Nummer eins um jeden Preis
Der Schweizer TV-Markt hat den digitalen Wandel vollzogen. Nun geht es um den Platz an der Sonne. UPC Cablecom und Swisscom liefern sich einen erbitterten Kampf um die Nummer eins im Markt.


Das Sehverhalten der TV-Zuschauer hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Statt wie früher analog in die Röhre zu gucken, wird heute hauptsächlich digital auf dem Flachbildschirm ferngesehen.
Die Vorteile von Digital-TV sind nicht von der Hand zu weisen: Digital-TV bietet immer mehr Sender, darunter viele Nischensender, zeitversetztes Fernsehen, das laut Mediapulse immer häufiger genutzt wird, ein wachsendes Video-on-Demand-Angebot, Second-Screen-Anwendungen für Smartphone und Tablet sowie den neuen "Teletext 2.0" mit der Bezeichnung HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband Television), den SRF Anfang vergangenen Dezember eingeführt hat.
All dies führt dazu, dass Digital-TV seinen Durchbruch erlebt. Besonders deutlich zu beobachten ist die digitale Entwicklung beim Fernsehen über den Kabelanschluss (DVB-C). Ende 2012 nutzten von den 2,75 Millionen Kabel-TV-Kunden laut Swisscable mehr als 2,5 Millionen digitales Kabelfernsehen. Noch ein Jahr zuvor waren es erst 900'000 Kunden gewesen. Die Anzahl Kunden mit Kabelfernsehen (analog und digital) blieb in den vergangenen zehn Jahren konstant bei rund 2,75 Millionen.
Obwohl der analoge Anteil mittlerweile schwindend gering ist, schreibt Swisscable analoges Fernsehen nicht ab, sondern rechnet ihm Chancen in einer Nische zu. Die meisten Kabelnetze sollten trotz Umstellung auf Digital-TV ein analoges Basisangebot beibehalten, glaubt der Verband.
Streit um Marktführerschaft
Die Kabelnetzanbieter wie Quickline oder GGA Maur ohne UPC Cablecom kamen gemäss Zahlen von Swisscom Ende des dritten Quartals des vergangenen Jahres insgesamt auf einen Marktanteil von 25 Prozent. Ihr Anteil stieg von 2008 bis 2011 von 163'000 auf 481'000. Im Jahr 2012 verdoppelten sich die Zahlen nahezu auf 1'052'000 Anschlüsse, gingen im vergangenen Jahr aber wieder leicht um 30'000 Anschlüsse zurück.
UPC Cablecom macht gemäss Zahlen von Swisscom rund ein Drittel des gesamten Schweizer Digital-TV-Marktes aus. So sieht sich UPC Cablecom denn auch als Marktführer. "UPC Cablecom verfügt in der Schweiz über 1,43 Millionen aktive Digital-TV-Anschlüsse", erklärte Pressesprecher Andreas Werz auf Anfrage. 2008 versorgte UPC Cablecom noch 347'000 Anschlüsse – UPC Cablecom konnte die Kundenzahl also vervierfachen.
Dennoch sieht sich auch Swisscom seit zwei Jahren als Marktführerin im Digital-TV-Bereich. Sie konnte laut eigener Aussage Anfang des Jahres den millionsten Digital-TV-Kunden verzeichnen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 200'000 neue Digital-TV-Kunden dazugewonnen.
Warum sich Swisscom trotzdem als Marktführerin sieht, obwohl sie 400'000 weniger Digital-TV-Kunden als UPC Cablecom hat, erklärt Swisscom-Sprecher Olaf Schulze auf Anfrage wie folgt: "UPC Cablecom hat im vierten Quartal 2012 die digitale Grundverschlüsselung aufgehoben. Von den 1,4 Millionen Kunden per Ende September 2013 weist UPC Cablecom (beziehungsweise Liberty Global) rund 809'000 Kunden aus, die keine Set-top-Box beziehungsweise kein Digitalabo von UPC Cablecom haben und folglich auch keine monatlichen Gebühren bezahlen. Dies entspricht dem kostenlosen TV-light-Angebot von Swisscom. Die Information, wie viele dieser Kunden das digitale Angebot tatsächlich nutzen oder nach wie vor analog TV schauen, liegt uns nicht vor."
UPC Cablecom kann nicht mit Bestimmtheit sagen, dass über all diese digitalen Anschlüsse auch tatsächlich (digitales) Fernsehen geschaut wird, ausser es hängt eine von UPC Cablecom gelieferte Set-top-Box zwischen Buchse und Fernseher. Und eine Set-top-Box ist nicht zwingend nötig, da jeder moderne Fernseher mit DVB-C-Tuner das digitale Grundangebot von UPC Cablecom empfangen kann. Die Kosten für diesen Anschluss betragen in der Regel 28,40 Franken pro Monat und sind bei Mietwohnungen meistens in den Nebenkosten enthalten.
Premiumkunden im Fokus
Bei Swisscom TV hingegen ist eine Set-top-Box von Swisscom zwingend. Zudem setzt das günstigste Angebot, Swisscom TV light, einen Festnetzanschluss (beispielsweise Economy Line für 25,35 Franken pro Monat) und einen Internetzugang (mindestens DSL mini für 34 Franken pro Monat) von Swisscom voraus. Im Light-Paket "Vivo Casa" ohne Festnetztelefonie sind es 54 Franken plus 39 Franken Set-up-Gebühr. Swisscom sieht sich also bei den Premiumkunden als Marktführer.
Ein grosser Vorteil von Swisscom ist die Mehrheit am Teleclub-Betreiber Cinetrade. So kann Swisscom seinen Kunden exklusive Live-Übertragungen anbieten. Dieses Alleinstellungsmerkmal könnte Swisscom aber abhanden kommen. Die Wettbewerbskommission prüft auf Druck der Kabelnetzbetreiber einen möglichen Missbrauch durch Swisscom. Das Verfahren ist noch hängig. Die Verträge zwischen Swisscom und Teleclub laufen aber im Jahr 2016 aus.
Der dritte grosse Telko mit eigenem Digital-TV-Angebot, Sunrise, folgt mit seinem Angebot Sunrise TV mit weitem Abstand auf Swisscom und UPC Cablecom. Sunrise TV verzeichnete laut Sprecherin Géraldine Mathys im dritten Quartal 2013 einen Zuwachs von 7500 auf insgesamt 65'600 Kunden und macht nur rund 2 Prozent des Gesamtmarktes aus.
IPTV im Hoch
Der Trend zu Digital-TV wird nicht nur durch den laufenden Umstieg auf digitales Kabelfernsehen verstärkt. Auch digitales Pay-TV übers Internet (IPTV) wird immer stärker genutzt. Laut den Marktforschern von ABI Research nutzten im vergangenen Jahr weltweit 92 Millionen IP-Pay-TV, was einem Wachstum von 18,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese hätten insgesamt 37,2 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Bis im Jahr 2019 soll die Anzahl Nutzer auf 161 Millionen anwachsen. Andere Verbreitungsarten wie digitales Fernsehen mit erdgebundener Verbreitung (DVB-T) sind laut den Marktforschern hingegen stark rückläufig, auch in Europa.
Ebenso ist der Anteil von Satelliten-TV (DVB-S) rückläufig, auch in der Schweiz. Zwar legte diese Empfangsart gemäss Zahlen von Swisscom seit 2008 in der Schweiz kontinuierlich zu, von 522'000 Anschlüssen im Jahr 2008 bis auf 730'000 Anschlüsse im Jahr 2012. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Anschlüsse aber erstmals wieder um rund 10'000 zurück. Demzufolge macht Digital-TV über DVB-S noch rund 17 Prozent des Gesamtmarktes aus. Das erstaunt, bietet Satellitenfernsehen doch mindestens gleich gute Qualität.
Konkurrenz aus dem Ausland
Die grossen Namen im Schweizer TV-Markt teilen den TV-Kuchen also praktisch unter sich auf. Der Kampf um die Vorherrschaft ist hart, sagt Ramòn Amat, Gründer des Cyberlink-Spin-offs TV Factory. Er glaubt deshalb, dass sich das TV-Geschäft auf die Glasfasernetze verlagern wird. TV Factory bietet digitale Fernsehlösungen im B2B-Bereich für ISPs, Glasfasernetz- und Kabelnetzanbieter.
Doch den grossen drei Telkos droht auch Ungemach aus dem Ausland. Amazon dürfte Gerüchten zufolge noch im ersten Quartal ein eigenes Video-on-Demand-Angebot lancieren. Der Streaming-Dienst Netflix könnte noch in diesem Jahr in die Schweiz kommen, zumindest hat das Unternehmen für Europa Wachstumspläne bekannt gegeben. Netflix mischte den amerikanischen TV-Markt mit seinem unbegrenzten Angebot an Serien und Filmen für umgerechnet 8 Franken im Monat mächtig auf. Auch wird spekuliert, dass Google eine eigene Set-top-Box auf den Markt bringen will, die zwar kein Live-TV zeigen, aber Filme per Netflix oder Hulu streamen können soll.

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