Marktreport

Wie es der Eventbranche während und nach der Pandemie geht

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Die Schweizer Eventbranche hat stürmische Zeiten hinter sich. Die Auswirkungen der Pandemie sind bis heute ersichtlich. Insbesondere in Bezug auf Personalbestand und Umsatz hinterliessen die Jahre 2020 und 2021 Spuren. Die betroffenen Unternehmen blicken trotzdem positiv in die Zukunft.

(Source: Zamrznuti tonovi - stock.adobe.com)
(Source: Zamrznuti tonovi - stock.adobe.com)

Die Pandemie hat die Eventlandschaft stark in Mitleidenschaft gezogen. In den Jahren 2020 und 2021 hatte die Branche aufgrund der Eventverbote stillgestanden. Vergangenes Jahr war sie von Umsatzeinbussen und Fachkräftemangel geplagt, wie die "Event Trend Studie Schweiz 2022" zeigt. Doch es ist nicht alles grau am Schweizer Event-Himmel. «Unsere Branche hat sich in den vergangenen zwei Jahren infolge der Krise markant verändert. Die Auswirkungen sind nach wie vor gross, der Grossteil unserer Mitglieder blickt unterdessen aber mit Zuversicht für das Live-Format nach vorne», sagt Daniel Wyss, bis vor Kurzem Vorstandsmitglied von Expo Event Swiss Livecom Association. 

Bei der Hälfte der befragten Unternehmen aus der Branche reduzierte sich der Personalbestand von 2020 bis 2021. Sie verloren im Durchschnitt drei Mitarbeitende. Bei 38 Prozent der Unternehmen blieb der Personalbestand gleich und lediglich 12 Prozent stellten neue Mitarbeitende ein – im Durchschnitt zwei Personen pro Betrieb. Laut Studie rechnet ein Grossteil der Befragten mit einem Mitarbeitendenzuwachs in diesem oder im nächsten Jahr. Die Branche setzt im Allgemeinen stark auf Freelancer. 93 Prozent der Unternehmen arbeiten bereits mit solchen zusammen. Die Studienautoren gehen daher davon aus, dass auch der Bedarf an Freelancern zunehmen wird. Die Unternehmen sorgen zudem selbst für Fachkräfte-Nachwuchs. Ein Drittel der Befragten bildete im vergangenen Jahr Lernende aus, während knapp 90 Prozent angaben, generell Angebote für Praktikantinnen und Praktikanten sowie für Lernende zu haben.  

Mehr als 50 Prozent Umsatzeinbruch 2020 

Den stärksten Umsatzeinbruch erlitt die Branche im Jahr 2020. So sank der Umsatzmedian von insgesamt 1,4 Millionen im Jahr 2019 auf 600 000 Franken im darauffolgenden Jahr. Laut Studie brach der Umsatz in allen Unternehmen um mehr als die Hälfte ein. Zwar stieg der Umsatzmedian 2021 leicht an und wuchs 2022 auf rund 1 Million Franken, ist damit aber noch immer 400 000 Franken unter dem Wert des Vorpandemiejahrs 2019. Gemessen am Umsatz lasse sich ausserdem eine Verschiebung der Unternehmensgrössen beobachten. So nahm der Anteil der Unternehmen mit einem Umsatz unter 1 Million Franken 2020 und 2021 stark zu. Hatte 2019 nur ein Drittel der Unternehmen weniger als 1 Million Franken Umsatz, waren es in den Pandemiejahren über die Hälfte.  

(Source: zVg)

Aufgrund der Eventverbote konnten die Unternehmen viele Aufträge nicht umsetzen. Bei Projekten unter 50 000 Franken Umsatz fiel im Schnitt die Hälfte weg. Trotzdem machten die Befragten 2020 und 2021 den meisten Umsatz (56 Prozent) mit physischen Events. Der Rest setzt sich aus virtuellen und hybriden Events zusammen. Viele Unternehmen ergänzten daher während der Pandemie ihr Geschäftsmodell mit diversen Onlinetechnologien. Insgesamt ist hierbei Livestreaming die bevorzugte Technologie. Weitere bedeutende Technologien sind Audio- und Videoproduktionen sowie Bilder- und Videoportale. Insgesamt geben 43 Prozent aller Befragten an, neue Geschäftsfelder erschlossen zu haben. Unabhängig vom Durchführungsmodus bilden Public Events und Firmen- respektive Mitarbeitendenevents den grössten Teil des Umsatzes. In etwas geringerem Umfang sind Spezialmessen oder Fachkongresse, aber auch Publikumsmessen oder Generalversammlungen vertreten.

Bezüglich Umsatz und Anzahl der durchgeführten Veranstaltungen war 2022 ein gutes Jahr für die Branche und auch 2023 läuft bisher – für einige überraschenderweise – gut. Das bestätigt unter anderem der Präsident des Schweizer Verbands technischer Bühnen und Veranstaltungsberufe (SVTB), Jörg Gantenbein, im Interview.

Zurückhaltung bei Ausschreibungen

Die Herausforderung der Pandemiezeit lasse sich auch an der Teilnahme an Ausschreibungen erkennen. Insgesamt nahm nur die Hälfte aller Befragten an Pitches teil. Im Durchschnitt präsentierten sie neun Angebote. Mehr als die Hälfte aller Pitches wurde den Unternehmen gemäss Studie überhaupt nicht vergütet. Für jede fünfte Angebots­präsentation erhielten sie ein Honorar von bis zu 1000 Franken. 

An der "Event Trend Studie Schweiz 2022" nahmen Mitglieder der drei Organisationen Expo Event Swiss Livecom Association, Schweizer Verband technischer Bühnen und Veranstaltungsberufe (SVTB) und Verein Schweizer Stadion- und Arenabetreiber (VSSA) teil.  

Mehr Veranstaltungen im vergangenen Jahr als 2019

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Veranstaltungsbranche zeigen sich auch im Index der Swiss Music Promoters Association (SMPA). Die Mitglieder des Verbands setzen rund 80 Prozent der in der Schweiz verkauften Konzert-, Show- und Festivaltickets ab. Gemäss Index fanden mit über 2320 Events 2022 mehr Veranstaltungen als im Jahr 2019 statt (2088 Events). Die Anzahl der Besucherinnen und Besucher war im vergangenen Jahr mit rund 4,4 Millionen jedoch geringer als 2019. Damals nahmen rund 5,6 Millionen Menschen an Events teil. Entsprechend geringer fiel auch der Bruttoumsatz aus. Im Vorpandemiejahr lag er bei 401,6 Millionen Franken. 2022 waren es gerundet 382 Millionen Franken. Das, obwohl der durchschnittliche Ticketpreis um knapp 8.60 Franken stieg – von 77.93 im Jahr 2019 auf 86.51 Franken im vergangenen Jahr. 

(Source: zVg)

Betrachtet man die Veränderungen von 2021 zu 2022 so sind diese markant. Die Anzahl der Veranstaltungen stieg um 228 Prozent – von 708 auf 2321. Die Anzahl der Eventteilnehmenden stieg mit 520 Prozent gar noch ­stärker von gerundet 705 000 auf die ­erwähnten rund 4,4 Millionen Personen. Der Umsatz, der 2021 bei knapp 660 000 Franken lag, wuchs um 378 Prozent und der durchschnittliche Ticketpreis stieg um 12,6 Prozent an.

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