Fachhandel, wenn es mal nicht um seine Kernthemen geht? Der Gelegenheits-Mystery-Shopper Bruno T. hat sich auf die Suche nach einem Blutdruck-Messgerät gemacht. Er musste lange suchen.

Martin O. wird bald pensioniert. Zu diesem Ereignis hat sich sein Berufskollege Bruno T. etwas Spezielles ausgedacht. Gemeinsam mit zwei weiteren Mitarbeitern will er seinem langjährigen Spezi zum Abschied ein Blutdruck-Messgerät schenken. Ein Scherz, Martin O. prahlt fast täglich damit, wie fit er sei. Aber wer weiss, vielleicht ist er einmal froh um das Gerät? Bruno wollte es nicht hoffen, trotzdem fand er, dass ein Blutdruck-Messgerät das ideale Geschenk sei. Witzig und sinnvoll. Bruno hatte glücklicherweise selbst noch keine Erfahrungen mit solchen Geräten gemacht. Deshalb suchte er die Beratung durch den Handel. Verkäufer sollten ihm zeigen, worauf bei einem Blutdruck-Messgerät zu achten ist und das passende Modell für Martin finden. Schliesslich sollte das Gerät auch in fünf Jahren noch funktionsfähig und aktuell sein, wenn es denn mal zum Einsatz kommen sollte. "Ob wohl auch der Fachhandel solche Geräte führt?", fragte sich Bruno. Er machte den Test und ging in Begleitung von CEtoday auf Mystery-Shopping-Tour, die ihn zu Melectronics, Interdiscount, Media Markt, EP- und Euronics-Fachhandel sowie in eine Apotheke führte.

Melectronics

Im kleinen Melectronics-Ladengeschäft ging Bruno zum Kassentresen, weil er einen der zwei Verkäufer ansprechen wollte, die sich dort miteinander unterhielten. Doch bevor er eine Frage stellen konnte, verschwanden die beiden in ein Nebenraumbüro. Also wartete Bruno, bis ein weiterer Verkäufer auftauchte und sprach diesen auf Blutdruck-Messgeräte an. Der Verkäufer antwortete, sie hätten drei unterschiedliche Modelle im Sortiment. Er führte Bruno zu den Geräten, die verpackt in einer Vitrine ausgestellt waren. Alles Modelle der Migros-Eigenmarke Miostar zu Preisen zwischen 80 und 120 Franken. Der Verkäufer sagte: "Wir haben zwei für den Oberarm und eines fürs Handgelenk. Ein Modell kann man sogar an den Computer anschliessen, dann müssen Sie die Daten nicht selbst aufschreiben." Bruno wollte wissen, welches Gerät zu empfehlen sei, worauf der Verkäufer antwortete, Bruno solle "etwas Rechtes" nehmen. Damit beendete er das Verkaufsgespräch nach nur etwa einer Minute und verabschiedete sich. Bruno hätte gerne noch mehr gewusst, die Geräte auch gerne ausprobiert. Er fragte sich, ob die weiteren Stationen eine ausgiebigere Beratung bieten würden.

Interdiscount

Im kleinen Interdiscount-Geschäft ging Bruno wieder an den Verkaufstresen und sprach einen Verkäufer an. Auch dieser meinte, sie führten Blutdruck-Messgeräte und zeigte ihm zwei im Verpackungskarton ausgestellte Modelle der Marke Medisana für 50 beziehungsweise 80 Franken. "Wir haben ein Modell fürs Handgelenk und eines für die Schulter", sagte er zu Bruno. Der Verkäufer meinte wohl den Oberarm statt die Schulter, gab aber vor, sich auszukennen. Er sagte: "Die von Medisana kann ich wirklich empfehlen, die sind genau." Auch der Interdiscount-Verkäufer beliess es bei einer sehr kurzen Beratung und verabschiedete sich nach rund zwei Minuten.

Media Markt

Bruno ging weiter zu Media Markt. Er sprach in der Hausgeräte-Abteilung eine Verkäuferin auf seine Suche an, worauf sie ihn zu drei Modellen von Braun und einem von Beurer führte. Wieder waren alle in der Verpackung ausgestellt. Brauns Topmodell war mit 85 Franken etwa gleich teuer wie das Beurer-Blutdruck-Messgerät. Die Verkäuferin riet zum Braun-Modell. "Die Marke kennt man besser", sagte sie, ergänzte aber, dass sie das Gerät auch schon selbst ausprobiert habe. "Wir haben das meiner Schwiegermutter geschenkt und sind wirklich zufrieden damit." Sie erklärte Bruno die Bedienung und zählte die Gerätefunktionen auf, las diese aber von der Verpackungsbeschriftung ab. Bruno war trotzdem zufrieden. Er bedankte sich bei der Verkäuferin für die etwa sechsminütige Beratung und verabschiedete sich. Erstmals fiel die Beratung ausführlich und kompetent aus, wie er dachte. Doch der Fachhandel sollte diese Leistung noch übertreffen.

Euronics-Fachhändler

Im Euronics-Fachhandelsgeschäft war das aber nicht möglich. Bruno ging auf mehrere Verkäufer zu, die bei einem Verkaufstresen standen, und sprach sie auf Blutdruck-Messgeräte an. "Die führen wir nicht", antwortete einer und meinte, Bruno solle es doch in der nahegelegenen Manor-Filiale versuchen.

EP-Fachhändler

Das tat er aber nicht. Bruno ging stattdessen in ein EP-Fachhandelsgeschäft und sprach wiederum einen Verkäufer hinter dem Verkaufstresen auf seine Suche an. Auch dieses Mal hiess es: "Blutdruck-Messgeräte führen wir nicht. Versuchen Sie es doch in einer Apotheke."

Apotheke

Diesmal hörte Bruno auf den Rat des Verkäufers. Er beendete seine Mystery-Shopping-Tour mit einem Besuch in einer Dorf-Apotheke. Obwohl viele Kunden im Laden waren, kam sofort eine Verkäuferin auf Bruno zu und fragte ihn nach seinen Wünschen. Sie fand Brunos Gag-Geschenkidee aber überhaupt nicht lustig. "Als Gag-Geschenk sind Blutdruck-Messgeräte zu teuer. Es wäre schade, wenn das Gerät ungebraucht herumliegt. Ich würde ein günstiges Gerät in der Migros kaufen, die sind auch gu", sagte sie. Die Geräte der Marke Omron, die sie führten, seien sehr professionell und würden auch in Spitälern genutzt. Sie erklärte Bruno Bedienung und Funktionen der drei in der Verpackung ausgestellten Omron-Modelle zu Preisen zwischen rund 170 und 190 Franken, wollte ihm diese aber nicht verkaufen. Bruno solle doch günstigere Geräte suchen.

Fazit

Bruno folgte ihrem Rat aber nicht. Er hatte sein Fazit gezogen und beendete die Tour. Er war nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Die Auswahl an Blutdruck-Messgeräten in den besuchten Läden war bescheiden. Fachhändler boten keine an, die Discounter jeweils nur zwei bis drei verschiedene Geräte. Das trifft auch auf die besuchte Apotheke zu. Entsprechend gering war auch die Markenvielfalt, die je nach Händler zwischen einer und zwei Marken schwankte. Das ist erstaunlich, zielt doch gerade der Fachhandel auf das ältere Zielpublikum ab. Enttäuschend einfallslos zeigten sich die Verkäufer auch beim Verkaufsgespräch. Auch wenn man keine Blutdruck-Messgeräte im Angebot führt, hätte es Alternativen gegeben, fand Bruno und fragte sich, ob es keine Wearables im Angebot gegeben hätte? Ebenfalls enttäuschend fand er, dass ihm keiner der Verkäufer ein Modell vorführte. Er bekam nur Verpackungen zu sehen. So macht Shopping keinen Spass, auch wenn es nur ein Gag sein sollte, dachte Bruno.

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