Der Schweizer Hausgeräte-Markt nach dem 15. Januar

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Wie hat sich der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank auf den Elektrohausgeräte-Markt ausgewirkt? Bei welchen Gerätearten zeigen sich die Folgen besonders deutlich? Ein Überblick über den Gesamtmarkt mit Fokus auf die Brennpunkte.

Im Schweizer Hausgeräte-Markt sind die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr leicht zurückgegangen. Der Fachverband Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe Schweiz (FEA) meldet in seiner Marktstatistik ein Minus von 1,1 Prozent bei den Verkaufszahlen auf insgesamt 3'423'181 Gross- und Kleingeräte. Dies werfe angesichts der Bevölkerungszunahme Fragen auf, schreibt der Verband.

Bei den Grossgeräten gab es im ersten Halbjahr ein leichtes Plus von 2 Prozent. Vor allem die Kategorien Steamer und Steam-Kombigeräte mit einem Wachstum von 6,1 Prozent überzeugten gemäss FEA, wie auch die noch grösseren Kategorien der Wäschetrockner/Tumbler/Raumluftwäschetrockner mit 5,4 Prozent, die Waschvollautomaten mit 3,5 Prozent und die grösste Kategorie der Geschirrspüler mit 4,5 Prozent. Einen Rückgang gab es nur bei den Einbau-Backöfen mit minus 1,1 Prozent und den Gefriergeräten mit minus 2,8 Prozent weniger verkauften Einheiten.

Wichtige Gerätearten verlieren

Schlechter als die Grossgeräte schnitten die "Kleinen" ab. Während der Absatz von Mikrowellen-Geräten um über ein Viertel, der der kleinen Kategorie der Glacémaschinen um das Doppelte und die Verkaufszahlen der noch kleineren Kategorie der Brotbackautomaten um das Vierfache anstieg, rutschten einige wichtigere Gerätearten in die roten Zahlen. Insbesondere die Zahnpflegegeräte und die Ventilatoren mit jeweils fast einem Drittel weniger Einheiten.

Der FEA erklärt das negative Ergebnis mit der Zunahme des Einkaufstourismus. Das erkläre auch die unterschiedliche Entwicklung zwischen den Gross- und Kleingeräten. Kleingeräte seien aufgrund der Handlichkeit prädestiniert dafür, von Privatpersonen eingeführt zu werden. Grossgeräte seien für einen langen Transport über die Grenze wohl eher zu sperrig. Grundsätzlich stelle diese Situation Unternehmen vor grosse Herausforderungen, denn Produktpreise sowie Margen schwänden stetig, beklagt der FEA.

Dementsprechend herrscht derzeit auch wenig Optimismus in der Branche. Wie der FEA zu seinem Konjunkturbarometer schreibt, haben sich die Konjunkturdaten im zweiten Quartal des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorquartal wie erwartet nochmals verschlechtert. Insbesondere beim Faktor Bestelleingang zeigten sich die an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen unzufrieden. Mittlerweile beurteilen 19 Prozent der 37 befragten Firmen die Situation als schlecht. Im Vorquartal waren es nur 8 Prozent.

Beim Faktor Auftragsbestand melden 16 Prozent der Unternehmen eine schlechte Lage (Vorquartal 10 Prozent), beim Faktor Beschäftigungslage 8 Prozent (Vorquartal 5 Prozent). Die Ertragslage bezeichnen zwar nur noch 11 Prozent der Unternehmen als schlecht (Vorquartal 13 Prozent). Eine gute Ertragslage sehen aber nur noch 16 Prozent der Unternehmen, im Vergleich zu 20 Prozent im Vorquartal.

Schlechter Bestelleingang erwartet

Die Prognosen für das dritte Quartal versprechen kaum Besserung. Die Erklärung des FEA: der hoch bewertete Franken. Aus diesem Grund erwarten 41 Prozent der befragten Firmen eine schlechtere Ertragslage (Vorquartal 33 Prozent). Zudem erwarten nur gerade 3 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung bei der Beschäftigungslage (Vorquartal 10 Prozent). Deutlich schlechter wird auch der Bestelleingang prognostiziert. Hier rechnen 32 Prozent mit abnehmenden Werten (Vorquartal 20 Prozent). Der FEA hofft, dass die Entspannung in der Griechenland-Frage positive Auswirkungen auf die Wechselkurse und damit auf die Binnenkonjunktur haben wird.

In Europa legten die Elektroklein- und -grossgeräte im zweiten Quartal gemäss GfK jedenfalls im Vergleich zum Vorjahresquartal stark um 9 Prozent respektive 6 Prozent zu. Gefragt gewesen seien Elektrokleingeräte im höheren Preissegment und mit einer hohen Energieeffizienzklasse. Bei den Grossgeräten legten Wäschetrockner am stärksten zu.

Kaffee-Promos und die SNB

Der FEA erhebt die Daten der Hersteller, GfK Switzerland berechnet, was beim Endkunden landet. Zeigt sich bei GfK ein anderes Bild im Schweizer Markt für Elektrokleingeräte? Nein. Das Marktforschungsinstitut registriert für das erste Quartal 2015, also in der Zeit des Wirbels um den SNB-Entscheid, einen Rückgang von 4,7 Prozent gegenüber derselben Zeitperiode im Vorjahr.

Während der ersten drei Monate stieg der Absatz zwar dank gross angelegter Promotionen für Kaffeemaschinen um fast 1 Prozent. Dafür sanken die Preise um 5,6 Prozent. Dies ist laut GfK neben dem klassischen Promo-Effekt wiederum mit grosser Wahrscheinlichkeit auf die Eurofreigabe der Nationalbank vom 15. Januar 2015 zurückzuführen. Dass die Kaffeemaschinen günstiger angeboten werden, soll den Kaffeeabsatz durch die grössere Basis an Geräten steigern.

Wie GfK Switzerland schreibt, erzielten alle drei Bereiche im ersten Quartal 2015 weniger Umsatz, sowohl Personal Care, Kitchen Helps und auch Other Household. Am stärksten betroffen war mit minus 9,9 Prozent jedoch die letztgenannte Kategorie. Das einzige Highlight innerhalb dieses stark rückläufigen Bereichs sei der beutellose Staubsauger (Floorcare bagless) mit einem Umsatzplus von 2 Prozent. Wie schon letztes Jahr habe der Roboterstaubsauger seinen Reiz verloren und büsste im ersten Quartal 13 Prozent Umsatz ein. GfK bemängelt fehlende Innovationen am Markt.

Trotz starken Zuwächsen bei den Ventilatoren (Electric Fans) sei diese Bewegung noch vernachlässigbar. In diesem Segment habe sich der Markt in einer Zwischensaison befunden und erst ab Mai bei steigenden Temperaturen richtig loslegen können. Der Bereich Personal Care wies im ersten Quartal einen Rückgang sowohl beim Umsatz (minus 3 Prozent) wie auch beim Absatz (minus 1 Prozent) aus.

Die Highlights macht GfK im Bereich Damenhaarentfernung (Epilatoren, IPL) aus, wobei hier auch das Wetter eine wichtige Rolle spiele. Ebenfalls stetig an Bedeutung gewinne die Zahnhygiene (Dental Care). Der Anteil der Herrenrasierer sei dafür in den vergangenen Jahren zurückgegangen, Mann trägt offenbar wieder Bart. Im Bereich Kitchen Helps fielen ausser den Kaffeemaschinen zu Promo-Preisen auch die Küchenmaschinen mit einem Absatz-Plus um 17 Prozent sowie die Liquidiser inklusive Smoothie-Maker auf. Im Sommer bei höheren Temperaturen dürften diese Zahlen nochmals gestiegen sein.

Starkes Vorjahr dank neuer Kategorie

Im Vorjahreszeitraum von Januar bis März 2014 resultierte noch ein Plus von 4,5 Prozent, im gesamten vergangenen Jahr noch eines von 3,3 Prozent auf 446 Millionen Franken Umsatz, meldet GfK. Die Statistiker erklären: "Seit dem Jahr 2014 erfassen wir neu die Warengruppe Waterfilters, die innerhalb des Bereichs Kitchen Helps geführt wird. Dies ist sicherlich auch mit der Grund für den starken Zuwachs per Ende 2014 gegenüber 2013." Die neu erhobene Warengruppe der Wasserfilter machte denn auch im ersten Quartal 2015 bereits einen Anteil von fast 4 Prozent des Gesamtmarkts aus, Tendenz steigend.

Die zwei Jahre davor erlebte der Kleingeräte-Markt hingegen jeweils ein leichtes Minus von 1,5 respektive 2,2 Prozent. In der Mehrjahresansicht entwickeln sich einige Warengruppen stärker als andere. Allen voran die Staubsauger, deren Anteil von 21,3 Prozent im Jahr 2011 auf 24,7 Prozent im ersten Quartal 2015 stieg. Grund dafür sind laut GfK grossangelegte und happige Promotionen, die nicht nur den Absatz, sondern auch den Umsatz positiv beeinflussten.

Auf der anderen Seite steht der Kaffeemaschinenmarkt. Dieser Markt sei durch die ebenfalls massiven Promotionen in den Jahren 2011 und 2012 bis heute gesättigt. Online lag der Anteil im ersten Quartal des Jahres 2015 bereits bei 13,9 Prozent – Tendenz weiterhin stark steigend. Den grössten Anteil machten dabei hochpreisige Geräte aus, darunter Staubsauger inklusive Roboterstaubsauger, aber auch Lebensmittelzubereitungsgeräte. Gegenüber dem ersten Quartal 2013 verdoppelte sich dieser Anteil nun nahezu.

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