Japans CE-Krise
Ein BBC-Journalist ist in Tokyo auf Ursachenforschung für den desaströsen Zustand der japanischen CE-Industrie gegangen. Doch nicht allen japanischen CE-Firmen geht es schlecht, wie das Beispiel von Hitachi zeigt. Lernen will Japan auch von der Schweiz.
Japans CE-Branche war einst weltweit tonangebend. Was Sony, Panasonic oder Sharp entwickelten, verkaufte sich wie wild. Doch die Zeiten scheinen vorbei, seit mehreren Jahren schreiben Japans grosse Player Milliardenverluste.
Sony könnte dieses Jahr zwar wieder einen kleinen Profit erzielen, den ersten seit 2008, aber für Panasonic wird ein Verlust von umgerechnet rund 8,5 Milliarden Franken erwartet. Und bei Sharp ist die Lage so bedrohlich, dass ein Weiterbestehen über das laufende Jahr hinaus ohne finanzielle Zuschüsse unmöglich scheint.
Samsung und Apple vor der Haustür
Wie konnte es so weit kommen? BBC-Journalist Rupert Wingfield-Hayes begab sich auf Ursachenforschung in Tokyo. Als Wingfield-Hayes die Tokioter U-Bahn betrat, wovon die meisten Züge mit 3G-Empfängern ausgerüstet sind, erblickte er zahlreiche Passagiere mit einem Smartphone in der Hand. Zwar sind Telefonate während der Fahrt verboten, aber seine Sitznachbarn hätten fleissig SMS geschrieben. Vier von fünf Nutzern in seinem Abteil hätten ein iPhone in der Hand gehabt, zählte er. Da sei ihm klar geworden, dass die Tentakel von Samsung und Apple bis vor Sonys Haustüre reichten.
Doch neben dieser starken Konkurrenz gibt es weitere Gründe für den Rückgang von Japans CE-Branche, glaubt Ökonom und Experte für den japanischen Technologiesektor Gerhard Fasol. Die Japaner hätten die digitale Revolution verschlafen. Zwar würden sie komplexe elektrische Maschinen produzieren, diese enthielten aber keine Software, wie er am Beispiel des Sony Walkmans erklärt. Heutzutage werde Geld mit Software verdient.
Schnitt im CE-Bereich
Zudem würden viele Hersteller wie Apple ihre Produktion etwa nach China oder Taiwan auslagern, um Kosten zu sparen und die Profitrate zu steigern. Von den produzierten iPhones würden nur etwa drei Prozent des Gerätewertes in China bleiben, während Apple Profitmargen von mindestens 50 Prozent erziele.
Hiroaki Nakanishi, seit drei Jahren Präsident von Hitachi, trat seine Stelle an, als der Konzern ebenfalls tiefrote Zahlen schrieb. Im Interview mit BBC-Reporter Wingfield-Hayes erklärt Nakanishi, wie er Hitachi wieder auf die Spur brachte. "Auf unjapanische Art", wie er sagt. Er schnitt alte Zöpfe ab und trennte sich von verlustträchtigen Sparten. Viele aus dem CE-Bereich.
"Heute kann jeder Fernseher herstellen"
Die Digitalisierung habe zur Folge gehabt, dass für die Produktion eines grossen und qualitativ guten Fernsehers nur noch ein Chip benötigt werde. "Das bedeutet, dass heute jeder Fernseher herstellen kann." Nakanishi meint damit Hersteller aus Korea und China. Heute ist nicht mehr die beste Technologie, sondern die beste Verkaufs- und Marketingstrategie entscheidend, klagt er. Deshalb habe sich Hitachi für die Aufgabe solcher Industriezweige entschieden und entwickelt heute schwere Geräte wie etwa Gasturbinen oder ganze Zugkompositionen.
Vor allem in Entwicklungsregionen, wo das nötige Know-how für grosse Infrastruktur-Projekte fehle, könne Hitachi mit dem Verkauf von Geräten, Plänen oder auch der Finanzierung von ganzen Projekten wachsen. Auch andere japanische Hersteller könnten diesen Weg gehen und Kerngeschäfte aufgeben.
Amerika und die Schweiz
Panasonic gab etwa vergangene Woche bei der Vorstellung der mittelfristigen Sanierungsstrategie bekannt, sich von verlustbringenden Geschäften trennen zu wollen und peilt damit wahrscheinlich eine Restrukturierung des TV-Geschäfts an. "Der Rückzug ist die letzte Möglichkeit", sagte Panasonic-CEO Kazuhiro Tsuga vielsagend. Sony macht heute gemäss Wingfield-Hayes mehr Geld mit Lebensversicherungen als mit elektronischen Geräten.
Japans Industrie müsse von Amerika lernen. "Es ist kein Zufall, dass viele der erfolgreichsten Unternehmen im Silicon Valley liegen", glaubt Ökonom Fasol. Auch andere Länder sieht Fasol als Vorbilder. Japan müsse ein "Brain Country" wie die Schweiz oder England werden. Das Land habe viele gut ausgebildete und clevere Leute, dieses Potenzial müsse nur noch genützt werden.

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